Ich kannte ihn nur aus dem Fernsehen. Und zwar nicht aus der „Tagesschau“ oder dem „Tatort“. Sondern aus „Deutschland sucht den Superstar“ und dem „Dschungelcamp“. Ich bin ehrlich: Dass Carsten Spengemann ein so guter Typ ist und auch noch sehr viel Football-Sachverstand hat, wusste ich nicht. Jetzt weiß ich es.

Seit April ist der Moderator und Schauspieler regelmäßig in den Live-Sendungen der „Footballerei“ zu Gast. Das nächste Mal am kommenden Montag. Zu unserem Motto „NFL frei Schnauze“ passt Spenge wie die Faust aufs Auge. Schlagfertig, witzig, meinungsstark – der Defensive Coordinator vom Football-Team Hamburg Ravens hat Ahnung und kennt sich aus in unserer Lieblingsliga. Er verfolgt sie seit mittlerweile 30 Jahren intensiv.

„Um früher NFL-Spiele sehen zu können, habe ich mir VHS-Kassetten bei der Videoversand-Firma Pontel ausgeliehen“, erinnert sich Spengemann. „Heute wird man mit Infos aus dem Netz nur so überschüttet. Herrlich. Ich sauge alles auf, was ich aus der NFL bekomme. Für mich ist das die geilste Liga der Welt.“

Für uns zählt Spenge seine aktuellen Top 5 und Flop 5 aus der NFL auf.

Aktuell IN ist für Spengemann

@ James Harrison. „Weil der Linebacker der Pittsburgh Steelers die größte Kraft-Maschine der NFL ist. Während andere dekadente Shopping-Trip-Videos posten, sieht man ihn jeden Tag beim fast schon unmenschlichen Training, um topfit für die neue Saison zu sein. Und das im zarten Alter von 39. Respekt! Der Typ ist ne Rakete.“

@ Odell Beckham Junior. „Ja, er kokettiert mit dem Rampenlicht und ist mit Sicherheit eine Diva, die nach Touchdowns die Sau rauslässt und nach Niederlagen die beleidigte Leberwurst spielt. Und doch hat er offenbar das Herz am rechten Fleck. Denn wer auf eigene Kosten durch die halbe USA reist, um einen schwerkranken kleinen Fan im Krankenhaus zu besuchen, hat von seinen Eltern doch die richtigen Werte mit auf den Weg bekommen…“

@ Adam Zaruba. „Unfassbar, der Typ. Der ist seit Jahren eine der Stützen des kanadischen Rugby-Teams. Dann stellt er sich mal ein Wochenende zum Probetraining bei den Philadelphia Eagles vor – und steht am Ende mit einem Dreijahresvertrag als Tight End da.“

@ Die Preispolitik der Atlanta Falcons. „Ihre neue Arena, das Mercedes-Benz Stadium, wird die beste und teuerste der Welt. Trotzdem werden die Preise für Drinks und Snacks im Liga-Vergleich unterdurchschnittlich sein. In Zeiten, in denen man das Gefühl hat, man muss einen Kleinkredit aufnehmen, um sich als US-Bürger außer der Reihe mit seiner Familie ein NFL-Spiel anzusehen zu können, ist das ein großartiges Geschenk an die Fans. Wer sich bei den New England Patriots eine Cola, ein Hot Dog und ein Bier bestellt, muss 22 Dollar dafür bezahlen. Bei den Falcons kostet dieser ‚Dreier’ hingegen nur 9 Dollar. Der durchschnittliche Eintrittskarten-Preis in der NFL beträgt 92 Dollar. In Atlanta nur 78 Dollar. Stark!“

@ Spieler mit Ecken und Kanten. „In der aktuellen Top 25 Spielertrikot-Verkaufsliste des offiziellen NFL-Shops belegt Marshawn Lynch Platz 1. Auf Rang 10 steht Rob Gronkowski. Und bereits auf Platz 17 folgt Colin Kaepernick. Bei der Veröffentlichung dieser Liste hat Commissioner Roger Goodell bestimmt hektische Flecken im Gesicht bekommen. Die Fans haben halt ihre eigene Meinung und mögen offenbar Spieler mit Ecken und Kanten anstatt glatt gebügelter Typen. Wenn Marshawn „I am just here so i don’t get fined“ Lynch sogar in den Bundesstaaten Washington und Arizona das meistverkaufte Jersey ist, würde ich mir als GM der Seahawks und Cardinals die Krätze ärgern…“

Aktuell OUT ist für Spengemann

@ Jared Goff. „Noch nicht wirklich was in der NFL geleistet, aber schon leben wie ein ganz Großer. Die Bilder vom Barbecue in seinem Haus wurden sogar von gestandenen Teamkollegen mit einem virtuellen Kopfschütteln versehen… Da hat wohl einer die Bodenhaftung verloren.“

@ Tamba Hali. „Der Linebacker-Veteran, einer der Leistungsträger der Kansas City Chiefs, hat seinen Klub via Twitter bepöbelt. Speziell als Leader einer Mannschaft sollte man Probleme, die man mit Mitspielern hat, nicht in den sozialen Medien diskutieren, sondern „Mann“ genug sein, das von Angesicht zu Angesicht zu klären.“

https://www.instagram.com/p/BWhD7XFgxE6/?taken-by=tambahali

@ Die Patriots-Lobhudelei. „Die ganzen Experten, die die Patriots jetzt schon wieder im nächsten Super Bowl sehen und sogar von einer Perfect Season sprechen und schreiben, sind für mich völlig daneben. Ohne Frage, Coach Belichick ist einer der größten aller Zeiten. Und über die Klasse von Tom Brady brauchen wir auch nicht zu diskutieren. Wenn alles klappt, sind die Patriots natürlich das Team, das es zu schlagen gilt. Aber ihre Gegner sind nun wirklich alles andere als Nasebohrer, Turnbeutelvergesser oder Sesselpupser. In einer Kollisionssportart, in der allespassieren kann, einem Team einen unbeschadeten Weg ins Finale vorherzusehen, ist einfach unseriös und mehr als gewagt.“

@ Die New York Jets. „Ein solcher Ausverkauf aller Leistungsträger und Franchise-Gesichter gleicht ja schon fast einer Kapitulation. Als Dauerkartenbesitzer würde ich vor dem Front Office des Teams demonstrieren gehen, um meinen Unmut zu äußern. Na dann, liebe Jets, mögen die Spiele um den Top Pick in 2018 beginnen.“

@ Dez Bryant. „Dessen Aussage, niemand repräsentiere den Stern der Dallas Cowboys besser als er, ist eine Frechheit. Gesundes Selbstbewusstsein ist ja immer gut. Aber so überhebliche Sprüche würde ich als Coach meinen Jungs mit ‚Belohnungen’ in Form von Extra Platzumrundungen austreiben. Vor allem, weil Dez Bryant vergisst, dass gestandene Kerle wie beispielsweise Jason Witten schon vor ihm da waren und sich auf und abseits des Rasens immer die eigene Sitzgelegenheit für das Team aufgerissen haben. Von Jungs wie Tyron Smith will ich gar nicht anfangen. Schade, dass Dez meint, das Wort ICH sei ein Teil des Wortes Team…“

 

Foto-Quellen: Timo Stein, Instagram

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