Von Sebastian Strunk
Lange war die AFC East schon vor Saisonbeginn eine glasklare Angelegenheit. Die New England Patriots um Head Coach Bill Belichick und Super Star Quarterback Tom Brady dominierten diese Division knapp 20 Jahre nach Belieben. Mittlerweile jedoch hat sich der Wind gedreht. Doch was genau ist in einer der besten Divisions der NFL zu erwarten?
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Rückblick
Von 2003 bis 2019 gewannen die Patriots die AFC East in jedem Jahr, außer im Jahre 2008, als Tom Brady die Saison frühzeitig mit einer Knieverletzung verpasste.
Der Seriengewinner aus Foxborough in Massachusetts konnte erst abgelöst werden, als Tom Brady die Patriots in Richtung Tampa Bay verließ.
Unmittelbar übernahmen die Buffalo Bills die Dominanz. In den vergangenen drei Jahren gewann das Team um Quarterback Josh Allen konstant die Division und im letzten Jahr gab es bei einer Bilanz von 13-4 am Ende keinen Zweifel daran, wer das stärkste Team war. Die Dolphins (9-8) gewannen vier Spiele weniger und erreichten dennoch die Playoffs über die Wildcard, während die Patriots (8-9) und Jets (7-10) die Playoffs verpassten.
Buffalo Bills
Die Buffalo Bills waren drei Jahre in Folge unangefochtener Spitzenreiter der Division. Auch in 2023 stehen die Buffalo Bills auf dem Papier mit dem besten Kader da. Quarterback Josh Allen ist in jeder Top 5 QB-Diskussion zweifelsfrei dabei und sein Nummer-1-Receiver, Stefon Diggs, gehört ebenfalls zur Elite der Liga. Mit Dalton Kincaid draftete man in der ersten Runde einen Tight End, der als zusätzliche Waffe dienen soll.
Auf der defensiven Seite verlor man zwar Linebacker Tremaine Edmunds an die Chicago Bears, jedoch findet man in dieser Positionsgruppe noch Matt Milano, der letzte Saison zum First Team All-Pro ernannt wurde. Das Safety Duo Jordan Poyer und Micah Hyde gehört zum besten, was die Liga zu bieten hat.
Die Bills haben eine 13-3 Saison im Rückspiegel – insgesamt waren es nur 16 Regular Season Games, da das Spiel gegen die Cincinnati Bengals mit dem tragischen Vorfall um Damar Hamlin, der auf dem Feld einen Herzstillstand erlitt und reanimiert werden musste, nicht gewertet wurde.
Zwar war in der Divisional Round der Playoffs Schluss gegen die Bengals (10-27), doch den Ambitionen des Teams wird dies keine Steine in den Weg legen. Die Buffalo Bills sind einer der Topfavoriten auf die Lombardi Trophy und man kann nur schwer dagegen argumentieren.
Miami Dolphins
“Speed kills“. Diese Wortkombination, die man häufig in der NFL hört, trifft auf kein anderes Team so sehr zu wie auf die Miami Dolphins. Man hat mit Jaylen Waddle und Tyreek Hill auf der Wide Receiver Position gleich zwei Ferraris in der Garage stehen. Mit Raheem Mostert und Jeff Wilson wird es auch bei den Running Backs nicht langsamer.
Die Frage in der Offensive wird sein, ob QB Tua Tagovailoa gesund bleiben kann, nachdem er im letzten Jahr mit gleich zwei Gehirnerschütterungen zu kämpfen hatte. Die Dolphins mussten vier Spiele ohne ihn auskommen. So war es auch im Wild Card Game, als man sich trotz der Umstände, mit Backup QB Skylar Thompson antreten zu müssen, beachtlich schlug. Am Ende zog man jedoch mit 31-34 gegen die Bills den Kürzeren. Die Regular Season schloss man mit 9-8 ab.
Für 2023 verlor man keine Schlüsselspieler, konnte sich jedoch im Gegenzug mit Defensive Coordinator Vic Fangio und dem sechsfachen Pro Bowl Cornerback Jalen Ramsey, der per Trade von den Los Angeles Rams in den Sunshine State kam, verstärken.
Letzterer verletzte sich allerdings im Training Camp am Knie und wird den Dolphins bis Dezember fehlen. Dann könnte der Passverteidiger jedoch den nötigen Schub im Kampf um die Postseason geben.
Wenn Quarterback Tua Tagovailoa auf dem Niveau von 2022 spielt und dabei gesund bleibt, muss man die Miami Dolphins 2023 auf dem Zettel haben. Die Playoffs müssen das mindeste Ziel des Teams von Head Coach Mike McDaniel sein.
New England Patriots
Die Patriots haben zwei der letzten drei Saisons mit einer negativen Bilanz abgeschlossen und sind nach der Post-Brady-Ära nach wie vor auf Orientierungskurs. Man hat mit Bill Belichick einen der erfolgreichsten Head Coaches in der Geschichte der Liga. Belichick ist ein defensives Mastermind und holt jedes Jahr das Beste aus seiner Verteidigung heraus. Matthew Judon und Josh Uche waren die Stars der vergangenen Saison und bleiben den Pats erhalten.
Auf der anderen Seite sieht es jedoch anders aus. 2022 hatten die Patriots Probleme, mit einer unklaren Situation auf der Position des Offensive Coordinators, Punkte zu erzielen. Diesen Umstand versucht man besser zu machen und verpflichtete Bill O’Brien, langjähriger Head Coach der Houston Texans und zuletzt OC der Alabama Crimson Tide, als Offensive Coordinator.
Mac Jones, bislang unteres Mittelmaß der Liga, bleibt Quarterback und insgesamt konnte man sich kaum nennenswert verbessern. Mit Mike Gesicki holte man eine etablierte Anspielstation aus Miami und den Abgang von Wide Receiver Jakobi Meyers (Raiders) versuchte man mit dem Signing von Super Bowl Champion Juju Smith-Schuster zu kompensieren.
Ob diese punktuellen Verbesserungen reichen? Im Draft investierte man seinen First Round Pick in den hochtalentierten Cornerback Christian Gonzalez und ignorierte in den ersten drei Runden die Offensive. Aktuell sieht es nicht so aus, als könnte man offensiv mit den drei anderen Teams der Division mithalten. Doch unter Belichick wurde man schon häufig Lügen gestraft. Vielleicht ja auch 2023?
New York Jets
Aaron Rodgers – das allein könnte die Zusammenfassung dessen sein, was sich für die kommende Saison verändert. Die New York Jets unter Head Coach Robert Saleh brachen 2022 nach der Hälfte der Saison ein und dies lag hauptsächlich an der hundsmiserablen Situation auf der wichtigsten Position des Spiels.
Die Waffen sind da, denn mit Offensive Rookie of the Year Wide Receiver Garrett Wilson und Running Back Breece Hall hat man Feuerkraft, die jedem Gegner Probleme bereitet. Da kommt der vierfache NFL MVP, Aaron Rodgers, nach dem Trade mit den Green Bay Packers gerade recht. Auch den ehemaligen Offensive Coordinator der Packers, mit dem Rodgers gleich zweimal hintereinander NFL MVP wurde, konnte man für sich gewinnen. Nathaniel Hackett schloss sich den New Yorkern noch vor dem Trade für Rodgers an.
In der Defensive hat man mit Cornerback Ahmad “Sauce” Gardner bereits nach dem ersten Jahr einen Superstar und All-Pro Quinnen Williams wurde kürzlich langfristig gebunden. Außerdem wurde mit Will McDonald in der ersten Runde des Drafts ein weiterer Edge Rusher hinzugefügt. Das Potenzial, die beste Defense der Liga zu haben, ist vorhanden. Und auch in der Offensive ist man weit vorne mit dabei.
Prognose
Die AFC East ist eine der spannendsten Divisions der NFL. Es gibt keinen klaren Favoriten, auch wenn man in einem Ranking aufgrund der Resultate in der jüngeren Vergangenheit die Buffalo Bills vorne sehen sollte. In Week 1 gibt es jedoch gleich den Monday Night Football Kracher der Buffalo Bills gegen die New York Jets und die direkte Möglichkeit, eine Duftmarke zu setzen.
Die Miami Dolphins wären in vielen anderen Divisions wohl Favorit, doch in der AFC East muss man sie vor Saisonbeginn hinter den Bills und Jets platzieren.
Ob Miami, Buffalo oder New York – alle drei haben die besten Voraussetzungen, um die Playoffs zu erreichen. Es sind nur Nuancen, die den Unterschied ausmachen könnten und der Gewinn der Division dürfte in den direkten Duellen entschieden werden. Dass die Patriots oben mitspielen werden, ist hingegen unwahrscheinlich.
Es wäre allerdings kein großes Wunder, wenn der Super Bowl Champion der kommenden Saison aus der AFC East stammt.
Foto: © IMAGO/Mark Konezny