Heute ist ein guter Tag. Denn wann erhält man schon ein persönliches Dankeschön vom (angeblich) mächtigsten und definitiv bestaussehenden Mann der Welt?! Ja, ganz ehrlich: Donald Trump liebt meine Alternative Facts. Aber wer tut das nicht?! Freut euch also gemeinsam mit dem blonden Comedian aus dem Oval Office auf die nächste Runde: die NFC North.


Auch diese Woche mache ich für euch NFL great again! Denn es muss unser aller Ziel sein, Football zur Weltsportart Nummer eins zu machen. Das Leder-Ei soll überall fliegen. Wir wollen Angela Merkel tacklen sehen. Wir wollen eine Touchdown-Celebration aus Nordkorea überliefert bekommen. Wir wollen, dass Roger Goodell endlich Freunde unter den Spielern seiner Liga findet.

23. These: Stafford will Megatron nicht – McCarthy gefeuert

Die NFC North bietet nicht nur jede Menge scheißkaltes Wetter, Bier und Milchprodukte, sie bietet auch knallharten Football und noch knallhärtere alternative Fakten. Da gibt es eine Schlägerei zwischen Chicagoer Quarterbacks, eine Trainerentlassung in Green Bay, jede Menge Mittelmaß in Minnesota und ein abgeblocktes Megatron-Comeback.

Chicago Bears

Es war Donnerstag, der 27. April 2017. Mike Glennon hatte sich gerade ein Haus in Winnetka, einem der teuersten Vororte Amerikas gekauft. Er steckt zum ersten Mal als stolzer Villenbesitzer den Schlüssel ins Schloss seines Anwesens, dreht ihn um und dann… knallt der besoffene Nachbar mit seinem John Deer Rasenmäher mit 287 Horsepower durch den Vorgarten und senst die 4 Meter hohe Löwenstatue in der Einfahrt der Glennons um. Er steigt ab – halt, er fällt vom Mäher – kotzt in den Springbrunnen und brüllt „Napoleon Dynamite war ein Scheißfilm. Es lebe Mitch Trubisky“. Dann flüchtet er, während Glennon wie angewurzelt dasteht und die Welt nicht mehr versteht. Zwei Minuten später kommen rund 250 Beileidsbekundungen per WhatsApp auf seinem Handy an.

Mal ehrlich, kann ein neuer Lebensabschnitt beschissener anfangen? Doch Glennon hat sich geschworen, dass er nicht erneut nur die zweite Geige spielen wird für einen Top-Draft-Pick. Zwar spielt er nach außen den „Good Cop“, erklärt, er würde den Rookie unterstützen wo er nur könne, doch in Wahrheit führt er fiese Psychospielchen mit Trubisky durch. Er legt ihm ein Furzkissen auf den Stuhl. Er spuckt ihm ins Trinken. Er fragt ihn, ob es ok sei, wenn er Nacktfotos von dessen Freundin mit sich tragen würde. Es endet in einer Schlägerei im Trainingscamp.

Damit ist die Saison eigentlich auch schon abgehakt. Glennon geht als Starter ins Rennen, spielt solide genug, um als Dauerlösung durchzugehen (24 TDs, 16 INTs), doch seine Completion Percentage von 59,8% veranlasst die Führungsetage dazu Head Coach John Fox dazu zu drängen, im letzten Saisonmonat den Rookie aufzustellen. Der macht einen auf Jared Goff und so fliegen am letzten Spieltag sogar Eier auf den Rasen. Gefrorene Eier… Genauso wie die Eier fliegt auch Fox.

Dabei geht völlig unter, dass RB Jordan Howard mit 1.486 Yards und 14 TDs eine glänzende Saison hinlegt und die Defensive ihre Turnover-Ausbeute verdoppelt (22 statt 11). Zudem kann WR Kevin White mit 77 Catches für 1.014 Yards endlich zeigen, dass der Stempel des Versagers für ihn (noch) nicht zutrifft.

Ihr ahnt es schon, liebe Bears-Fans. Euer Team wird auch 2017 nichts mit den Playoffs zu tun haben. Aber es winkt ein weiterer hoher Draft Pick und ihr dürft euch auf einen neuen Head Coach freuen.

Detroit Lions

Jim Caldwell ist ein Mann, der nur selten eine Miene verzieht. Im Poker kommt sowas echt gut. Und so muss man ihn wohl als Pokerspieler bezeichnen. Schließlich haben die Lions im Frühjahr keine Anstalten unternommen, sich auf der Running Back Position zu verstärken. Das war die große Schwachstelle der Offense. Doch in der Motor City vertraut man auf die eigenen Pferdestärken. Und wer hätte es gedacht: das soll sich auszahlen. Ameer Abdullah schafft es tatsächlich, eine NFL-Saison ohne Verletzung durchzustehen. Er etabliert sich als ein echter Lead Back. In 12 von 16 Spielen erhält er das Ei mehr als 20 Mal. Am Ende wird er mit 1.371 Yards und 11 TDs einer der besten Backs der Saison sein. Es ist die erste 1.000-Yard-Saison eines Löwen seit 2013 (Reggie Bush) und die beste seit Barry Sanders 1998 (1.491).

Mit nem saftigen Laufspiel versehen, hat Matthew Stafford leichtes Spiel. Der Quarterback knackt im siebten Jahr in Serie die 4.000er Marke. Er wirft 4.661 Yards und dazu 35 TDs. Gleich zwei Receiver schaffen mehr als 1.000 Yards (Marvin Jones und Golden Tate).

Selbst die ewigen Legenden Sanders und Calvin Johnson verneigen sich in Interviews immer und immer wieder vor diesem Team. Megatron liebäugelt sogar mit einem Comeback. Doch bei einem gemeinsamen PR-Termin mit Stafford bittet dieser seine einstige Lieblingswaffe, doch lieber daheim zu bleiben. „Es läuft ohne dich besser als es jemals mit dir gelaufen ist“, sagt Stafford ganz trocken. Im Hintergrund sieht man Pokerface Caldwell, wie ihm ein kleines Lächeln übers Gesicht zieht.

Selbst die Defensive beteiligt sich am Aufschwung der Lions. Rookie LB Jarrad Davis fliegt von einem Tackle zu nächsten. Er führt sein Team mit 142 Stopps an und steuert 6 Sacks bei. Nach nur 14 Turnovers im Vorjahr forcieren die Lions 2017 ganze 27 Ballverluste. Ebenso beeindruckend: Die Anzahl der abgegebenen Passing Touchdowns schrumpft von 33 (Platz 31) auf 23.

Der Einbruch, der die Lions vor einem Jahr ereilte (und der sicher auch mit der Handverletzung von Stafford zu tun hatte), ist Geschichte. Detroit nutzt die Schwächen der Packers und Vikings gnadenlos aus und gewinnt die NFC North souverän.

Green Bay Packers

Und jährlich grüßt das Packers-Tier. Könnte man meinen. Denn auch dieser Sommer – wie so viele zuvor – wird in Green Bay von denselben Schlagzeilen dominiert: Gibt es einen echten #1 Running Back? Kann Dom Capers noch vor Ende des 21. Jahrhunderts eine halbwegs solide Defense aufstellen? Wie lange schaut sich Aaron Rodgers das noch an? Gibt es in Green Bay noch andere Highlights außer Bier und Käse? Die Antworten sind einfach: Vielleicht. Nein. Bis zum Erbrechen. Ja, Schnee.

Die Packers wollen ein weiteres Mal die Konkurrenz glauben machen, dass ihre Offense der derbste Shit seit der Erfindung des Dreirads ist und dass ihre Defensive weit mehr ist als ein Claymaker. Gelingen wird es nicht. Einmal mehr. RB oder WR oder Eierlegende Wollmilchsau Ty Montgomery soll die neue Wunderwaffe sein. Doch Head Coach Mike McCarthy schafft es nicht, seinen neuen Stern gebührend strahlen zu lassen. Zu durchsichtig sind die Calls. Am Ende scheitert das Experiment und Montgomery wird in jeder Hinsicht zweite Wahl. Stattdessen tut sich Rookie RB Jamaal Williams hervor und wird zur lebenden Bowlingkugel. Am Ende der Saison stehen für ihn 895 Yards und ein Schnitt von 4,9 zu Buche.

Über das Passspiel braucht man nicht viele Worte verlieren. Es läuft. Wie immer. Rodgers knackt mehr als 4.500 Yards, wirft 46 TDs bei nur 12 INTs und seine WR Jordy Nelson und Davante Adams feiern 1.000-Yard-Spielzeiten. Dazu rockt TE Martellus Bennett die NFC mit 877 Yards und 12 TDs (und wöchentlichen Sprüche-Highlights über Traktorfahren und Schneemenschen).

Helfen tut es wenig. Capers bekommt seinen Sauhaufen einfach nicht in den Griff. OLB Clay Matthews startet mit 9 Sacks in den ersten 5 Spielen in die Saison, doch wieder einmal ereilt ihn das Verletzungspech: Dieses Mal ist es Spliss. Er muss sich die Haare abrasieren. Das kostet ihn vier Spiele und seine ganze Männlichkeit. Rookie Kevin King kann nicht im Alleingang die mentalen Böcke von Davon House, Damarious Randall und Quinten Rollins ausbügeln. Immerhin spielen Ha-Ha Clinton-Dix und Morgan Burnett in Pro-Bowl-Form. Kurz gesagt: Green Bay erzwingt zwar noch mehr Ballverluste als vor einem Jahr (33 statt 25), aber lässt noch mehr Yards durch die Luft zu als 2015 (da waren es bereits 4.308).

Es wird wieder diesen Moment geben, in dem Rodgers sich vor sein Team stellen und sagen muss: „Relax“ oder „We will run the table“. Doch dieses Mal reicht es nicht. Denn es lag ja in der Vergangenheit nicht allein am heiligen Aaron, dass die Packers noch die Kurve bekommen haben, sondern auch am Unvermögen der nordischen Konkurrenz. 2017 wird das nicht passieren. Die Luft ist raus bei McCarthy. Seine Loyalität Capers gegenüber kostet die Packers erst die Playoffs und ihn dann den Job.

Minnesota Vikings

Selten war eine Offseason im hohen Norden der USA von so vielen Schlagzeilen geprägt wie diese. Da war der Abgang von Adrian Peterson. Dann der Draft. Dann die Augenoperation(en) von Head Coach Mike Zimmer und zu guter Letzt natürlich noch die wöchentlichen Updates zum Genesungsprozess von QB Teddy Bridgewater. In diesem Tempo wird es auch in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen im Wikingerdorf.

Bereits im Camp erwartet Fans und Medien ein heißes Duell zwischen RB Dalvin Cook und RB Latavius Murray. Das Problem: Die Geschichte zieht sich durch die gesamte Saison. Für Fantasy-Football-Spieler ein Albtraum. Denn in der einen Woche rockt Cook (123yds im Season Opener gegen die Saints), in der nächsten verkacken beide (54yds Rushing als Team bei Steelers) und anschließend hat Murray die Oberhand (146 Total Yds gegen die Bucs). Das Spielchen wiederholt sich. Keiner der Backs kann sich wirklich vom anderen absetzen und so bezeichnet man es als zweiköpfiges Monster. Doch das Monster wird mit zunehmender Saisondauer immer harmloser. In den letzten sieben Spielen kommen die Vikings als Team nur zweimal über 100 Yards Rushing.

Wer jetzt hofft, das Passspiel würde konstanter abliefern, der schläft noch auf einem Kissen mit dem Konterfeit von Daunte Culpepper. Sam Bradford ist als Nummer eins gesetzt, da Bridgewater bei allen Fortschritten noch nicht fit ist und die Saison auf der PUP-List beginnt. Das Problem mit Bradford: Wenn er könnte, würde er nur Rückwärtspässe werfen. Minnesotas Passangriff bleibt größtenteils harmlos. Es kommt Frust auf bei den Herren Stefon Diggs und Laquon Treadwell. Beim Gastspiel in London wird die ganze Welt Zeuge, wie die beiden Receiver ihren Quarterback nach einem Fumble auf dem Weg zur Sideline beschimpfen und bepöbeln. Die Vikings liegen zur Pause mit 6:21 zurück – und das, obwohl Brock Osweiler sein Playbook verkauft haben soll (mehr dazu lest ihr hier). Bradford dreht den Spieß noch um, doch die Buh-Rufe werden lauter. Denn beinahe wöchentlich tauchen Fotos und Videos von einem gut trainierenden Bridgewater auf. Das Problem: Minnesota hat seine Option auf ein fünftes Vertragsjahr nicht gezogen. Spielt er die gesamte Saison nicht, verlängert sich sein Vertrag aufgrund der Verletztenklausel dennoch um ein Jahr. Spielt er – wäre er nach der Saison ein Free Agent.

Nach einer 13:40-Klatsche in Atlanta Anfang Dezember bleibt Zimmer aber keine Wahl. Sein Team steht bei 5-7. Bradford hat seit der Bye-Week nur 3 TDs geworfen. Der Coach bringt Bridgewater und hofft auf ein Wunder. Doch das bleibt aus. Teddy wirkt unsicher. Das schwächelnde Run Game bringt mehr Druck auf den QB, der am Ende nur eines der ausstehenden vier Spiele gewinnen kann. Wir deutschen Fans freuen uns dennoch. Denn nachdem Treadwell wegen anhaltenden Meckerns gesperrt wird vom Team und Diggs Rücken hat, kommt Moritz Böhringer an Heiligabend 2017 zu seinem NFL-Debüt. Seinen ersten Catch feiert er eine Woche später.

Die große Frage, die sich aber alle nach den erneut verpassten Playoffs stellen, ist die: Wer spielt eigentlich 2018 bei Minnesota Quarterback? Bradford und Bridgewater sind auf einmal beide Free Agents. Wenn überhaupt, wen will man nach den wenig beeindruckenden Performances halten? Offensichtlich wird die Offseason 2018 in Minnesota noch spannender als 2017.

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Das war es für diese Woche. Seid auch nächste Woche am Start, wenn ich euch erzähle, wie die Saison in der AFC South laufen wird.

In diesem Sinne,
Euer Stolle

Grafikquelle: UPROXX

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