Es gibt viele fiese Flüche. Den Fluch der Karibik. Den Fluch des Kennedy-Clans. Den Fluch des Tutanchamun (bitte googlen! Danke!). Der fieseste von allen ist aber natürlich der Madden-Fluch! Seit vielen Monden beschert er dem NFL-Helden, der das jeweils aktuelle Cover der erfolgreichen EA-Sports-Serie ziert, Unbill, Ärger und anderen Stress.
Von derben Verletzungen über grottige Saisonleistungen bis hin zu privaten Schicksalsschlägen ist alles dabei. Grund genug für die Footballerei, das Galileo Mystery für Empfänger von Transferleistungen, diesem Phänomen mal auf den Grund zu gehen. Dabei picken wir uns einige Opfer heraus und klären auch die Frage, ob Musterknabe Tom Brady dieses Jahr dem Fluch ein Schnippchen schlagen kann – oder ob Gisele Bündchen demnächst einen Pflegefall zuhause sitzen hat.
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Der Fluch beginnt
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Ich bin alt. Ich spiele Madden schon seit seligen Mega Drive-Zeiten. Anfang der 90ger Jahre waren die Cover noch nicht von NFL-Stars veredelt. Damals war John Madden, legendärer Coach und Kommentator, noch das Gesicht der Serie. Dazu muss man wissen, dass der gute John nicht gerade ein Model-Antlitz hatte (war eher so ein Gesicht Marke „verschossenes Field Goal“).
Umso besser, dass EA im Jahr 1993 die NFL-Lizenz ergatterte und seit 1999 Spieler auf die Verpackung packt. Den Anfang machte Running Back Garrison Hearst von den 49ers bei Madden 99. Der Legende nach nahm hier der Fluch seinen Lauf. Nach einer bumsstarken Saison mit mehr als 1500 erlaufenen Yards brach sich Hearst in den Playoffs das Wadenbein und verpasste die kommenden beiden Spielzeiten. Ouch!
Who let the dogs out?
Wuff! Hundefreund Michael Vick zierte das Cover von Madden 2004. Die Folge? Der Fluch schlug zu, es erging ihm hundeelend. Vick brach sich in der Pre-Saison das Bein und litt wie ein Hund. Ohne ihren Star-QB hatten die Atlanta Falcons eine hundsmiserable Saison und landeten am Ende bei 5-11. Selbst der kaltschnäuzigste Fan hatte daran zu knabbern.
Im Jahr darauf packte EA mit Ray Lewis den ersten Defensivspieler auf die Verpackung. Das gottesfürchtige LB-Monster ist übrigens der Typ, der seinen blutgetränkten Anzug in die Mülltonne warf und dann mit seinem blutverschmierten Auto von einem Parkplatz floh, auf dem kurz zuvor zwei Bekannte abgestochen wurden, mit denen Lewis einen Streit hatte. Selbstverständlich war er NICHT der Täter! Amen.
Jedenfalls waren die Leistungen des Unschuldlamms nach Madden 2005 ziemlich mau. Zwar stand seine Karriere trotz der mäßigen Leistungen nie auf Messers Schneide, trotzdem war das alles für Laienprediger Lewis wie ein Stich ins Herz. Fand bestimmt auch O.J. Simpson.
Ein Fluch für Newcomer und Veteranen
Als Quarterback Vince Young den Titel von Madden 2008 schmückte, hatte er gerade eine bombastische Rookie-Saison hingelegt, inklusive Teilnahme am Pro Bowl. Dann schlug der Fluch erneut gnadenlos zu. Young verletzte sich am Knie und war danach nur noch ein Schatten seiner selbst. Naja, zumindest fand er nie wieder zu seiner alten Form zurück. Es folgten psychologische Probleme und Geldsorgen. Eines der hoffnungsvollsten jungen QB-Talente verschwand schnell in der Bedeutungslosgígkeit. Ein Trauerspiel.
Heiter bis lächerlich dagegen der Coverstar von Madden 2009: Brett Favre. Der ewige Comebacker war als Folge des mysteriösen Madden-Fluchs ebenfalls nicht von Glück gesegnet und warf seine New York Jets mit einigen Interceptions aus dem Rennen um den Playoff-Einzug. Einige Interceptions… oder wie Fotohandy-Freund Favre selbst es nennt: Alltag.
CIA und Stockschläge
Einer der seltsamsten Coverstars war ohne Zweifel Peyton Hillis. Der damalige Running Back der Cleveland Browns hatte 2010 eine Monstersaison mit nahezu 1200 erlaufenen Yards. Dass er durch ein Internet-Voting auf die Verpackung von Madden 12 gewählt wurde, kam für die meisten Fachleute dennoch überraschend. Ich gebe zu, dass ich damals als Browns-Fan extremst stolz war, endlich mal meine Farben auf dem Cover meines Lieblingsspiels zu sehen. Doch auch Hillis erwischte der Fluch: Verletzungen zwangen ihn in der folgenden Sasion immer wieder zu Pausen, aus fast 1200 Yards wurden nicht einmal 600.
Es folgten absurde Gerüchte, dass Hillis seine NFL-Karriere beendet, um beim CIA anzuheuern. Inwzischen ist er im Ruhestand. Nochmal wissen will es dagegen Adrian Peterson bei den New Orleans Saints. Er war seinerzeit auf der Verpackung von Madden 2014 (aka Madden 25) zu sehen. Peterson wird später wegen Kindesmisshandlung schuldig gesprochen und daraufhin fast die komplette Saison gesperrt – von Kreuzbandriß und Meniskusschaden im Knie mal abgesehen… Der Fluch im Beast-Modus.
Was passiert mit TB12?
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Jetzt die spannende Frage: Übersteht Vorzeige-QB Tom Brady nach Deflategate auch den Madden-Fluch unbeschadet? Er hat zumindest Humor bewiesen und gleich ein kleines Video gepostet, in dem er diesen humorig auf die Schippe nimmt. Er hält den Curse also für Mumpitz, vor dem er sich nicht fürchtet. Aha.
In einer Umfrage von NFL Network via Social Media gaben 81% an, dass Brady dem Fluch entgeht. Mal abwarten! Es hat ja auch schon andere Glückskinder getroffen. Wer hätte gedacht, dass es die unkaputtbare Spaßgranate Gronk nach seinem Madden 17-Cover erwischt? Der Tight End verpasste die letzten Wochen der regulären Saison inklusive Playoffs wegen einer Rückenverletzung. Aber okay, verletzungsfrei war Gronkowski vorher ja auch nicht gerade…
Übrigens das erste Mal, das zwei Spieler desselben Teams hintereinander die Madden-Verpackung schmücken. Macht die Patriots eigentlich schon wieder unsympathisch, oder? Ich bin jedenfalls gespannt, ob der Fluch ein weiteres Opfer findet oder ob er aus Angst vor Spaßbremse Bill Belichik ein Jahr Pause macht. Wir werden sehen!
Es grüsst euch gespannt,
Jens
Foto-Quelle/Video: Instagram