Scheiß auf Trump Care. Was ihr braucht, ist Stolle Care. Hier bekommt ihr die Medizin, die euer Footballfieber kontrolliert (senken wollen wir es ja wohl nicht). Auch diese Woche gilt auf dieser Station „Make NFL Great Again“.

Kaum zu glauben, dass ihr jetzt schon seit acht Wochen am Tropf hängt um zu erfahren, wie die NFL-Saison 2017 denn nun laufen wird. Ich habe euch verraten, wer den Super Bowl gewinnen wird. Ich habe euch verraten, welche Ex-Legenden ein Comeback geben werden. Ich habe euch verraten, dass Trumps Haarteil und Roger Goodell zusammen in die Sauna gehen. Mehr Wahrheit geht einfach nicht.

27. These: Die Rückkehr von “Fat Eddie” und Alex Smith

Bevor ich euch also wieder vom Tropf nehme und in das entlasse, was ihr als Realtität bezeichnet, gebe ich euch eine letzte Dosis alternative Fakten. Wir beenden das Experiment mit der NFC West. Hier wartet der Rams-Kindergarten auf euch. Es gibt eine dramatische Rückkehr in San Francisco. Dazu kommen Stühle werfende Coaches und zankende Spieler in Seattle sowie ein altes Schlachtross in der Wüste.

Arizona Cardinals

Bruce Arians ist ne coole Sau. Und so geht der Head Coach der Cardinals trotz unzähliger Abgänge in seinem Kader und der ewig quälenden Frage, wie lange Larry Fitzgerald und Carson Palmer noch spielen können, ehe ihre alten Körper einfach auf dem Feld zu Staub zerfallen, ganz entspannt in die neue Saison.

Warum er so entspannt ist, zeigt sich schon am 1. Spieltag. RB David Johnson dreht den Verteidigern der Detroit Lions Knoten in die Beine und beendet das Spiel mit 217 Total Yards und 3 TDs. Wer so eine Waffe im Angriff hat, der kann ruhig schlafen. Johnson macht mit der NFL, was er will. Am Ende der Saison steht er bei unfassbaren 2.883 Gesamt-Yards und stellt damit einen neuen Rekord auf.

Da stört es nicht, dass die O-Line auch 2017 nicht sonderlich sattelfest wirkt – zumindest in der ersten Saisonhälfte. Doch nachdem man in den ersten sieben Saisonspielen 28 Sacks zugelassen hat und damit auf dem Weg war, die Zahl des Vorjahres (41) weit zu überbieten, raufen sich die Dicken zusammen und geben bis Saisonende nur noch 11 Sacks ab. Davon haben schlussendlich auch Palmer und Fitzgerald etwas. Der Quarterback kann an seine 2015er Saison anknüpfen und kommt auf 4.712 Yards (Karriere-Bestwert), 32 TDs und 14 INTs. Fitz fängt 99 Bälle für 1.120 Yards und 8 TDs.

Die Defensive hat mit Patrick Peterson und Tyrann Mathieu zwei Allesfresser im Backfield. Das Duo allein sorgt für 13 Ballverluste. Hinzu kommt Rookie LB Haason Reddick, der mal ILB mal OLB spielt und am Ende 12 Sacks beisteuert. Insgesamt schnappen sich die Cards 45 Mal gegnerische QBs.

Knackpunkt der Saison ist das Hinspiel gegen Seattle am 9. November. Die Cardinals reißen den Hawks die Federn einzeln aus, sacken Russell Wilson fünf Mal und fangen drei INTs. Dazu zaubert Johnson sich vier Mal in die Endzone. Als den Seahawks am letzten Spieltag die Revanche gelingt, sitzen Palmer, Fitz und Peterson in Zivilklamotten an der Sideline und schauen zu, wie Blaine Gabbert sich zum Idioten macht. Arizona steht nämlich schon vor dem abschließenden Spieltag als Dritter der NFC fest.

Los Angeles Rams

Als die Spieler der Rams ins Trainingscamp kommen, sind sie völlig von den Socken. Keine Kameras! Nachdem sie 2016 von gleich zwei TV-Produktionen verfolgt worden sind, ist endlich Ruhe. Eigentlich schade, denn wir alle verpassen eine erstaunliche Entwicklung – vor allem der Offensive.

Der neue Head Coach Sean McVay bringt den Swag nach L.A. Mit 31 Jahren ist er der jüngste Head Coach der NFL-Geschichte. Zudem sind nur zwei Spieler im Team älter als er. Ein wahrer Kindergarten. Doch dem Coach gelingt es, die Sprache der Spieler zu sprechen. Vor allem QB Jared Goff versteht seinen neuen Boss. Und so kommt es, wie es kommen muss. Am 1. Spieltag 2017 gewinnt Goff endlich sein erstes NFL-Spiel (gegen die Colts). Am Ende der Saison stehen 3.523 Yards zu Buche, dazu 23 TDs und 14 INTs. Damit liegt er noch hinter Dak Prescott und Carson Wentz, doch er hat aufgeholt.

Goff ist nicht der einzige Ram, der einen Schritt in die richtige Richtung macht. RB Todd Gurley zeigt eindrucksvoll, dass die vergangene Saison ein Einzelfall war. Gleich sieben Mal knackt er die 100-Yard-Marke und steht am Ende bei 1.409 Yards und 13 TDs. Hilfe bekommt er dabei vom erstarkten Passspiel. Vor allem Rookie WR Cooper Kupp macht den Fans Freude. 73 Catches gehen auf das Konto des Ballfängers.

Sahnestück der Rams bleibt aber die Defensive, die unter Wade Phillips zu neuen Höhenflügen ansetzt. Die Rams lassen nochmal 350 Yards weniger zu als im Vorjahr, forcieren dazu acht Ballverluste mehr als 2016 und haben ja noch Aaron Donald. Der unterschreibt noch während des Trainingscamps einen Vertrag, der ihn zum teuersten Defender der NFL macht. Und er bekommt die Kohle zu Recht! Der Defensive Tackle holt 12 Sacks.

Die Rams gehen ohne Drama oder Chaos durch die Saison – das gab es auch lange nicht. Für die Playoffs reicht es zwar weiterhin nicht, doch es gibt Licht am Ende des Tunnels.

San Francisco 49ers

Als Kyle Shanahan sein Team am 11. August vorm ersten Preseason-Spiel der Saison bei den Kansas City Chiefs während des Warmups mit QB Alex Smith plaudert, kann niemand ahnen, dass sie die beiden Herren im Laufe der Saison noch häufiger über den Weg rennen sollten. Aber eines nach dem anderen:

Die 49ers gehen mit dem Wissen in die Saison, dass sie niemand auf der Rechnung hat. Das bestätigen auch die Vorstellungen vor allem in der Offensive in der Vorbereitungsphase. Es will einfach nicht klicken. Dennoch ist Brian Hoyer das geringste Übel im Team. Er geht schließlich als Starter in die Saison, die die Fans in der Bay Area am liebsten einfach vorspulen würden. Kein Wunder: sämtliche Heimspiele bis zur Bye Week gehen verloren. Selbst gegen die L.A. Rams sehen die Niners wie Vorschulkinder aus.

Der erhoffte Shanahan-Boom bleibt aus beim Angriff. RB Carlos Hyde verliert mit zunehmender Saisondauer Carries an Tim Hightower und Rookie Joe Williams. Am Saisonende wird Williams die Nummer eins sein. Und Hyde findet sich wie so oft im Lazarett wieder. Insgesamt fällt das Laufspiel von Platz 4 (2.019 Yards) im Vorjahr zurück ins Mittelfeld (1.732 Yards). Natürlich hat das auch damit zu tun, dass Colin Kaepernick nicht mehr hier spielt. Und so langsam wünschen sich einige Fans den Quarterback mit dem Afro zurück.

Denn Hoyer legt ein Ei nach dem anderen. Zum Saisonauftakt gegen Carolina wirft er 3 Interceptions. Gegen die Rams (Woche 3) und in Arizona (Woche 4) kostet ein Gehirnfurz des Quarterbacks das Team aus San Francisco einen möglichen Überraschungssieg. Tiefpunkt sind die Heimspiele gegen die Cardinals und Giants Mitte November. Hoyer bringt hier insgesamt nur 42% seiner Pässe an. Und so läuft nach der folgenden Bye Week Matt Barkley auf. Doch gegen hungrige Seahawks wird er völlig zerstört und bricht sich im zweiten Viertel beim Stand von 10:10 das linke Bein. Mit Hoyer als Ersatz endet die Partie 13:30.

Shanahan und GM John Lynch ziehen die Reißleine. Nach zähen Verhandlungen bringen sie zur Überraschung aller Alex Smith zurück nach San Francisco. Bei den Chiefs war er in Ungnade gefallen und gegen Brett Favre ausgetauscht worden (hier nachzulesen). Mit Smith am Ruder gewinnen die Niners immerhin zwei der verbleibenden fünf Spiele und beenden die Saison mit einer 3:13-Bilanz.

Ob Smith nun die Zukunft sein wird oder ob man doch einen Quarterback draftet, das verrate ich euch nicht. Doch ich kann euch sagen, dass trotz der miesen Bilanz nicht alles schlecht war in San Francisco. Denn der Pass Rush ist ne Bombe. Gerade gegen die anfälligen O-Lines in der eigenen Division rocken Elvis Dumervil, Ahmad Brooks, DeForest Buckner und Solomon Thomas. Nach 31 Sacks im Vorjahr stehen diese Saison 43 zu Buche. Dazu kommt das Mega-Jahr von Rookie Reuben Foster, der nach seiner Combine-Achterbahnfahrt mit 152 Tackles ordentlich einschlägt.

Seattle Seahawks

Es ist noch gar nicht lange her, da waren die Seahawks die hipste Truppe der NFL. Fette Beats beim Training, abwechslungsreiches Essen, ein Coach, der auch als Motivationsguru hätte Erfolg haben können, und eine Verteidigung, auf die selbst das Pentagon neidisch war. Doch die Offseason 2016 war voll von Gerüchten um Neider, Zankereien und Richard Shermans Zukunft. Und wie sagte schon meine Großmutter: Wenn du zu viel Chili reinwirfst, schmeckt auch die beste Enchilada nicht mehr.

Dabei fängt alles so an wie immer: Zum Auftakt erteilen die Hawks den Packers eine Lehrstunde. Ausgerechnet RB Eddie Lacy sorgt mit 3 TDs für die Entscheidung. Doch schon eine Woche später versagt die alte Schwachstelle – die Offensive Line. Zum Heimauftakt gegen die 49ers geht QB Russell Wilson ganze sechs Mal zu Boden. Es reicht zum Sieg, aber mehr auch nicht. Als die Offensive auch in Tennessee mit den Lücken der Line zu kämpfen hat, rumort es erstmals. „Ich stehe zehn Minuten länger auf dem Platz als mein Quarterback. Und das jede Woche. Vielleicht sollte ich also auch mehr Geld bekommen als er“, sagt Sherman direkt in Kamera von FOX.

Pete Carroll spielt die Nummer gewohnt souverän runter. Das Lächeln riesig. Der Kaugummi fresh. Doch eine Woche später bleibt ihm das Ding im Hals stecken. Denn gegen die Colts sieht die Defensive alles andere als gut aus. T.Y. Hilton und Donte Moncrief zerlegen die Legion of Boom in ihre Einzelteile. Als man eine Woche später mal wieder den Rams unterliegt, konnte die Bye Week zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.

Die erwartete Trotzreaktion, die man seit Jahren von den Hawks kennt, bleibt aber aus. Die eine Woche ist die Offense Jackyl und die Defense Hide und die nächste Woche ist es umgekehrt. Erschwerend kommt hinzu, dass Lacy in der Bye Week das Burgeressen wieder für sich entdeckt hat. Er kauft von seinem Gehalt eine örtliche Kette auf und frisst sich drei Tage lang durchs Angebot. Anfang November hat er Übergewicht. Ende November steht er mal wieder auf IR. Nach dem Saisonende gilt er als ein weiterer gescheiterter Alabama-Running Back.

Die Seahawks kämpfen trotz aller Probleme um die Playoffs. Der Traum zerplatzt schließlich eine Woche vor Weihnachten. Im Rückspiel gegen die verhassten Rams kommt es zum Eklat. Auf dem Weg in die Kabine während der Halbzeit gehen sich Sherman und O-Line Coach Tom Cable an die Gurgel. Sherman verpasst dem Schwergewicht eine. Der wiederum wirft mit einem Plastikstuhl nach dem Cornerback. Die Partie geht verloren. Von Playoffs redet niemand mehr. Zwei Tage später verkündet Cable, dass er die Nase voll davon hat, Jahr für Jahr aus Reissäcken eine O-Line formen zu müssen. Er geht zum Saisonende. Auch Sherman deutet an, dass es ihn woanders hinzieht.

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Krass. Es sind wirklich schon acht Wochen rum. Ich bin einmal durch jede Division gereist und war hoffentlich in der Lage, euren Kosmos ein wenig zu erweitern. Ab nächster Woche nehme ich wieder meine Medizin und versorge euch wieder mit „normalem“ Content…

In diesem Sinne,
Euer Stolle

Grafikquelle: UPROXX

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