Da standet ihr also auf dem Schulhof. Schlotternde Knie, als der Stolle mit geballter Faust und seinem Ranking der schlechtesten NFL-Teams auf euch zukam. Ihr habt die Augen zugekniffen, doch der erwartete Schlag kam nicht. Zu früh gefreut, ihr kleinen Turnbeutelvergesser und Schwesterbeimduschenbeobachter!

Denn nur weil ihr letzte Woche verschont wurdet (hier geht’s zu Teil1), seid ihr noch lange nicht sicher. Heute ist der Tag der großen Abrechnung! Heute klaue ich euch euer Pausenbrot UND euer Taschengeld. Heute werfe ich euch beim Sport nen Ball direkt auf die Zwölf UND zieh euch später in der Umkleide euren Feinrippschlüpper über den Kopf.

Bitte seid euch einer Tatsache gewiss: Es ist nichts Persönliches! Aber…

EUER TEAM WÜRDE NICHTMAL IM MADDEN ROOKIE-MODUS MEISTER WERDEN! (zugleich These 29)

Ohne Vaseline und nette Worte kommen wir nun direkt zur Sache. Ich präsentiere euch den letzten Rest vom Schützenfest. Augen zu hilft nicht!

6a: New York Jets

Bilanz reguläre Saisonspiele: 392-468-8
Bilanz Playoffs: 12-13
Super-Bowl-Siege: 1
Super-Bowl-Teilnahmen: 1 (zuletzt 1968)
Letzter Playoff-Sieg: 16.01.2011 (2.390 Tage)

Kaum zu glauben, dass der letzte Playoff-Sieg der Jets noch gar nicht so ewig her ist. Noch schwerer zu glauben, dass die Gang Green sich damals gegen die Patriots durchsetzen konnten. In Foxboro. Dank fünf Sacks der Defense und drei (!) TDs von Mark Sanchez.

Mal ehrlich, wenn ich das so lese, glaube ich tatsächlich, dass ich mich mal ins NFL Concussion Protocol aufnehmen lassen sollte. Ist das wirklich passiert???

Eine Woche später endete das Märchen im Conference Championship Game. Seither gab es sechs Playoff-freie Jahre. Und schaut man sich den Kader an – oder das, was davon übriggeblieben ist, nachdem die Chefetage in den letzten Wochen und Monaten mit der Machete da durchgegangen sind wie durch den Dschungel – ist nicht mit Besserung zu rechnen. Unter uns, ich habe noch nie ein NFL-Team erlebt, was sich schon Monate vor Saisonstart öffentlich so aufgegeben hat wie die Jets anno 2017.

Kein Wunder, dass Joe Namath immer noch wie ein scheiß König durch die Straßen New Yorks ziehen kann. Denn seit „Broadway Joe’s“ Meisterschaftsgarantie (die er ja erfüllt hat), standen Scherzartikelverkäufer wie Vinny Testaverde, Chad Pennington, Mark Sanchez und Geno Smith als Starter auf dem Rasen. Wie soll es aber besser werden, wenn man einen Mann verehrt, der auch im fortgeschrittenen Alter am liebsten mit Pelz und Goldkette an der Sideline steht und bei dessen Zahlen man sich fragt, ob er die Hall of Fame bestochen hat, um dort reinzukommen. Namath hat schließlich nur 50,1% aller Pässe angebracht – bei 173 TDs und 220 INTs.

Aber das ist wahrscheinlich besser als Quarterbacks, die für Arsch-Fumbles, Schlägereien mit Mitspielern oder Penis-Selfies berühmt sind…

6b: Chicago Bears

Bilanz reguläre Saisonspiele: 744-568-42
Bilanz Playoffs: 17-18
Super-Bowl-Siege: 1
Super-Bowl-Teilnahmen: 2 (zuletzt 2006)
Letzter Playoff-Sieg: 16.01.2011 (2.390 Tage)

Der Aufschrei unter den Bears-Fans da draußen wird groß sein, aber euer Team lässt mir keine Wahl. Ja, Chicago ist die Franchise mit den meisten regulären Saisonsiegen der NFL-Historie (744). Das Team hat zudem neun NFL-Meisterschaften (acht davon vor dem AFL-NFL-Zusammenschluss) gewonnen. Aber: Die Bears sind auch das Team mit den sechstmeisten Niederlagen aller Teams.

Viele davon ereigneten sich in der jüngeren Vergangenheit. In den vergangenen 25 Jahren wiesen die Bears nur acht Winning Seasons auf. Der letzte Playoff-Sieg ist auch schon fast 2.400 Tage her. Aber eigentlich erinnert sich die Football-Welt nur an die eine Woche später erlittene 14:21-Niederlage im NFC Championship Game als QB Jay Cutler ohne ersichtlichen Grund nicht mehr weiterspielen wollte. Eine Innenbanddehnung war der Grund, warum er im wichtigsten Spiel seiner Karriere lieber nicht bis zum bitteren Ende spielen wollte.

Cutler ist das Sinnbild der Bears-Krise. Als ewiges Wunderkind gefeiert, gewann er gerade einmal 50 Prozent seiner Spiele in Chicago und leistete sich regelmäßig in den großen Partien die dicksten Böcke. Vor ihm gab es aber noch eine Reihe von Fehlgriffen der Bears auf der wichtigsten Position. Dazu zählten u.a. Rex Grossman, Kyle Orton, Cade McNown, Jim Miller und viele weitere. Eigentlich suchen die Bears seit 1950 nach dem nächsten Sid Luckman…

5: Jacksonville Jaguars

Bilanz reguläre Saisonspiele: 155-197-0
Bilanz Playoffs: 5-6
Super-Bowl-Siege: 0
Super-Bowl-Teilnahmen: 0
Letzter Playoff-Sieg: 05.01.2008 (3.497 Tage)

Es ist erst 22 Jahre her, da bestritten die Jacksonville Jaguars ihre erste Saison. Und woran sich nur wenige erinnern können: die Jaguars waren in ihren Anfängen ein wahres Phänomen. Denn gleich in ihrer zweiten Spielzeit erreichten sie die Playoffs – und schafften es auf Anhieb bis ins AFC Championship Game. Auch in den kommenden drei Jahren packten die Jags die Playoffs.

Doch die jüngere Vergangenheit lässt auch den kräftigsten Jaguar jämmerlich verenden. Seit dem 5. Januar 2008 warten die Fans in Jacksonville auf einen Playoff-Sieg. Es war auch der letzte Januar, in dem die Jaguars überhaupt in der Postseason aktiv waren. Seither gab es keine einzige Winning Season und in den vergangenen fünf Jahren feierten die Jaguars im Schnitt 3,4 Siege pro Saison. Trotzdem gab es auch 2016 noch sechs Teams mit einem niedrigeren Zuschauerschnitt als die Jaguars.

Die Fans bleiben, auch wenn sich am Team seit Jahren nichts ändert. Denn trotz hoher Draft Picks und einer Flut von Talenten waren die ständig wechselnden Coaches nicht in der Lage, aus den vielen Zutaten ein schmackhaftes Menü zuzubereiten. Auch dieses Jahr gelten die Jaguars mal wieder als ein Team auf dem Vormarsch. Aber wer glaubt noch an dieses Märchen, wenn Blake Bortles gleich im ersten Training der neuen Saison 5 Interceptions wirft.

Aber mal unter uns: Das Schlimme an den Jaguars ist doch, dass die einfach niemandem wehtun. Wahrscheinlich hättet ihr es nicht einmal gemerkt, wenn ich die gar nicht unter die Top10 genommen hätte…

4: Buffalo Bills

Bilanz reguläre Saisonspiele: 400-460-8
Bilanz Playoffs: 14-15
Super-Bowl-Siege: 0
Super-Bowl-Teilnahmen: 4 (zuletzt 1993)
Letzter Playoff-Sieg: 30.12.1995 (7.886 Tage)

Alanis Morissette stand an der Spitze der Charts, als die Bills vor über 22 Jahren ihr bislang letztes Postseason-Spiel siegreich bestreiten konnten. Mit Jim Kelly, Bruce Smith, Andre Reed und Thurman Thomas standen vier spätere Hall of Famer in den Reihen der Bills, als das Team aus Buffalo zuletzt ein Playoff-Spiel gewinnen konnte. Auch der damalige Head Coach Marv Levy und der mittlerweile verstorbene Owner Ralph Wilson sollten später in die Ruhmeshalle aufgenommen werden. Doch dieser Ruhm ist nur noch Rauch und Asche. Und die Bills sind ebenso in der Bedeutungslosigkeit verschwunden wie Alanis.

Wade Philipps war der letzte Coach, der die Bills überhaupt in die Playoffs geführt hat. Das gelang 1998 und 1999. Doch anstatt an ihm festzuhalten, ließ man ihn nach einer 8:8-Spielzeit 2000 gehen. Es folgten acht Head Coaches und Interimsspinner, die es insgesamt auf genau zwei (!) Winning Seasons brachten. Doch 9-7 reicht halt nur selten für die Playoffs.

Begonnen hat aber alles wohl mit der ersten Super-Bowl-Teilnahme der Bills im Jahr 1991. Whitney Houston trällerte die Nationalhymne und Scott Norwood ging mit seinem verschossenen 47-Yard Field Goal in letzter Sekunde in die Sportgeschichtsbücher ein. Die Bills unterlagen mit 19:20 gegen die Giants. Drei weitere Male sollten sie in den nächsten drei Jahren das Endspiel erreichen, doch so nah wie an jenem schicksalhaften Abend im Januar 1991 sollten sie dem Titel nie wieder kommen.

BILLS stand auf einmal für “Boy I Love Losing Super Bowls”. Und irgendetwas sagt mir, dass sich Bills-Fans seit jener Zeit mit dem Loser-Image abgefunden, ja sogar angefreundet haben. Nach den vier schmerzhaften Finalpleiten ging es stetig bergab. Aber vielleicht war das auch gut so. Denn mal ehrlich, wie viele Super-Bowl-Klatschen verträgt der Mensch?

Heute sind die Bills vor allem für ihre fragwürdigen Head-Coach-Wahlen und für ewig besoffene Fans bekannt. Die Bills Mafia springt von Autodächern auf Tische oder lässt sich mit Hot Dogs und Ketchup bewerfen. Offenbar ist jeder gebrochene Knochen und jede Peinlichkeit erträglicher als ein Playoff-Sieg…

3: Cleveland Browns

Bilanz reguläre Saisonspiele: 509-470-13
Bilanz Playoffs: 16-20
Super-Bowl-Siege: 0
Super-Bowl-Teilnahmen: 0
Letzter Playoff-Sieg: 01.01.1995 (8.249 Tage)

Die Browns sind der Inbegriff des schlechten Scherzes. Wohl kein Team ist den vergangenen Jahren tiefer gesunken als Cleveland. Man könnte behaupten, sie lagen tiefer am Meeresboden als Walkot (was natürlich nicht möglich ist, aber ihr wisst was ich meine). Und doch sind sie in meinen Augen nicht der größte Trauerklos der NFL. Vielleicht bin ich aber auch nur geblendet von den überraschend guten Entscheidungen, die man bei den Browns in den letzten Monaten getroffen hat.

Blicken wir einfach mal zurück. In den 80er Jahren waren die Browns, die 1964 die letzte von vier NFL Championships gewonnen und bis Ende der 60er drei weitere Male im Endspiel gestanden hat, eine große Nummer. Dreimal erreichten sie zwischen 1986 und 1989 das AFC-Finale. Jedes Mal war gegen John Elways Broncos Schluss. Unvergessen bleibt dabei „The Drive“ von 1986.

Als das Team anschließend in ein Loch fiel, übernahm ein gewisser Bill Belichick 1991 den Laden. Er war es auch, der als bislang letzter Coach ein Playoff-Spiel mit den Browns gewinnen konnte. Und das ausgerechnet gegen die Patriots (20:13). Johnny Manziel war damals übrigens 2 Jahre alt… Prost!

Kurze Zeit später machte Art Modell den Laden dicht und zog nach Baltimore. Schlimmer kann es für eine Fan-Base doch nicht kommen. Schluss. Aus. Verlassen. Sitzengelassen. Vergessen. Denkste!. Denn was die Browns seit ihrer Rückkehr in die NFL 1999 geleistet haben, sorgt für eine hohe Frühsterberate rund um den Ohio River. Nur ein einziges Mal schaffte es Cleveland 2.0 in die Playoffs. Es hätte damals alles so schön werden können. 3:06 Minuten vor dem Ende führten die Browns am 5. Januar 2003 in Pittsburgh mit 33:21. Doch der einstige XFL-Star Tommy Maddox drehte das Ding noch zugunsten der Steelers.

Seither gab es nur eine Winning Season für Cleveland und nur dreimal gewannen sie überhaupt mehr als fünf Saisonspiele. Das Traurige an Cleveland ist die Tatsache, dass die Fans der Browns so voller Hoffnung sind. Jedes Jahr aufs Neue flippen sie aus, wenn der Draft ansteht oder ein neuer Head Coach das Ruder rumreißen soll. Mike Holmgren, Mike Pettine, Johnny Manziel, Brady Quinn, Trent Richardson. Die Liste der Versager ist endlos. Doch die “Factory of Sadness” schöpft auch dieses Jahr Hoffnung. Und irgendwie wäre es den Browns zu gönnen, dass sie zumindest mal wieder sechs Spiele gewinnen würden… Ein Anfang eben.

2: Detroit Lions

Bilanz reguläre Saisonspiele: 544-641-32
Bilanz Playoffs: 7-13
Super-Bowl-Siege: 0
Super-Bowl-Teilnahmen: 0
Letzter Playoff-Sieg: 05.01.1992 (9.341 Tage)

Am 5. Januar 1992 beendeten die Lions eine Durststrecke von 12.425 Tagen ohne Playoff-Sieg. Die Euphorie in der Stadt nach jenem 38:6-Triumph über die Dallas Cowboys war riesig und niemand ahnte auch nur im Geringsten, dass es nur der Beginn einer neuen Durststrecke sein sollte. Denn mittlerweile sind 9.341 Tage seit jenem Erfolg vergangen.

Das Krasse an der Geschichte ist, dass es die beiden einzigen Playoff-Siege überhaupt in der Geschichte der Lions seit Zusammenschluss der NFL und der AFL waren. Kaum zu glauben, dass wir hier über eine der stolzesten Franchises der 50er Jahre reden, als Detroit dreimal die Meisterschaft gewonnen hat.

Wenn man aber statt Geschichte Mathematik zur Hilfe nimmt, ist davon auszugehen, dass die Lions, die die zweitmeisten Spiele aller NFL-Teams verloren haben, ihren nächsten Playoff-Sieg im Jahr 2026 feiern werden. Da macht es für QB Matthew Stafford doch keinen Sinn, weiter in der Motor City zu spielen. Es ist also davon auszugehen, dass es ihm wie Barry Sanders und Calvin Johnson ergehen wird: Denn die beiden größten Spieler der Franchise-Geschichte haben die Lions aus Frust über die anhaltende Erfolgslosigkeit verlassen und die Lust am Footballspielen verloren.

1: Cincinnati Bengals

Bilanz reguläre Saisonspiele: 344 Siege – 408 Niederlagen – 4 Remis
Bilanz Playoffs: 5-14
Super-Bowl-Siege: 0
Super-Bowl-Teilnahmen: 2 (zuletzt 1988)
Letzter Playoff-Sieg: 06.01.1991 (9.705 Tage)

Ich hör schon die ersten Fans mit orangem Muschikostüm und Wuschelschwänzchen fauchen: „So ein Schwachsinn! Marvin Lewis hat die Franchise komplett umgekrämpelt. In 14 Jahren gab es nur vier Losing Seasons und unter ihm haben wir sieben Mal die Playoffs erreicht – das ist dieselbe Anzahl Playoff-Teilnahmen wie in den 35 Jahren der Teamexistenz zuvor.“

Ihr habt eure Hausaufgaben gemacht, Bengals-Fans. Dafür stelle ich euch auch ne extra Schüssel Milch hin. Aber genau diese Aussagen sind der Grund dafür, warum ihr die verweichlisten Tiger der Welt seid. Denn statt während der vergangenen, völlig missratenen Saison auf die Barrikaden zu gehen, habt ihr euch mit genau diesen Aussagen getröstet.

Mal ehrlich, ihr seid nur eine Horde von Stubenkatzen! Ihr seid so soft, für euch ist das bloße Erreichen der Playoffs ein Titelgewinn. Wer sonst würde sich damit zufrieden geben, dass man die K.o.-Phase geschafft hat. Denn die Wahrheit ist, dass die Bengals unter Lewis noch kein einziges (!) ihrer sieben Playoff-Spiele gewonnen haben. Noch nie hat ein Lewis-Team in den Playoffs mehr als zwei Touchdowns erzielt. Im Schnitt waren es nur 12,86 Punkte pro Spiel. Damit würden die Bengals nichtmal Brock Osweiler schlagen.

Lewis ist Schuld, dass die Bengals die schlechteste Playoff-Bilanz ALLER Teams der Liga haben: 5 Siege bei 14 Pleiten. Und jetzt platzt die Bombe. Der letzte Playoff-Sieg eines Bengals-Teams fand am 6. Januar 1991 statt. Michael Jordan hatte damals noch keinen einzigen Titel mit den Bulls gewonnen gehabt und Nirvana hatte „Smells Like Teen Spirit“ noch nicht einmal aufgenommen. Seit unfassbaren 9.705 Tagen (!) warten die Bengals auf einen Playoff-Sieg – so lange wie keine andere NFL Franchise!

Was sagt ihr nun, Bengals-Fans?! Ich höre nur ein leises „Miau“…

In diesem Sinne,
Euer Stolle

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