Die Seattle Seahawks haben es getan. Die Denver Broncos haben es getan. Die Minnesota Vikings haben es getan. Bei diesen drei Teams lief es in der vergangenen Saison im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt nicht – und sie alle haben in der Offseason etwas dagegen unternommen. Doch es gibt Teams, die scheinen vor ihren Laufspielproblemen einfach davonlaufen zu wollen.

Seattle hat sich in der Free Agency einen Running Back geholt (aber keine O-Line). Denver hat Laufspiel und O-Line verstärkt. Minnesota war auf dem Markt und im Draft aktiv. Alle drei hoffen wieder an alte Zeiten anknüpfen zu können und 2017 zu den Teams zu gehören, die einen echten #1 Running Back haben.

Vergangene Saison knackten lediglich zwölf Läufer die magische 1.000-Yard-Marke. Acht weitere scheiterten nur knapp – entweder aus Verletzungsgründen, weil sie erst nach einer Verletzung eines anderen zum Zug kamen oder weil sie nicht dauerhaft das volle Vertrauen der Coaches genossen haben. Doch es gab sechs Teams, deren Offensive quasi auf nur einem Bein stehen musste – und die daraus scheinbar nichts gelernt haben.

17. These: Diese Sechs wollen nicht aus Fehlern lernen

Die Rede ist von den New York Giants, Detroit Lions, Philadelphia Eagles, Tampa Bay Buccaneers, Baltimore Ravens und den Washington Redskins. Sie alle haben keine klare Nummer 1 auf der Position. Sie alle weinen den Tagen nach, als große Namen wie Jamal Lewis, Clinton Portis oder Barry Sanders Dreh- und Angelpunkt der Offensivreihen waren.

Doch auch wenn das Laufspiel jedes einzelnen dieser Teams 2016 ein Hauptgrund für das Verpassen der Playoffs (oder im Falle der Lions für den schleichenden Abstieg) war, wurden weder Offseason noch Draft dazu genutzt, ernsthaft für Verbesserung zu sorgen.

Sagenhafte 30 Running Backs wurden im NFL Draft 2017 ausgewählt – die meisten seit 1996 (31). Und dennoch haben diese Teams es versäumt, ihr riesiges Loch auf der Running-Back-Position adäquat zu stopfen. Zwar haben vier von ihnen an Tag 3 des Drafts zugeschlagen, doch das erscheint mir anhand der Situation viel zu spät.

Wohin wird der (Lauf)Weg die Giants, Lions, Eagles, Bucs, Ravens und Redskins diese Saison also führen? Ich wage einen Ausblick.

Tampa Bay Buccaneers: “All in” auf Martin

Nackte Zahlen: Nur 80 ihrer 340 First Downs erzielten die Buccaneers im Vorjahr „zu Fuß”. Das reichte gerade einmal zu Platz 25 in dieser Statistik. 1.616 Rushing Yards klingen zwar solide, doch ein Schnitt von mageren 3,6 Yards pro Lauf deckt die Probleme der Bucs auf. Nur acht ihrer 41 Touchdowns erzielten die Bucs per Lauf. Nur ein anderes Team (dazu kommen wir später) war schlechter.

Die Schuldigen: Doug Martin kam nur in acht Spielen zum Einsatz. Zum dritten Mal in fünf NFL-Jahren plagten ihn Verletzungen. Sein Schnitt von 2,9 Yards pro Lauf (144 für 421) rechtfertigt keineswegs den fetten Vertrag, den er vergangenes Frühjahr unterschrieben hat. Und jetzt fehlt er auch noch die ersten vier Spiele 2017 wegen einer Dopingsperre. In seiner Abwesenheit war Jacquizz Rodgers mit 560 Yards (4,3 Yards per Run) noch der beste Läufer der Bucs.

Status Quo: Rodgers hat sich für zwei weitere Jahre an die Bucs gebunden. Vor allem in Angesicht der Tatsache, dass Martin vier Spiele pausieren muss und niemand weiß, ob er je wieder die Form erreichen wird, die ihn 2012 und 2015 auszeichnete, ein cleverer Move. Dennoch ist Rodgers alles andere als ein Feature Back. Und dahinter wird’s dunkler als in einer Tornado-Nacht in Florida. Peyton Barber hat nen geilen Namen, läuft aber eher wie Peyton Manning statt Tiki Barber. Charles und Blake Sims sind für wenige Spielzüge pro Partie gut. Hoffnungen ruhen auf Jeremy McNichols, dem Fünftrunden-Draftpick aus Boise. Viele halten ihn zwar für einen Martin-Clon, doch von einem Starter ist der Mann, der sehr gute Receiving Skills hat, weit entfernt.

Ausblick: Die Bucs haben theoretisch ab Woche 5 eine echte Nummer eins, die erholt und fit sein sollte. Theoretisch sollte das Passspiel dank Neuzugängen wie DeSean Jackson oder O.J. Howard auch für eine Menge Entlastung sorgen. Doch sollte Martin nicht zu alter Form finden, ist Tampas Angriff auch 2017 zu eindimensional.

Baltimore Ravens: Woodhead, West und wenig Hoffnung

Nackte Zahlen: 316 First Downs waren ohnehin kein guter Wert, doch nur mickrige 79 davon erzielten die Ravens per Laufspiel. Hinzu kamen zehn Rushing Touchdowns (von 32). 1.463 Rushing Yards waren der fünftmieseste Wert der NFL. Das konnte auch ein Schnitt von 4,0 Yards pro Lauf nicht schönreden.

Die Schuldigen: Dass NFL für „Not For Long“ steht, musste Justin Forsett 2016 schmerzlich erfahren. Nachdem er 2014 noch der Star Runner der Ravens war, plagten ihn im Folgejahr Verletzungen. Und 2016 wurde er erst gecuttet, dann zurückgeholt und nach nur drei Spielen wieder entlassen. Gerade hat er seine Karriere beendet. Forsetts Achterbahnfahrt steht sinnbildlich für das Running Game der Ravens im Vorjahr. Javorius Allen schaffte es vom Hoffnungsträger in der zweiten Saisonhälfte 2015 aufs Abstellgleis 2016 (9 Läufe). Lorenzo Taliaferro fühlt sich mittlerweile auf IR wohler als auf dem Rasen. Und so kam Terrance West aus der Versenkung, und führte die Ravens mit 193 Rushes für 774 Yards und 5 TDs an. Zweitbester Rusher war Kenneth Dixon mit nur 382 Yards bei 88 Versuchen (4,3 YPR).

Status Quo: Die Ravens haben die Running Back Position im Draft komplett ignoriert. In der Free Agency wurde lediglich Danny Woodhead geholt. Der Mann ist 32 Jahre alt und hat sich gerade von einem Kreuzbandriss erholt. Zudem war er immer ein besserer Receiver als Runner.

Ausblick: Düster. Und das gilt für den gesamten Angriff der Ravens. Das Laufspiel wirkt wie eine Ruine. Woodhead, West, Taliaferro und Allen streiten sich um die goldene Ananas. Das Passspiel sucht nach einem geeigneten Nachfolger für Steve Smith und Joe Flacco gewinnt nur selten Spiele im Alleingang. Lang lebe Justin Tucker!

Detroit Lions: Ein letztes Halleluja für Abdullah

Nackte Zahlen: Es wird immer gruseliger. Die Lions schafften gar nur 76 von 329 First Downs dank ihres Laufspiels. 1.310 Rushing Yards waren der drittschlechteste Wert der Liga. Dazu gab es einen Schnitt von 3,7 Yards pro Rush. Traurige neun Touchdowns erzielten die Running Backs der Lions im Vorjahr.

Die Schuldigen: Theo Riddick (357 Yards), Zach Zenner (334), Dwayne Washington (265) und Ameer Abdullah (101) bildeten das Quartett des Grauens. Kopf des Ungeheuers ist Abdullah, der sich auch in seiner zweiten NFL-Saison schwer verletzte. Nur zwei Spiele waren es 2016. Riddick schaffte immerhin mehr Yards und Rushes, als in seinen drei NFL-Jahren zuvor zusammengerechnet. Doch er beendete die Saison auf IR. Washington konnte als Rookie nicht überzeugen. Zenner hatte eins, zwei Momente (und führte das Team mit 4 TDs an). Man verpflichtete zwischenzeitlich sogar Joique Bell. Doch der war nach seiner Rückkehr nach Detroit nur noch ein Schatten seiner selbst.

Status Quo: Nicht erschrecken, Lions-Fans. Abdullah, Riddick, Washington und Zenner sind weiterhin an Bord.

Ausblick: Dass die Lions keinen Running Back gedraftet haben zeigt, dass sie weiterhin großes Vertrauen in Abdullah haben. 2017 ist wohl seine letzte Chance, sein Können unter Beweis zu stellen. Der Rest der Running Backs ist absolut austauschbar. Ein riskanter Plan, den Detroit da hat.

Philadelphia Eagles: Mathews vor dem Rauswurf?

Nackte Zahlen: Wenn die Eagles da so ganz nackt – also quasi ohne Federkleid – dastehen, sehen sie eigentlich nicht schlecht aus. 114 ihrer 333 First Downs wurden durch Läufe erzielt. Das ist Platz 5 in der Liga. Auch die 1.813 Rushing Yards sind ein guter Wert (Platz 11). Der Schnitt von 4,1 Yards pro Lauf ist solide und immerhin erzielten sie 16 Rushing Touchdowns (von 37).

Die Schuldigen: Schaut man aber etwas genauer hin, erkennt man, dass die Eagles dasselbe Problem auf der Running-Back-Position haben wie die anderen hier genannten Teams: Ihnen fehlt eine klare Nummer eins. Ryan Mathews führte das Team mit 155 Läufen für 661 Yards (4,3 YPR) und 8 TDs an. Doch zum sechsten Mal in seinen sieben NFL-Jahren spielte er nicht die komplette Saison durch (13 Spiele). Zudem hatte er lediglich zwei 100-Yard Spiele. Darren Sproles hatte den höchsten Schnitt (4,7 YPR) und erzielte 438 Yards bei nur 94 Läufen. Dennoch ist Sproles ein besserer Receiver als Läufer (52 Catches). Youngster Wendell Smallwood war ein guter dritter Back (77-312).

Status Quo: Die Eagles haben in Runde 4 Donnel Pumphrey gedraftet. Der wiegt aber keine 170 Pfund und ist nur eine Haarspitze größer als Sproles – also eher als dessen Nachfolger zu sehen. Noch ist Sproles aber am Start – ebenso Mathews und Smallwood. Das „Dark Horse“ im Team ist Rookie Corey Clement. Obwohl er aus Wisconsin kam (die ja alljährlich Running Backs in die NFL schicken), wurde er nicht gedraftet. Das Talent ist aber vorhanden, um den einen oder anderen Mitstreiter rauszukicken.

Ausblick: In zwei Jahren in Philly knackte Mathews nur dreimal die 100-Yard Marke. Sieht so ein Feature Back aus? Zudem wird er im Oktober 30. Kann gut sein, dass er sogar noch dem letzten Cut zum Opfer fällt. Das hängt aber wohl ganz davon ab, was Pumphrey und Clement im Camp reißen. Eine echte Nummer eins ist in der Stadt der brüderlichen Liebe aber so oder so nicht zu erkennen.

Washington Redskins: Mehr Beef für die rote Zone

Nackte Zahlen: In Washington erreichte man ein First Down auf läuferische Weise in nur 89 von 345 Fällen (Platz 21). Auch 1.696 Rushing Yards reichten nur zu Rang 21. Immerhin konnten sich der Schnitt von 4,5 Yards pro Lauf und 17 Rushing Touchdowns sehen lassen.

Die Schuldigen: Die Redskins hatten zwei Dinge nicht im vergangenen Jahr: einen echten Leading Rusher und ein Laufspiel in der Redzone. Rob Kelley etablierte sich zwar im Laufe der Saison als der beste Rusher der Redskins, doch am Ende standen bei ihm auch nur 704 Yards bei 168 Läufen zu Buche. In der Redzone punktete er fünfmal – kein Vergleich zu LeGarrette Blount (16) oder David Johnson (14). Wohl auch deshalb sank Kirk Cousins Completion Percentage in der Redzone von 63,7% (2015) auf 45,8% (2016). Hinter Kelley gab es noch Matt Jones (99 Läufe für 460 Yards) und Chris Thompson (68-356).

Status Quo: Die Redskins gehen auch 2017 mit Kelley, Jones und Thompson an den Start. Neu dabei ist Rookie Samaje Perine. Dank ihm sollte das Trainingscamp wenigstens interessant werden.

Ausblick: Thompson hatte einen guten Schnitt (5,2 YPR). Vielleicht geht da mehr. Er sollte Jones und Kelley auf jeden Fall pushen. Eine echte Bereicherung könnte Perine sein. Er ist ein echter Power Back mit einem bösen Stiff Arm. Das sollte zumindest in der Redzone was wert sein.

New York Giants: Nur faule Äpfel im „Big Apple“

Nackte Zahlen: Die Offensive der Giants hoffte eigentlich in jedem Spiel auf das eine „Big Play“ von Odell Beckham Jr., das für einen Sieg reichen sollte. Nur 289 First Downs erzielten die New Yorker – nur drei Teams hatten weniger. Davon gelangen 73 per Laufspiel (Platz 30). Ihre 1.412 Rushing Yards (Platz 29) waren ebenso erschreckend schwach wie der Schnitt von 3,5 Yards pro Lauf (Platz 30). Mit unterirdischen 6 Rushing TDs hielten die Giants die rote Laterne in dieser Kategorie in den Händen.

Die Schuldigen: Ende 2015 sah die Welt rosig aus im „Big Apple“. Rashad Jennings erzielte in den letzten vier Spielen der Saison 432 Yards und fast 5,5 Yards pro Lauf. Doch dann kam 2016. Bei 181 Läufen erzielte er 593 Yards und 3 TDs – ein magerer Schnitt von 3,3 Yards pro Run. Nur einmal erhielt er den Ball mehr als 20 Mal in einer Partie. In keinem seiner 13 Einsätze knackte er die 100-Yard Marke und sechs Mal blieb er unter einem Schnitt von 3 Yards pro Lauf. Rookie Paul Perkins erhielt nach der Bye Week mehr und mehr Einsatzzeit und erzielte als einziger Giant ein 100-Yard Spiel – in Woche 17! Insgesamt erzielte er 456 Yards bei 112 Versuchen. Shane Vereen fehlte beinahe die gesamte Saison verletzt und Orleans Darkwa und Bobby Rainey waren nur Beiwerk.

Status Quo: Jennings musste seine Koffer packen. Vereen und Darkwa sind noch da. In New York hofft man aber, dass Perkins die Antwort auf alle Gebete ist. Sein letztes reguläres Saisonspiel gab Hoffnung (die aber in den Playoffs sofort wieder zerstört wurde – 10 Läufe für 30 Yards). Rookie Wayne Gallman spielte in Clemson für eine ähnliche Offensive und gilt als Downhill Runner.

Ausblick: Da die Giants es aber sträflich vernachlässigt haben, ihre O-Line zu verstärken, könnte auch Gallman nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Machen wir uns nichts vor: New York sollte sich einen erfahrenen Spieler holen, der diesem Running Game ein wenig Leben einhaucht. Oder den jungen Mann im Video…

In diesem Sinne,
Euer Stolle

P.S.: Irgendwas sagt mir, dass sich eines dieser Teams die Dienste von LeGarrette Blount sichern wird. Das ist so sicher wie die Faust aufs Auge…

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