Die Pro Football Hall of Fame ist seit dem Wochenende um sieben verdiente Mitglieder reicher. Die sieben neuen Goldjacketträger spiegeln perfekt wider, dass es in der Ruhmeshalle nicht nur um Trophäen, Ringe und Zahlen geht – sondern auch um Typen, ihre Geschichten und um Führungspersönlichkeiten. Und genau aus diesem Grund werden es die fünf Herren, die ich euch heute vorstelle, nie in die Hall of Fame schaffen!

Jedes Jahr streiten sich die Experten darüber, wer vom Komitee der Hall of Fame zurecht oder unrecht aufgenommen wurde. Selten waren die Diskussionen aber so hitzig wie im Zuge der Klasse von 2017. Immerhin schafften es ein Kicker, ein semi-beliebter Owner und zwei Spieler in die Ruhmeshalle, die gerade einmal sieben Jahre in der NFL gespielt haben. Die sechs Herren, die aufgrund ihrer Laufbahn als Spieler das goldene Jackett übergestreift bekommen haben, haben zusammen lediglich drei Super Bowls gewonnen!

Übersetzt heißt das, dass es in der Bewertung der Hall of Fame weniger darum geht, wie oft ein Spieler den Super Bowl gewonnen hat, sondern viel mehr geht es darum, wie dominant ein Spieler auf seiner Position war, wie sehr er seine Zeit – seine Ära – geprägt hat.

Auch in unserer Community wurde heiß darüber diskutiert, welcher noch aktive Spieler ein zukünftiger Hall of Famer sein wird. Da fielen die üblichen Namen, meist waren es Spieler, die mehr im Rampenlicht stehen. An Tom Brady kommt man nicht vorbei. Auch ein J.J. Watt ist ein dominanter Spieler seiner Zeit. Aaron Rodgers ist in meinen Augen allein von seinem Skill Set und seiner Dominanz auf dem Feld ein Hall of Famer.

Aber es sind eben nicht nur die Superstars, über die man reden sollte. Offensive Tackle Joe Thomas gehört in die Hall of Fame. Warum nicht auch Defensive End Dwight Freeney? Oder der wohl dominanteste Special-Teamer der vergangenen 20 (!) Jahre: Punter Shane Lechler.

30. These: Diese 5 schaffen es nie in die Hall of Fame!

Das große Problem, welches uns diesseits der 2000 wiederfährt, ist die Explosion von Offensivrekorden in der NFL. Es gibt aktuell zehn Receiver, die mehr Yards pro Spiel erzielen als es Jerry Rice getan hat – und trotzdem wird keiner der zehn Spieler als dominanter gelten als Rice. Noch schlimmer ist es bei den Quarterbacks, wo quasi jede Woche neue Rekorde aufgestellt werden. Was einem Dan Marino seinerzeit als Einzigem gelang, schafft heute gefühlt jeder vierte Spielmacher. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass all diese QBs automatisch in die Hall of Fame kommen. Denn selbst wenn der eine oder andere von ihnen schon den Super Bowl gewonnen hat (im Gegensatz zu Marino), blickt das HOF Komitee eben immer auf die „Zeichen der Zeit“.

Aber ich will euch heute nicht mit einer Auflistung meiner Top5 NFL „Geheimwaffen“ für die Hall of Fame langweilen. Heute will ich euch in gewohnter Stolle-Manier fünf Männer aufs Brot schmieren, die zwar auf den ersten Blick wie lecker Aufstrich für die Ruhmeshalle aussehen, doch in Wahrheit sind sie mit Fibronil versetzter Eiersalat. Also ab in die Tonne damit!

Eli Manning – Quarterback – Giants

Ja, Eli Manning hat zwei Super Bowls gewonnen – genauso viele wie sein hochdekorierter Bruder Peyton und Ben Roethlisberger und zudem mehr als Aaron Rodgers oder Drew Brees. Und doch ist Manning in meinen Augen weit entfernt von den sogenannten „Elite“ Quarterbacks. Denn für mich ist Eli ein Guter – nicht mehr und nicht weniger. Er hat die achtmeisten Yards aller QBs geworfen (ein weiterer Beleg des Rekord-Wahns in jüngerer Vergangenheit), aber er wirft im Schnitt weniger Yards pro Spiel als – jetzt kommt’s – Blake Bortles.

Und das ist nur eines von unzähligen Beispielen, die es unglaublich schwermachen, Eli zu bewerten. Auf der einen Seite hat er seit 2005 JEDES Spiel für die Giants bestritten. Auf der anderen Seite lag sein Quarterback Rating in neun Jahren unter 90. Selbst Matt Schaub hat ein besseres Karriere-Rating als Eli. Da waren die beiden MVP-Ehrungen in den Super Bowl-Siegen. Aber zumindest die erste Auszeichnung fühlte sich schon direkt nach dem Schlusspfiff unwirklich an. Schließlich sind 19 von 34 Pässen für 255 Yards mit 2 TD und einer INT bestenfalls Durchschnitt.

Seine Completion Percentage von 59,7 ist für einen Quarterback unserer Zeit, in der kurze und sichere Pässe das A und O sind, einfach nicht wirklich gut. Und dann wären da noch die 215 Interceptions. Einzig in seiner Rookie-Saison, in der er nur sieben Starts hatte, warf er weniger als 10 Picks. Hinzu kommen 104 Fumbles (46 Lost).

Die einzigen beiden Quarterbacks unserer Zeit, die mehr Interceptions geworfen haben, sind Bruder Peyton und Drew Brees. Beide weisen aber auch wesentlich bessere Werte in puncto Touchdowns, Yards, Rating und Completion Percentage auf. Und genau die beiden waren – ebenso wie Roethlisberger und Rodgers – weit mehr als „nur“ Quarterback und Statistiklieferant ihres Teams. Sie waren die unangefochtenen Leader. Sie haben ihr Team auf dem Rücken getragen – wieder und wieder. Eli war für mich nie dieser Spieler und deshalb wird er im Vergleich mit diesem Quartett den Kürzeren ziehen und kein goldenes Jackett bekommen.

Frank Gore – Running Back – Colts, 49ers

Ich gebe es zu: Diese Prognose ist gewagt. Schließlich wäre Gore unter den Running Backs mit den meisten Yards der einzige aus den Top10, der nicht in die Hall of Fame kommen würde. Doch die Zeiten sind härter geworden für Running Backs, wenn es um die Aufnahme in die Ruhmeshalle geht. Ebenso wie in der NFL werden Rusher nicht mehr so hoch angesehen wie das früher der Fall war.

Die Liste derer, die nicht in der Hall sind, ist erschreckend lang. Ihr wollt Beispiele? Könnt ihr haben:
Roger Craig: 3 Super Bowl Ringe mit den 49ers; erster RB mit mehr als 1.000 Yards Rushing und Receiving in einer Saison (1985), spielte jedes Jahr seiner Karriere in den Playoffs
Herschel Walker: erzielte 25.283 Total Yards in NFL und USFL; mehr als jeder andere Profi
Edgerrin James: immerhin Nummer 12 der ewigen Bestenliste
Eddie George: in acht von zehn NFL-Jahren hatte er mehr als 310 Carries; einer von nur 2 Spielern mit mehr als 10.000 Yards, die nie einen Start verpasst haben (der andere ist Jim Brown)
Shaun Alexander: NFL MVP 2005; führte Seattle zur ersten Super Bowl-Teilnahme

Gore ist in meinen Augen irgendwo zwischen all den Jungs. Er hat die aktuell achtmeisten Yards (13.065) und braucht nur 620 Yards, um LaDainian Tomlinson, Jerome Bettis und Eric Dickerson zu überholen. Aber im Gegensatz zu diesem Trio war Gore nie dominant. Er hat keinen Ring gewonnen, war nie MVP, der beste Rusher einer Saison oder wurde fürs 1st Team All-NFL nominiert.

Er hatte nur eine Saison mit mehr als 1.300 Yards. Das war 2006 (1.695 Yds). Zwar kam er in acht der nächsten zehn Jahre auch über 1.000 Yards, doch die 1.000er Marke ist schon lange nicht mehr so magisch wie in den 80ern oder 90ern. Selbst 2006 war er nur der drittbeste Rusher der Saison. Und in den anderen Jahren? Kein einziges Mal gehörte Gore zu den Top5 der Running Backs. 2011 hatte er mal die sechstmeisten Yards. Zwischen 2012 und 2015 dümpelte er jedes Jahr um Platz 10 herum.

Gore ist schon ewig dabei – er geht in seine 13. Saison. Diese Tatsache macht ihn zu einer Art Iron Man unter den Running Backs und sieht gut aus auf dem Papier. Doch die Hall of Fame sollte er dennoch nur als Besucher sehen dürfen.

James Harrison – Outside Linebacker – Steelers, Bengals, Ravens

Wir alle kennen und lieben James Harrison. Er ist wie das böse, schreckliche Monster unterm Kinderbett. Harrison ist berühmt für einige der härtesten und brutalsten Hits der NFL-Geschichte. Er ist über die Jahre zu einer Art Enfant Terrible der NFL avanciert. Immer wieder setzte es Strafen. Immer wieder konterte er mit Kritik an Roger Goodell. Aber sein Verhältnis zur Obrigkeit der Liga ist nicht der Grund, warum er es meiner Meinung nach nicht in die Hall of Fame schaffen wird.

Es ist die simple Wahrheit, dass Harrison nur über einen Zeitraum von vier Jahren wirklich dominant war. Zwischen 2007 und 2010 war er einer der besten Verteidiger der NFL – und 2008 sogar DER BESTE (NFL Defensive Player of the Year). In dieser Zeit kam er auf 378 Tackles (Schnitt von 94,5 TT pro Jahr) und 45 Sacks. In dieser Zeit schaffte er auch viermal in Folge die Teilnahme am Pro Bowl.

Doch mehr war da nicht: keine weitere All-Star-Game-Nominierung, kein weiteres Jahr mit 10 oder mehr Sacks. Schuld daran waren sicher auch Verletzungen, doch auf die nimmt weder der Gegner noch die Hall of Fame Rücksicht. Auch die Tatsache, dass Harrison ein Spätstarter war (Durchbruch mit 27) kommt ihm nicht zugute. Fakt ist, dass Harrison vor und nach seinem Vierjahreshoch 409 Tackles in 10 Jahren erzielt hat. In seinen ersten vier und den vergangenen drei Jahren war er mehr ein Situational Player mit gerade einmal 20 Starts in fünf Saisonen.

Auch wenn Statistiken nicht allein darüber entscheiden, ob ein Spieler es in die Hall of Fame schafft oder nicht, so spielen sie doch unweigerlich eine Rolle. Und bei Harrison werden sie gegen eine Aufnahme sprechen.

Rob Gronkowski – Tight End – Patriots

Eines gleich vorneweg: Ich LIEBE Gronk. Man muss diesen Kerl einfach lieben. Er ist ne absolute Granate auf dem Feld, einfach nicht zu stoppen. Und wenn er nicht spielt, ist er der wohl unterhaltsamste Profi der NFL (Platz 2 geht an Marquette King). Und das auf eine extrem natürliche und zuweilen leicht trottelige Art. Großes Kino!

Dennoch wird es für Gronk beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, sich einen Platz in der Hall of Fame zu ergattern. Das fängt mit der ganz simplen Tatsache an, dass es in der Ruhmeshalle mehr Klofrauen als Tight Ends gibt. Nur acht dieser bulligen Receiver haben es bislang geschafft. Somit sind nur zwei Tight Ends mehr als Fullbacks in Canton am Start. Und nur drei Tight Ends mehr als Special Teamer (vier Kicker, ein Punter).

Dazu sei gesagt, dass der erste Tight End erst 1988 in die Hall gewählt wurde (Mike Ditka). Der letzte war 2011 Shannon Sharpe. Die Position gewann aber seit Sharpes Zeiten enorm an Bedeutung. Und genau aus diesem Grund gibt es aktuell gleich drei (Ex) Profis, die demnächst definitiv oder mit hoher Wahrscheinlichkeit ein goldenes Jackett bekommen werden:

Tony Gonzalez: Der Mann, der die Position des Tight Ends neu definiert und dominiert hat, der alle Rekorde gebrochen und unzählige Bestmarken aufgestellt hat, wird mit Sicherheit in Jahr eins seiner Wahlberechtigung aufgenommen werden. Hinzu kommen Antonio Gates und Jason Witten, die beide noch spielen. Witten fing die bislang zweitmeisten Yards aller Tight Ends und Gates liegt gleichauf mit Gonzalez mit 111 Touchdowns und fing die drittmeisten Yards. Beide standen je mindestens achtmal im Pro Bowl und waren je dreimal im All Pro 1st Team.

Gronk ist ihnen in letzterer Hinsicht dicht auf den Fersen (dreimal All-Pro 1st Team und vier Pro Bowl-Teilnahmen). Zudem steht er schon jetzt auf Platz 5 der meisten Touchdowns aller Tight Ends (68) und hält den Rekord für die meisten Yards in einer einzelnen Saison (1.327 Yds in 2011). Doch bei aller Dominanz der vergangenen Jahre liegt er nur auf Platz 17 in puncto Yards (mehr als 9.000 Yards hinter Gonzalez).

Zwar ist Gronk erst 27 Jahre alt und hätte theoretisch noch locker zehn Jahre Zeit, um auf Gonzalez und Co. aufzuholen, doch seine Krankenakte lässt befürchten, dass Gronk keine zehn Jahre mehr hat in der NFL und auf jedes überragende ein ungewollt verkürztes Jahr folgt. Aus diesem Grund kann ich mir nicht vorstellen, dass Gronk es in die Hall of Fame schafft (es sei denn, er crasht die Induction Ceremony von Tom Brady).

Brandon Marshall – Wide Receiver – Giants, Jets, Bears, Dolphins, Broncos

12.061 Receiving Yards. 82 Touchdowns. Sechs Nominierungen für den Pro Bowl. Eine Nominierung fürs NFL All-Pro 1st Team. Acht Spielzeiten mit mehr als 1.000 Receiving Yards. NFL-Rekord mit 21 Catches in einem Spiel. Einer von nur sechs Spielern mit mindestens 100 gefangenen Bällen in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten. Der Spieler mit den meisten 100-Catch-Spielzeiten in der Geschichte der NFL (6). Und doch wird ihm die Hall of Fame nie die Türen öffnen. Die Rede ist von Brandon Marshall.

Seine Statistiken und Erfolge als Einzelspieler (Betonung auf Einzel) sind unangefochten. Marshall gehört zu den besten Ballfängern seiner Zeit. Zudem hat er es geschafft, sich selbst im fortgeschrittenen Profi-Alter als echte Nummer eins zu etablieren. Der einstige Monster-Athlet, den niemand stoppen konnte, entwickelte sich zu einem Spieler, der mit Erfahrung, Übersicht und Nehmerqualitäten auch jenseits der 30 ganz vorn mitspielt.

Also warum wird’s nichts mit „The Beast“ und der Ruhmeshalle? Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen gibt es aktuell 23 Spieler, die mehr Yards gefangen haben als Marshall. Zwei davon (Larry Fitzgerald auf Platz 9 und Anquan Boldin auf Platz 14) sind noch aktiv. Aber nur neun dieser 23 Receiver sind auch in der Hall of Fame. Also anders als bei den Running Backs, wo neun der Top10 in Canton sind, sind nur drei der besten zehn Ballfänger dort. Die Hall of Fame schaut also hier besonders auf Spieler, die in ihrer Zeit einzigartig waren.

Ein weiteres Problem für Marshall: sein Charakter. Der legt schon jetzt Terrell Owens oder Randy Moss Steine in den Weg. Und wir alle wissen, dass es bis auf seinen Wechsel innerhalb New Yorks immer mit viel Drama und Schmutzwäsche einherging, wenn Marshall ein Team verlassen hat (oder verlassen musste).

Marshall wurde nach vier Jahren in Denver (davon drei in Folge mit je über 100 Catches und 1.100 Yds) nach Miami verschifft, nachdem er sich mit Head Coach Josh McDaniels überworfen hatte. Nach zwei 1.000-Yard-Spielzeiten bei den Dolphins ging es im Zuge seiner Bekanntgabe, er würde unter dem Borderline-Syndrom leiden, nach Chicago. Dort blieb er drei Jahre, ehe es weiter in den Big Apple ging – wieder via Trade. Neben seiner Krankheitsgeschichte gibt es aber noch eine ganze Akte mit kleineren und größeren Vergehen über Marshall.

Wohl kein anderer Superstar wurde in seiner Karriere trotz seiner offensichtlichen Stärken auf dem Feld so oft verkauft wie Marshall. Vielleicht kann er sich mit zwei guten Jahren bei den Giants noch den einen oder anderen Befürworter in seine Ecke holen, doch ich lege mich fest: Marshall wird kein Hall of Famer.

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In diesem Sinne,

Euer Stolle

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