Das Argument, dass die NFC SOUTH aktuell zu den stärksten Divisions der NFL gehört, ist nicht so leicht von der Hand zu weisen – stellt sie mit den Carolina Panthers und den Atlanta Falcons doch die beiden letzten Conference Champions.

Allerdings gelang es in den diesen zwei Jahren immer nur dem Divisionssieger, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Die verbleibenden Teams schauten jeweils in die Röhre. Aber: Zumindest abwechslungsreich geht’s zu im Süden! Traditionell so gut wie jedes Jahr steht ein anderer an der Spitze. Schön. Ist doch auch was.

Heute werfen wir einen Blick in die Glaskugel und sagen euch, wer 2017 für Furore sorgen könnte – und wer sich sauber strecken muss, um nicht nach unten durchgereicht zu werden.

Verkraften die Falcons den Abgang von Offensivguru Kyle Shanahan? Gewinnen die Saints trotz Sean Payton und Drew Brees wieder nur 7 Spiele??? Wird Cam Newton bei den Panthers seine Form von 2015 wiederfinden? Und reicht das vorhandene Talent im Kader der Buccaneers aus, um endlich aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen..? Mal sehen.


ATLANTA FALCONS (Bilanz 2016: 11-5)

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Stärken:

Ob die Falcons jemals das Drama aus Super Bowl LI verarbeiten werden? Nö, sicher nicht. Wie auch? Zu behaupten, Atlanta hatte eine Hand an der Vince Lombardy Trophy, wäre stark untertrieben. Das größte Comeback in der Geschichte dieses Sports im wichtigsten Spiel ihres Lebens auf der Verliererseite mit anzusehen zu müssen, wird die Spieler der Falcons noch bis ins Grab verfolgen.

Die Frage muss nun lauten, ob Matt Ryan & Co daraus Kraft schöpfen können. ‚Jetzt erst recht!‘, und so… Der Kader der Falcons gibt immerhin noch genügend Grund zur Zuversicht.

Auch wenn Offensive Coordinator Shanahan sicher arg fehlen wird, stellt Atlanta mit MVP Ryan, dem dynamischen Running Back-Duo Devonta Freeman und Tevin Coleman sowie All-Pro Receiver Julio Jones auch in der kommenden Saison ein Arsenal, das nur schwer zu stoppen sein wird.

Auch auf den zweiten Blick sieht man viel Gutes: Taylor Gabriel und Mohamed Sanu sind ideale Ergänzungen zu Jones, die Offensive Line gehörte 2016 zu den besseren der Liga – und auch die Defense hat mit den jungen Linebackern Jones und Campbell, Sack Leader Vic Beasley, dem ‚Super Bowl MVP der Herzen‘ Grady Jarrett und Safety Keanu Neal genügend Leistungsträger.

Schwächen:

So wenige Baustellen im Team zu haben, ist Luxus. Wie erwähnt könnte wohl am ehesten der mentale Aspekt der Niederlage Anfang Februar zum echten Problem 2017 werden. Hier ist Head Coach Dan Quinn gefragt, der es seit seiner Ankunft aus Seattle geschafft hat, den Grundstein für weitere erfolgreiche Jahre zu legen.

Gute bis exzellente Drafts von GM Thomas Dimitroff in den letzten Jahren lassen wenige Fragen offen. Ob allerdings der neue OC Steve Sarkisian das Potential dieser Offensive ausschöpfen kann, ist fraglich. Der Mann hat außer einer kurzen Saison 2004 als Quarterback Coach bei den Oakland Raiders noch nie in der NFL gearbeitet!

Draft Needs:

  • Defensive Line – im Pass Rush neben Vic Beasley stand gegen Ende der letzten Saison eigentlich nur noch Brooks Reed, mit Abstrichen Dwight Freeney. Reed hat ne starke Frisur, aber zu wenig Power, um den ehemaligen 1st-Rounder wirklich zu entlasten. Freeneys Karriere neigt sich dem Ende zu… Jack Crawford von den Cowboys ist ein Anfang. Ein Defensive Tackle neben Jarrett würde gut tun, die Laufverteidigung war unterdurchschnittlich.
  • Fullback – Patrick DiMarco unterschrieb bei den Buffalo Bills. Ohne Shanahan wird der Fullback vermutlich weniger Bedeutung im System haben, aber Ersatz brauchen sie trotzdem.
  • Right Guard – Chris Chester ist 34 und war der einzige Schwachpunkt einer ansonsten starken Line.

TAMPA BAY BUCCANEERS (Bilanz 2016: 9-7)

Stärken:

Mike Evans. Aus meiner Sicht 2016 einer der meistunterschätzten Spieler in der NFL. Mit 1,321 Yards die viertmeisten der Liga, mit 12 TDs die zweitmeisten aller Receiver. Er war der Motor einer Offensive, die hoffen lässt. Jameis Winston machte zwar nicht den von vielen Experten erwarteten ganz großen Sprung – aber an ihm lag es nicht, dass die Bucs die Playoffs nur knapp verpassten. Über 4,000 Passing Yards, 28 TDs, 18 Interceptions. Solide. Mit Cameron Brate dazu ein Tight End, der quasi aus dem Nichts zu einem zuverlässigen Teil des Passspiels wurde.

Die Defensive von Coordinator Mike Smith steigerte sich im Lauf des Jahres und hatte nur wenige Aussetzer (wie beispielsweise das 28-43 Debakel im Heimspiel gegen die Falcons). Der Kern überzeugt: Tackle Gerald McCoy gehört seit Jahren zu den besten Spielern auf seiner Position und Middle Linebacker Kwon Alexander hatte mit 145 Tackles die viertmeisten der NFL.

Kollege Lavonte David machte zwar die Systemumstellung unter Smith zu schaffen, er sollte sich aber allein aufgrund seines Talents 2017 deutlich steigern können. Brent Grimes spielte als alternder Cornerback eine überraschend gute Saison, während sein Gegenüber Vernon Hargreaves III eine verheißungsvolle Rookie-Season hinlegen konnte.

Schwächen:

Obwohl Mike Evans sogar Richard Sherman im Heimsieg gegen Seattle aussehen ließ wie einen Schuljungen, war die Offensive der Buccaneers zu abhängig von ihrem Star. Im Gegensatz zu Divisonssieger Atlanta konnte das Laufspiel für keinerlei Entlastung sorgen – zu viel lastete auf den Schultern von Quarterback Winston.

Dass Running Back Doug Martin in den letzten beiden Saisonspielen auf die Bank verbannt wurde, war nur der unrühmliche Höhepunkt einer Saison, in der er mit 2,9 Yards/Lauf extrem enttäuschte. Jacquizz Rodgers sprang für ihn ein und machte noch das Beste draus.

Tampa Bay muss es schaffen, ihre Offensive breiter aufzustellen. Würde Mike Evans ausfallen, wäre dies eine Katastrophe. DeSean Jackson, der als Free Agent vor einigen Tagen unterschrieb, kann eine Lösung sein.

Draft Needs:

  • Wide Receiver – neben Neuzugang Jackson sollten die Bucs einen jungen Receiver heranführen. Adam Humphries in der Slot, ansonsten ist Tampa Bay doch sehr schwach auf der Brust.
  • Running Back – die Draftclass ist tief genug, um Doug Martin zu ersetzen (der sowieso die ersten vier Spiele des Saison 2017 von der Liga suspendiert wurde). Charles Sims bildete noch 2015 ein starkes Duo mit Martin, ist aber viel zu verletzungsanfällig.
  • Cornerback – nach Hargreaves könnten die Bucs auch in diesem Jahr auf dieser Position zuschlagen. Es fehlt ein starker Slot Corner – und Grimes‘ Tage sind bald gezählt.

NEW ORLEANS SAINTS (Bilanz 2016: 7-9)

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#Shhhh

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Stärken:

WR Michael Thomas war in seiner Rookie-Season so beeindruckend, dass sich die Saints entschloßen, ihren ehemaligen 1st-Round Pick Brandin Cooks zu den New England Patriots zu traden. Im Gegenzug gibt’s von den Pats zwar immerhin Pick No. 32 im diesjährigen Draft – aber ob es sinnvoll war, einen solchen Star ziehen zu lassen, wird sich zeigen. Cooks stand kurz vor einer Vertragsverlängerung – Geld, das die Saints nicht haben.

Quarterback Drew Brees führte die Liga in der Passing-Kategorie wie gewohnt an (und erreichte wieder über 5,000 Yards!), obwohl Tight End Coby Fleener eine große Enttäuschung war. Thomas, Willie Snead und Brandon Coleman bilden weiterhin eine solide Receivergruppe, während das Laufspiel um Mark Ingram und überraschenderweise Tim Hightower (jetzt Free Agent) respektabel war. Die Offensive Line um Center Max Unger macht einen guten Job.

Schwächen:

Wo liegt der Grund, dass die Saints nun schon zum dritten Mal in Folge die Saison mit nur 7 Siegen beenden konnten? Defense. Wie immer. New Orleans kriegt die Sache einfach nicht in den Griff. Defensive Coordinator Dennis Allen arbeitete hart, um die historisch schlechte Verteidigung aus der Saison 2015 zu verbessern. Klappte mit Abstrichen – die Passing Defense war  letztes Jahr erneut die schlechteste der NFL. Hauptproblem: nur 9 Interceptions.

Der Pass Rush hat mit Cameron Jordan zwar einen All-Pro in seinen Reihen, aber ansonsten viel Lärm um nichts. Und ohne Druck auf den gegnerischen Quarterback sieht auch die Secondary schlecht aus. Die Laufverteidigung könnte ein paar neue Linebacker vertragen.

Draft Needs:

  • Defensive Line – neben DE Jordan kann sich bei den Saints eigentlich nur noch DT Sheldon Rankins sehen lassen. Nick Farley wurde behalten, immerhin.
  • Cornerback – kaum Interceptions und die meisten Passing Yards der Liga zugelassen. Delvin Breaux war immerhin solide, befindet sich aber nach einem Wadenbeinbruch und einer Schulterverletzung erstmal noch ein bisschen in der Reha…
  • Middle Linebacker – James Laurinaitis war schon bei den Rams in den letzten Jahren nicht mehr zu gebrauchen. Hier würde sich der zusätzliche 1st-Rounder von den Patriots für ein Upgrade anbieten. New Orleans braucht einen Playmaker.

CAROLINA PANTHERS (Bilanz 2016: 6-10)

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#KeepPounding

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Stärken:

From first to worst. Warum die Carolina Panthers vom Gewinner der NFC zum Divisionsletzten in weniger als 12 Monaten mutierten, ist schwer zu erklären.

Ich habe keine logische Antwort. Die vermeintlichen Stärken des Teams waren in der letzten Saison jedenfalls keine wirklichen mehr.

Warum war Cam Newton 2016 im Vergleich zu seiner MVP-Saison im Jahr davor kaum mehr wiederzuerkennen? Und wir reden hier nicht von einem kleinen Leistungseinbruch. Nur knapp über 3,500 Yards durch die Luft, 14 Interceptions – und vor allem: geradezu peinliche 52,9% aller Pässe kamen nur an. Damit war Super-Cam (unter allen Quarterbacks mit mindestens 20 Passversuchen) das absolute Schlusslicht der gesamten NFL!

Warum ist Kelvin Benjamin 2016 so häufig untergetaucht, anstatt den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu einem klaren No. 1-Receiver zu machen? Kreuzbandriss 2015, klar. Trotzdem war das Passspiel um Benjamin, Devin Funchess, Ted Ginn jr. und Tight End Greg Olsen (der erneut eine starke Saison spielte – immerhin) unterdurchschnittlich.

Schwächen:

Neben einer überraschend schwachen Offensive büßte auch die Truppe um Star-Linebacker Luke Kuechly viel von ihrem Schrecken ein. Der Hauptgrund hierfür ist im Verlust von Cornerback Josh Norman vor der letzten Saison zu finden, ohne dafür adäquaten Ersatz zu beschaffen – zudem brach mit dem Saisonaus für Kuechly nach einer schweren Gehirnerschütterung in Woche 11 das Rückgrat der gesamten Defensive weg.

Den Panthers kann man nicht vorwerfen, untätig zu sein. Seit Beginn der Free Agency vor wenigen Tagen haben sie sauber investiert und neben einigen Free Agents auch eigene Leistungsträger für die nächsten Jahre verpflichten können. CB Captain Munnerlyn kam aus Minnesota zurück und wird eine große Verstärkung sein, Mike Adams aus Indianapolis soll das Safety-Problem lösen, Matt Kalil wird der neue Left Tackle für Newton sein und unterschrieb einen Vertrag über 5 Jahre und $55,5 Mio. – wow.

Darüber hinaus konnte Carolina Charles Johnson und Mario Addison halten und holte außerdem Altmeister Julius Peppers aus Green Bay zurück. Der Pass Rush ist in guten Händen.

Draft Needs:

  • Right Tackle – Mike Remmers träumt heute noch schlecht von Von Miller, der ihn im Super Bowl 50 auf Schlittschuhen durch die Arena führte.
  • Running Back – Jonathan Stewart ist allein hinsichtlich seiner Fähigkeiten einer der besseren Running Backs in der NFL. Allein sein Körper streikt – in schöner Regelmäßigkeit. Carolina würde ein Blitz zum Donner in Person von Stewart sehr guttun. Cameron Artis-Payne ist es nicht.
  • Cornerback – trotz Munnerlyn (der bei den Vikings ausschließlich in der Slot spielte) brauchen die Panthers weiterhin einen legitimen Nachfolger für Josh Norman.

Die NFC South ist somit durch – nächste Woche servier ich euch die AFC East. Jawohl.

Bis denne,

Detti sagt Servus.

 

Foto-Quelle: Instagram

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