Was passiert, wenn der mächtigste Mann im Sport und das beste Stück des US-Präsidenten in einer Sauna aufeinandertreffen? Warum endet Tom Bradys Karriere in Mexiko? Wie wird Ryan Tannehill zum Objekt der Begierde eines Flitzers? Warum wird ein Selfie Eric Decker zum Verhängnis? Die Wahrheit über die NFL-Saison 2017 steht hier geschrieben. FootballereiLeaks trifft Concussion Protocol.
Footballerei als Podcast: 3x wöchentlich & kostenlos — jetzt auch bei Spotify!
Die Footballerei bedeutet "NFL frei Schnauze": Höre den beliebten deutschsprachigen NFL Podcast wann immer und wo immer du willst:
Es geschah vor rund drei Wochen. Wie an jedem ersten Mittwoch im Monat verbrachte Roger Goodell seine Mittagspause in der Asanda Aveda Spa Lounge, nur wenige Blocks entfernt vom NFL Headquarter in New York. Als er da so frei Schlange in der Sauna saß, bemerkte er etwas Blondes neben sich. Es waren Donald Trumps Haare. Die waren nach drei Stunden Färben so trocken, dass sie sich bei einem heißen Aufguss mal so richtig entspannen wollten.
Wenn also ein Mann und ein Haarteil so gemeinsam in der Sauna abhängen, kommt es für gewöhnlich zwangsläufig zu einem oberflächlichen Gespräch. Doch dieses mal war es anders. Rog und Pfiffi verstanden sich wie beste Freunde. Sie wurden zu echten Thunder Buddies. Beinahe täglich chatteten sie auf Haarship.de oder telefonierten bis tief in die Nacht. Dabei tauschten sie selbst tiefste Geheimnisse und ihre dunkelsten Fantasien aus. So kam es, dass der Commish genau wusste, was der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika plante. Roger überlegte lange, wie er mit dem brisanten Wissen umgehen sollte. Und Pfiffi grübelt noch heute, was ein Butt Fumble sein soll.
Aber ich schweife ab. Der Commish entschied sich schlussendlich vor wenigen Tagen dazu, die Taktik des Masterminds der freien Welt zu kopieren. Ganz offen, ohne jede Scham. „Make NFL great again!“ proklamierte der mächtigste Mann der Sportwelt. In einer ersten Amtshandlung brachte er den Spaß zurück in die Touchdown-Feierlichkeiten. In einer Stellungnahme meinte Rog: „We will do that snow angel. And Mexico is going to pay for it!“
Ich sehe es euch an. Ungläubige Blicke. Fragezeichen in Gesichtsform. Aber glaubt mir: Das ist keine erfundene Story. Das ist ein Fakt. Also zumindest ein Alternative Fact.
20. These: Mack (nicht Madden) zerstört Brady
Und weil Alternative Facts die neue Wahrheit sind, habe auch mich der Bewegung „Make NFL great again!“ angeschlossen. In einem ersten offenen Brief werde ich euch nun hier und heute darüber informieren, was sich in der NFL-Saison 2017 in der AFC East, der Division von Trump-Kumpel Bill Belichick, zutragen wird…
Buffalo Bills
Die Bills erleben ein wahres Sommermärchen. Scott McDermott, den als Head Coach irgendwie keiner so richtig einschätzen kann oder ernstnehmen will, findet gleich im ersten Meeting des Trainingscamps die richtigen Worte. Das Team wirkt ungewöhnlich selbstbewusst und startet furios in die Preseason. Allen voran QB Tyrod Taylor. Er kommt in den ersten drei Spielen zum Einsatz und bringt es bei limitierter Spielzeit auf 72,3% Completion Percentage mit 8 TDs und keiner INT. Highlight seiner Preseason ist ein 72-Yard TD-Lauf im dritten Testspiel bei den Ravens. Daraufhin lässt er sich „Franchise Bill“ auf den linken Bizeps tätowieren.
Doch der 1. Spieltag bringt Ernüchterung. Gegen die Jets sieht er noch schlechter aus als Josh McCown. Taylor bringt 8 von 22 Pässen für 62 Yards mit 3 Picks an. Im Heimspiel gegen Tampa am 22. Oktober steht schließlich erstmals Rookie Nathan Peterman in der Startformation. Er spielt kacke. Hausgemachtes Chaos, das sich bis Saisonende fortsetzt. Es gibt sogar Gerüchte über einen Trade mit den Browns für Brock Osweiler.
Doch zwei Konstanten bleiben: RB LeSean McCoy geht auch diese Saison ab wie ein Zäpfchen. Highlight sind 364 Total Yards gegen die Saints am 10. Spieltag. Am Ende der Spielzeit bringen ihm 1.376 Rushing Yards und 13 TDs sowie weitere 520 Receiving Yards in den Pro Bowl. Und dann ist da noch WR Sammy Watkins. Der bleibt sich ebenfalls treu. Nachdem es lange danach aussieht, als würde ihm endlich der Durchbruch gelingen, reißt er sich die Achillessehne, als ihm Peterman am 12. Spieltag nach einer Interception beim Versuch, den Gegner zu tacklen unglücklich ins Bein fällt.
Doch es gibt auch positive Überraschungen: Rookie WR Zay Jones führt das Team mit 79 Catches für 1.022 Yards an. Und CB Tre’Davious White gehört von Tag 1 an zum Stammpersonal. Am Ende gehört er dank 6 INTs zu den erfolgreichsten Rookies der Saison. Dennoch bleibt die Defense als Unit schwach. Auf 39 Sacks 2016 folgen 34 Sacks 2017. Zudem lassen die Bills identisch viele Rushing Yards pro Spiel zu wie vor einem Jahr (133,1).
Von den Playoffs spricht schon zur Bye Week Mitte Oktober keine Sau mehr. Nach nur einem Jahr steht McDermott gehörig unter Feuer und Ex-Coach Rex Ryan lässt im TV verlauten, dass er in seiner Zeit als HC der Bills nie die Klospülung betätigt und immer das Essen der Kollegen aus dem Kühlschrank geklaut hat.
Miami Dolphins
Die Dolphins blieben erstaunlich unauffällig in der Offseason. Was aber nicht bedeutet, dass nicht eifrig am Kader gefeilt wurde. Als Free Agents kamen gestandene Veteranen wie LB Lawrence Timmons und FS Nate Allen an Bord. Im Draft wurden Spieler wie OLB Charles Harris, LB Raekwon McMillan und G Isaac Asiata geholt. Und so geht man vorsichtig optimistisch in die Saison. Doch der Start geht völlig in die Hose. QB Ryan Tannehill wirkt rostig und überfordert. Gegen Tampa, bei den Chargers und Jets setzt es drei Niederlagen. Doch in Woche 4 ändert sich alles.
Eigentlich sehen die Fins auch gegen New Orleans im Regen von London wie die sicheren Verlierer aus, als rund vier Minuten vor Spielende ein Flitzer den Rasen im Wembley Stadium stürmt. Er rennt zu Tannehill, umarmt ihn und flüstert ihm etwas ins Ohr, ehe Sicherheitskräfte den sichtlich erregten Mann bändigen können. Tannehill spielt plötzlich wie der junge Dan Marino. Er wirft zwei TDs und bereitet mit einem 38-Yard Pass auf WR DeVante Parker das siegbringende Field Goal vor.
Apropos Parker: Der macht eine Mega-Saison. Er führt das Team mit 82 Catches für 1.435 Yards an. Er und WR Jarvis Landry fangen jeweils 8 Touchdowns. RB Jay Ajayi kann dagegen nicht ganz an das Jahr 2016 anknüpfen. Dennoch: Die Dolphins gewinnen fünf der sechs Spiele bis zur Bye Week. Selbst New England und Denver werden anschließend geschlagen. Doch im Dezember bricht alles zusammen. Beim Gastspiel in Buffalo halten Fans ein riesiges Plakat des erregten London-Flitzers hoch. Tannehill wirft in diesem und in den nächsten beiden Spielen je 3 INTs. Miami verliert alle drei Spiele und verpasst hauchdünn die Playoffs.
Randnotiz: Ndamukong Suh wird von der Liga für vier Spiele gesperrt, weil er zum dritten Mal in seiner Karriere einem Gegenspieler absichtlich auf ein Körperteil tritt.
New England Patriots
In Foxboro läuft alles in geregelten Bahnen. Und diesen Sommer komplett ohne Drama. In der Preseason weckt Jimmy Garoppolo einmal mehr Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Ansonsten gibt es das Übliche: wortkarge Antworten von Grumpy Belichick, strahlendes Lächeln von Tommy Boy und ein Sieg nach dem anderen.
TE Rob Gronkowski bleibt endlich mal wieder verletzungsfrei. Aber er spielt nur die zweite Geige im Angriff hinter Neuzugang WR Brandin Cooks. Der erweist sich als echter Glücksgriff. Er startet mit 5 Catches für 103 Yards und 2 TDs in die Saison. Eine Woche später vernascht er sein Ex-Team, die Saints, im Alleingang: 9 Catches, 202 Yards und 1 TD. Am Ende stellt er mit 1.683 Yards einen neuen Vereinsrekord auf.
Das Laufspiel liegt jede Woche in den Händen eines anderen Spielers. RB Mike Gillislee führt sein Team mit 11 Lauf-TDs an. James White fängt 62 Pässe. Und ein gewisser Rex Burkhead hat die meisten Rushing Yards im Team: nämlich 892.
Brady ist auf dem besten Wege, seinen eigenen Rekord von 5.235 Pass-Yards zu brechen, als seine Saison abrupt endet. Und zwar in Mexiko. Nachdem die Geschichte um sein verschwundenes Super-Bowl-Trikot noch einmal aufgewärmt wird, wirkt Mr. NFL irgendwie unsicher im Spiel gegen die Oakland Raiders. Im ersten Drive des dritten Viertels passiert es: Brady steht wie tiefgefroren hinter seiner O-Line, Khalil Mack kommt ungehindert durch und überfährt den Quarterback wie einen Igel auf der A7. Die Schreie des Spielmachers sind bis an die Copacabana zu hören. Mack, der zuvor schon Josh McCown zermalmt hat, hat Brady vier Rippen gebrochen. Die Milz ist angerissen. Die Wurfhand ist hinüber. Mehrfache, teils komplizierte Brüche. Dazu einige durchtrennte Bänder. Die Gerüchte, dass Tommy schwanger war und bei dem Sack sein ungeborenes Kind verloren habe, bestätigten sich allerdings nicht.
Garoppolo muss ran. Nachdem er den Rest der Partie gegen die Raiders um sein Leben rennt und 3 INTs wirft, kommt er in den verbleibenden sechs Partien auf 27 TDs und 2 INTs. Zwei Tage vor Weihnachten erklärt ein wie ein Schlosshund heulender Brady, er werde nie wieder spielen können. Am nächsten Tag erhält Mack Blumen und einen Bulldozer in Patriots-Farben. Absender ist ein Jimmy G.
Trotz des Schocks um Bradys Aus ist die Offensive der Pats unschlagbar. Da fällt es gar nicht auf, dass die Defensive 54 Sacks erzielt und 21 Interceptions fängt. All das kann die erneute Teilnahme am Super Bowl aber nicht verhindern. Das Black Hole wird zum Höllentor für New England. Die Patriots unterliegen im AFC Championship Game mit 21 Punkten Unterschied gegen die Raiders.
New York Jets
Ganz New York fragt sich, wer Quarterback sein wird bei den Jets. Aber nicht 2017 sondern 2018. Denn schon jetzt hat man sich im „Big Apple“ mit einem „Big Fail“ abgefunden. Die Jets finden in den Medien nur noch nach Bowling und Gymnastik statt. Aber nicht bei uns! Wir haben die Infos, die ihr braucht, um euch ruhigen Gewissens noch ein Frustbier mehr reinschütten zu können.
Josh McCown gewinnt das schlechteste Quarterback-Battle in der Geschichte der NFL-Offseason mit hauchdünnem Vorsprung für sich. Der Dreikampf mit Christian Hackenberg und Bryce Petty erinnert an ein Rap Battle zwischen drei kreideweißen Milchbubis aus Ober-Ursel. McCown siegt, weil er als Einziger der drei mehr als 55% seiner Pässe in der Preseaon anbringt und verdammt alt ist. Dieses Alter ist ihm am 1. Spieltag gegen Buffalo noch nicht anzusehen, als er mit 3 TDs und fast 300 Yards glänzt. Doch eine Woche später zerstört Khalil Mack McCown beim vierten Spielzug der Partie. McCown verkündet noch auf der Trage sein Karriereende.
Es folgt Hackenbergs Chance. Doch der arme Kerl versagt auf ganzer Linie. Er kippt selbst Saft nebens Glas und verfehlt mit dem Schlüssel das Schlüsselloch seiner Haustür. Nach drei Starts und 13 Picks darf er Petty zuschauen, wie der eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass Baylor Quarterbacks in der NFL nix zu suchen haben. In einem Akt der Verzweiflung holen die Jets in der Bye-Week Mitte November Jay Cutler. Der war zwei Wochen zuvor als TV-Kommentator entlassen worden, nachdem er wiederholt damit geprahlt hatte, Johnny Manziel unter den Tisch getrunken zu haben. Cutler startet die letzten sechs Saisonspiele und gewinnt immerhin die völlig wertlose Partie gegen die Chargers an Heiligabend.
Nachdem Cutler unterschrieben hat, meldet sich RB Matt Forte krank. Was genau er hat, bleibt geheim. Doch man vermutet, dass er auf seine alten Tage einfach keinen Bock mehr auf Cutler hat. Schade, denn der Oldie war auf dem Weg zu mehr als 1.200 Yards.
WR Eric Decker wird 2017 mehr Fotos seiner scharfen Schnecke posten als Catches haben. Der schönste Receiver der NFL muss sich mit 44 gefangenen Bällen für 514 Yards und 2 TDs begnügen – und natürlich wird er nicht verletzungsfrei bleiben. Beim Selfie-Knipsen übersieht er eine Laterne. Mit Concussion fällt er drei Spiele aus. Aber viel schlimmer noch: es bleibt eine 0,8cm lange Narbe auf der Stirn, die sein perfektes Gesicht für immer entstellen wird.
Die Defensive der Jets lässt ohne den mit 6 Millionen Dollar in bar auf der Couch sitzenden Darrelle Revis 537 Passing Yards weniger zu. Doch auch das kann die Entlassung von HC Todd Bowles nach einem 3:48-Desaster bei den Broncos am 10. Dezember nicht verhindern.
Trost gibt euch Jets-Fans da draußen hoffentlich die Tatsache, dass ihr in genau 331 Tagen endlich einen neuen Rookie Quarterback bekommen werdet.
Das war es für diese Woche. In den kommenden sieben Ausgaben meines Concussion Protocols erwarten euch wahnwitzige Vorhersagen zu allen anderen Divisions. Weiter geht’s nächsten Mittwoch mit der NFC East.
In diesem Sinne,
Euer Stolle
Grafikquelle: UPROXX