Letzte Woche hatten wir an dieser Stelle thematisiert, inwiefern es der gemeine Fantasyspieler wagen kann, sehr hoch gedraftete Spieler auch mal auf die Bank zu setzen, wenn sie über Wochen nicht das zeigen, was man von ihnen erwarten konnte. Wir kamen zu dem einfachen Schluß: „Never bench your studs!“
Nüchtern betrachtet hätte man durchaus in Erwägung ziehen können, Matt Ryan trotz überragendem Saisonstart gegen die Denver Broncos und ihre starken Cornerbacks eine Verschnaufpause im Fantasyteam zu gönnen. Enttäuscht hat er jedoch nicht. Klar war es kein überragendes Spiel (267 Yards, 1 Touchdown), aber letztlich kein Grund, nervös zu werden. Dies gilt auch für die bevorstehende Aufgabe, die sicher nicht einfacher werden dürfte. Auswärts in Seattle, gegen die „Legion of Boom“.
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Und auch wer weiterhin auf seine „Studs“ wie Rob Gronkowski oder DeAndre Hopkins trotz wochenlanger Durststrecke gesetzt hatte, wurde diesmal nicht enttäuscht. Vor Spieltag 6 warten wir bei einigen weiteren vermeintlichen Fantasy-Stars noch auf den Durchbruch. Wird sich ein bisschen Geduld auch diesmal auszahlen?
Starts of the week
Quarterback
Carson Palmer (Arizona Cardinals)
Die Fakten: In den letzten 3 Spielen ließen die New York Jets 8 Passing Touchdowns (keine Interceptions) bei im Schnitt über 300 Passing Yards zu. Letzten Sonntag in Pittsburgh warf sich Big Ben mit 380 Yards und 4 Touchdowns durch den Nachmittag. Fazit: Die Passverteidigung der Jets ist ein Witz. Selbst Darelle Revis ist ein Schatten seiner selbst – und fiel zuletzt auch noch durch eine Oberschenkelverletzung aus….
Im Gegensatz dazu gehören die Jets gegen den Lauf zu den Top 3 DEF’s in der NFL. Der Gameplan der Cardinals sollte also klar sein. Palmer wird nach Gehirnerschütterung wieder spielen. Nachdem er diese Saison im Vergleich zum letzten Jahr bis jetzt doch arg enttäuscht hat, erwarte ich ein Statement in einem Heimspiel zur Prime Time (Monday Night).
Running Back
Lamar Miller (Houston Texans)
In Fantasy-Kreisen im Sommer durchweg in Runde 1 oder 2 gedraftet, sieht die bisherige Bewertung für den ehemaligen Miami Dolphin etwas zwiegespalten aus. Einerseits ist er einer der ganz wenigen Running Back-„Workhorses“ der Liga (mit 101 Läufen die viertmeisten der NFL) und stellt für einen Fantasyspieler eine absolut sichere Option im Lineup dar. Andererseits liefert Miller weit weniger als noch vor der Saison gedacht. Noch kein einziger Touchdown, der längste Lauf der Saison ging über magere 15 Yards…
Das drittschlechteste Team gegen den Lauf, die Indianapolis Colts, kommt vermutlich zur rechten Zeit. Jordan Howard (Bears) konnte gegen die Colts letzten Sonntag 163 Gesamtyards erzielen, TJ Yeldon (Jaguars) in der Woche zuvor 117 Yards.
Wide Receiver
Kelvin Benjamin (Carolina Panthers)
Nachdem er in den ersten beiden Spielen der Saison mit insgesamt knapp 200 Yards und 3 Touchdowns sämtliche Zweifel an seiner Fitness nach der Kreuzbandverletzung 2015 beseitigt hatte, wurde es etwas still um den ehemaligen Florida State Seminole. In Woche 3 gegen die unglaublich starken Vikings sogar komplett ausgeschaltet, konnte er zuletzt seinen starken Auftakt nicht mehr ganz beibehalten. Aber gut, Cam Newton ist zurück und den Panthers steht das Wasser mit einem Record von 1-4 schon bis zum Hals.
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Dem Divisionsgegner aus New Orleans geht es nicht anders. Und gegen Drew Brees ist wie immer ein Punktefestival zu erwarten. Vor allem, nachdem nun plötzlich nicht mehr klar ist, welche der beiden Teams die schlechtere Verteidigung hat. Viel Arbeit also für Newton und Benjamin – ergibt viele Fantasypunkte.
Tight End
Jimmy Graham (Seattle Seahawks)
In dieser Rubrik hätte der 29-jährige vor ein paar Jahren noch nichts zu suchen gehabt. Die Frage wäre schlichtweg nicht aufgekommen, ob man ihn aufstellen solle oder nicht. Zu dominant – und zusammen mit Gronkowski Lichtjahre vor den anderen Tight Ends der Liga – war Graham in seiner Zeit bei den Saints.
Nach einem Blockbuster-Trade landete er dann 2015 in Seattle. Eine extrem hohe Erwartungshaltung, die in der „Run first“-Offense der Seahawks nicht erfüllt werden konnte, und ein Riss der Patellasehne machten die erste Saison in Seattle zum Desaster. Aufgrund der vermeintlich schwersten Verletzung, die ein Footballer haben kann, wurde Graham im Fantasy Football 2016 eigentlich für „undraftbar“ erklärt. Zu ungewiss war, wann bzw. ob überhaupt er wieder einigermaßen hergestellt ist. Nach knapp einem Viertel der Saison muss man sagen: Er ist zurück. Und wie. 12 Catches, 213 Yards, 1 Touchdown in den letzten beiden Spielen. Zweifel beseitigt.
P.S.: Die Falcons lassen die drittmeisten Fantasypunkte gegen Tight Ends zu.
Sits of the week
Quarterback
Kirk Cousins (Washington Redskins)
Eine überraschend starke Performance in der zweiten Saisonhälfte 2015 ließ einiges erhoffen. Aber schon das Management der Redskins war sich wohl nicht so ganz sicher, ob Cousins tatsächlich so stark ist wie er zeitweise in einigen Spielen aussah. Und so gab man ihm in der Offseason nur einen 1-Jahresvertrag. Über die 20 Millionen hierfür wird Cousins sicher nicht meckern – und Washington wollte sich die Option offen lassen, nach der Spielzeit einen anderen Weg auf der Position zu gehen.
In 4 von 5 Spielen blieb Cousins 2016 nicht ohne Interception – und der Gegner aus Philadelphia ließ letzte Woche gegen Detroit die ersten Passing Touchdowns der Saison überhaupt zu. Hinzu kommt, dass Top-Anspielstation Jordan Reed mit einer Gehirnerschütterung fraglich ist. Dieser könnte sogar länger ausfallen. Es ist nicht seine erste…
Running Back
Jeremy Hill (Cincinnati Bengals)
Positive Berichte aus dem diesjährigen Training Camp sowie Gerüchte um eine Verletzung, die Schuld an seiner mauen Saison 2015 sein sollte, ließen die Fantasy-Experten von einer Art Comeback zur alten Form bei Jeremy Hill träumen. Bis auf ein paar gute Läufe gegen die Broncos in Woche 3 (97 Yards, 2 Touchdowns) war davon bis jetzt nichts zu sehen.
Im Spiel gegen die Cowboys war nun sogar Giovani Bernard der Starter auf der Running Back-Position. Hill sah seinen ersten Carry erst im zweiten Viertel. Addiert man dann noch die Tatsachen, dass der 23-jährige seit zwei Wochen offensichtlich mit einer lädierten Schulter kämpft und der Spielverlauf gegen die New England Patriots mit dem Offensiv-Arsenal um Tom Brady nicht gerade einen konservativen Gameplay der Bengals mit Konzentration auf das Laufspiel verspricht – merkt ihr selbst, ne!?!
Wide Receiver
Jeremy Kerley (San Francisco 49ers)
Chip Kelly. Der „Guru“, der bei den Eagles als Head Coach über Jahre (mit Abstrichen in der letzten Saison) durch kreatives Gamecalling zumindest dafür sorgte, dass seine Offensespieler im Fantasy Football zu gebrauchen waren, hat seine Magie bis jetzt zwar noch nicht wirklich in Kalifornien umsetzen können. Aber neben Running Back Carlos Hyde war Jeremy Kerley, der in seiner bisherigen NFL-Karriere in New York und Detroit nicht wirklich für Aufsehen gesorgt hat, die beste Anspielstation von Quarterback Blaine Gabbert.
Da während der Bye Weeks nun überall Wide Receiver für Fantasyteams gebraucht werden, bietet sich der ehemalige Spieler der Texas Christian University mit 5-6 „sicheren“ Catches pro Spiel eigentlich an. Aber Vorsicht: Gabbert is out, Kaepernick is in. Und Colin Kaepernick hat zwar die beste Frisur der gesamten Liga, aber ansonsten in den letzten Jahren eigentlich nur bewiesen, dass er zwar einen starken Arm besitzt, aber nicht gerade für akkurates Kurzpassspiel bekannt ist. Genau hier liegt Kerley’s (einzige) Stärke.
Tight End
Martellus Bennett (New England Patriots)
Okay, einen Tight End nach einer 3 Touchdown-Performance auf die Fantasybank zu setzen, ist sicherlich zu viel verlangt. Letztlich geht es hier aber auch darum, überzogene Erwartungen eventuell etwas zu dämpfen.
Warum? Nun, wenn die Offense der Patriots um Coordinator Josh Mc Daniels für etwas bekannt ist, dann ist es die Gewissheit, dass sie sich jede Woche etwas neues einfallen lässt. Tom Brady hat so viele Offensivwaffen, dass man bis zu einem erneuten Super Bowl-Einzug (okay, die Broncos und vermutlich die Steelers werden da auch noch ein Wörtchen mitreden) würfeln könnte, wer an jedem verdammten Spieltag Monster-Stats haben wird. Vielleicht ist es nun gegen die Bengals Chris Hogan, vielleicht fängt Julian Edelman seinen ersten Touchdown 2016, vielleicht wird diesmal wieder LeGarrette Blount geritten – who knows? Und Cincinnati verteidigt Tight Ends in der Regel sehr gut (diese Saison im Schnitt unter 3 Catches/Spiel).
Sleeper of the week
Golden Tate (Detroit Lions)
Manchmal bedarf es bei „Sleepern“ im Fantasy Football nur ein Gefühl oder eine Vorahnung, die man nicht begründen kann. Klar ist auch: Oft schläft der Sleeper einfach weiter und hört den Wecker nicht. Diese Woche ist es jedenfalls Golden Tate, den mir mein Bauch für den kommenden Spieltag empfohlen hat.
Großen Anlass zum Optimismus gab Tate dabei 2016 noch nicht. Betrachtet man die Stats, ist er momentan sogar der schlechteste Receiver in Detroit, hinter Marvin Jones und Anquan Boldin. Eines fand ich jedoch bemerkenswert: Golden Tate’s Bilanz aus seinen letzten 3 Spielen gegen die (St Louis) Rams. Insgesamt – aufgepasst – 22 Catches, 282 Yards, 5 Touchdowns. Die ersten beiden Spiele absolvierte er noch im Trikot der Seattle Seahawks – aber auch bei den Lions legte er mit 9 Catches, 60 Yards, 2 Touchdowns im Match gegen die Rams 2015 einen bemerkenswerten Auftritt hin. Der Coaching Staff bei beiden Teams war hier derselbe wie in der laufenden Saison.
Dazu kommt: Der beste Cornerback der Rams, Trumaine Johnson, wird verletzt ausfallen. Und: Im eigenen Team sind neben Ebron nun auch Boldin und Riddick angeschlagen. Mal sehen, ob der Magen recht behält…
Foto-Quelle: Instagram