Was ist nur los mit dieser Welt? Hamburg, eine abgeriegelte Festung. Der Blonde aus dem Oval Office droht den Medien mit Prügel. Zum Glück gibt es aber Dinge, auf die man sich verlassen kann. Wie meinen wöchentlichen Wahnsinn. Heute bringe ich euch die NFC South ein bisschen näher.

Auch wenn Commissioner Roger Goodell, Donald Trumps Haarteil und ich ein Leben in Angst und Haarspray führen, wir bleiben stark. „Make NFL Great Again“ heißt weiterhin unsere Kampagne. Wir bringen die alternativen Fakten zu den alternativen Fakten. Daher möchte ich euch nicht vorenthalten, wie die Saison 2017 in der NFC South laufen wird. Also schnappt euch ne Portion Fright Chicken und schnallt euch an.

25. These: T.O. liebt Cam – Hangover in Atlanta

Soviel sei gleich vorneweg verraten: Es kommt einfach keine Ruhe rein in die NFC South. Mal wieder gibt es am Ende einen anderen Champion als im Vorjahr. Seit Gründung der Division 2002 konnte erst zweimal ein Team den Titel verteidigen. Aber nicht nur deshalb bleibt es spannend im Süden: in Atlanta macht die Hand von Julio Jones knacks. In Carolina verstärkt man sich mit nem Beinahe-Hall-of-Famer. In New Orleans geht AP die Puste aus und in Tampa Bay muss alles ohne DJax laufen.

Atlanta Falcons

Wer mich letztes Wochenende auf der Hamburger Schanze gesehen hat, wie ich da von Laternenpfahl zu Laternenpfahl geeiert bin auf der Suche nach Halt und Erleichterung, der kann sich ungefähr vorstellen, wie es den Falcons geht. Seit der dramatischen und historischen Niederlage im Super Bowl wird das Debakel der Raubvögel in jedem Nebensatz erwähnt, der mit dem Team zu tun hat. Aber nicht nur dort. In Firmenmeetings spricht man von einem „Falcon“, wenn ein schon sicher geglaubter Deal doch noch platzt. In der Disco legst du nen „Falcon“ hin, wenn du den ganzen Abend an ner Braut rumbaggerst und dann geht sie doch mit deinem Kumpel mit.

Dieses Image klebt an den Falcons wie Hundescheiße am Schuh. Und so erwartet die Footballfans in Atlanta eine Saison, die einfach nur stinkt.

Dabei fängt alles rosig an. Das neue Stadion, der Stolz der NFL, wird feierlich eröffnet und Matt Ryan und seine Offense feiern ein weiteres Schützenfest gegen Eröffnungsgegner Green Bay. Doch schon eine Woche später wird deutlich, dass Ryan und seine Jungs bei weitem nicht mehr so gefestigt wirken wie noch vor einigen Monaten. In Detroit vergeigen die Falcons eine 14-Punkte-Führung. Das Medienecho fällt entsprechend aus. Die passende Antwort fällt aus, denn gegen Buffalo gibt es den Supergau: Ryan wirft 4 Picks, Julio Jones bricht sich die linke Hand und die Running Backs Tevin Coleman und Devonta Freeman gehen sich an der Seitenlinie beinahe an die Gurgel.

Auch die anschließende Bye Week bringt keine Ruhe. Es kommen Gerüchte auf, dass Head Coach Dan Quinn am Saisonende an die University of Florida gehen würde, wo er von 2011-2012 Defensive Coordinator war. Quinn dementiert, doch der plötzliche und hässliche Abgang von Bobby Petrino 2007 steckt noch in den Köpfen der Falcons-Fans.

Das Mercedes-Benz-Stadium wird zu einem Kochtopf der Emotionen. In Woche 6 gegen Miami fliegt Vic Beasley vom Feld, wegen eines Late Hits. In Woche 10 gegen die Cowboys kommt es zu tumultartigen Szenen, als Dez Bryant und Zeke Elliott nach einem Touchdown den „Dirty Bird“ in der Endzone zelebrieren. Als Atlanta im Dezember ankommt und vier entscheidende Divisionsduelle anstehen, ist das Team völlig zerrissen.

Am Ende wirft Ryan 9 TDs weniger und 7 INTs mehr als im Vorjahr. Jones macht nur sechs Spiele und ist ein Schatten seiner selbst. Freeman und Coleman und das fünftbeste Laufspiel der Vorsaison landen dieses Jahr nur im Mittelfeld. Die Defensive lässt erneut die fünftmeisten Pass-Yards zu und trotz Verstärkung am Draft Day knackt man nur knapp die 30-Sack-Marke. Kurzum: Atlanta wird ein ganzes Jahr brauchen, den Super-Bowl-Frust zu verarbeiten und verpasst die Playoffs deutlich.

Carolina Panthers

Eines ist sicher: Cam Newton wird auch 2017 der Kerl mit den abgefahrensten Hüten in der Liga sein. Aber nur bis zur Bye-Week… Und er wird auch in der kommenden Saison für jede Menge Drama sorgen. Doch erst einmal herrscht eitel Sonnenschein in North Carolina. Denn „Super Cam“ ist pünktlich zum Camp wieder fit. Er versteht sich auf Anhieb mit Rookie Christian McCaffrey und auch Kelvin Benjamin hat ordentlich abgespeckt.

Doch dann beginnt die wilde Fahrt. Mit dem Cut vor dem Saisonstart muss RB Jonathan Stewart seine Koffer packen. Zu stark war McCaffrey bereits im Camp. Nur zwei Wochen später gibt es die erste öffentliche Ermahnung für Benjamin, der sein Gewicht nicht unter Kontrolle hat. Head Coach Ron Rivera macht ihm Dampf. Nur wenige Tage später gibt es im Training ordentlich Zoff. Newton deutet nach einer Aktion an, dass er einen dicken Bauch hätte. Benjamin rastet aus (und präsentiert auf einmal jene Schnelligkeit, die ihm die Wochen vorher fehlte). Zack, zack, fliegen die Fäuste. Newton kommt mit einem blauen Auge davon. Benjamin mit einer Sperre.

Derweil präsentiert sich vor allem McCaffrey als Alleinunterhalter. Er macht in sechs aufeinanderfolgenden Spielen mehr als 130 Total Yards. Am Saisonende ist er klarer Kandidat für den Offensive Rookie des Jahres. Mitstreiter Curtis Samuel fällt die Umstellung von RB auf WR hingegen schwer. Und so lässt sich „Riverboat Ron“ etwas Verrücktes einfallen. Am ersten Tag der Bye-Week veranstaltet er ein geheimes Workout. Einen Tag später präsentiert er seinen Neuzugang der Presse: Terrell Owens. Der 43-Jährige, der seit 2010 kein NFL-Spiel mehr bestritten hat, ist immer noch in bestechender Verfassung. Rivera hatte ihn in den Showspielen der American Flag Football League gesehen und griff zu. T.O. bringt all das mit, was sich Rivera versprochen hatte. Er zieht die Aufmerksamkeit auf sich – auf dem Feld und daneben. Und er liebt seinen Quarterback – na klar!

Und er liebt seine Defensive. Denn während all dieses Chaos in Carolina herrschte, hatten Luke Kuechly und Thomas Davis ihren Laden im Griff. Die Laufverteidigung gehört erneut zu den besten der Liga. Doch auch gegen den Pass geht es wieder aufwärts. Rookie DE Daeshon Hall rockt mit 11 Sacks.

Carolina gewinnt fünf der letzten sechs Spiele. T.O. fällt in dieser Zeit durch Touchdown-Celebrations auf (er hat immerhin fünf Mal Grund zum Jubeln) und er trägt noch schärfere Hüte als Newton. Beide verstehen sich so gut, dass sie sich am Wild-Card-Weekend, an dem Carolina als Division Champion frei hat, ins Studio begeben und eine Rap Single aufnehmen, die von Jay Z. produziert wird. Der Song wird ein Hit, doch Carolina floppt in den Playoffs, da die beiden Party Animals im letzten Drive der Divisional Round eben nicht denselben Beat spielen…

New Orleans Saints

Die Saints haben verdammt viel getan in der Offseason, um Oldie Drew Brees möglichst erfolgreich in den Sonnenuntergang reiten zu lassen. Der 38-Jährige hat nur noch 2017 Vertrag bei den Saints. Doch das ändert sich schnell. Noch vor Beginn des Trainingscamps präsentiert er stolz einen neuen Dreijahresvertrag über 89 Millionen Dollar, von denen 34 Millionen garantiert sind.

Der nun teuerste QB der NFL hat zudem eine Menge Spielzeuge in seiner Offensive. Und die bringen die Saints geschickt zum Einsatz. Schon im dritten Preseason-Game ist zu erkennen, dass Adrian Peterson topfit ist und Rookie RB Alvin Kamara eine Art Reggie Bush Klon sein muss. Einer freut sich aber weniger über diese Entwicklung: Mark Ingram. Er wird kurz vor Saisonbeginn an die 49ers verkauft.

Als zweiköpfiges Monster machen Peterson und Kamara mächtig Ärger. New Orleans stellt zur Saisonmitte die drittbeste Laufoffensive der NFL. Dazu gibt es wie immer jede Menge Passing Yards. Brees beendet die Saison schlussendlich mit 42 TDs und 5.012 Yards. Seine erfolgreichsten Ballfänger sind Mike Thomas (92 Catches/1.432 Yards/12 TDs) und Willie Snead (84/1.109/11). Dritter in dieser Riege ist dann schon Kamara mit 62 Catches für 847 Yards.

Doch die Herrlichkeit in der Luft ist auch nötig, denn in der zweiten Saisonhälfte rutscht das Laufspiel der Saints drastisch ab. Peterson geht ganz einfach die Puste aus. Er steht am Ende bei 942 Yards und einem Schnitt von 3,9 YPR. In den letzten drei Saisonspielen kommt er insgesamt nur auf 92 Yards.

Die Entscheidung über eine Playoff-Teilnahme fällt natürlich am letzten Spieltag. Die Saints müssen in Tampa Bay ran – nur der Sieger dieses Spiels darf vom Super Bowl träumen. Im Hinspiel hatten die Saints noch die Hosen an – und das ausgerechnet dank ihrer Defensive. Diese ließ nur 182 Yards zu und forcierte 4 Turnover. Doch ebenso wie das Laufspiel kränkelte auch die Verteidigung mit zunehmender Saisondauer. New Orleans lässt in der zweiten Saisonhälfte die meisten Pass-Yards zu und landet in dieser Statistik am Ende auf Rang 27. Zudem gelingt in den letzten fünf Spielen kein einziger Turnover mehr. So verwundert es nicht, dass es zu einem wahren Showdown in Tampa am 17. Spieltag kommt. Jameis Winston hat den Ball zuletzt und entscheidet die Partie zugunsten seiner Bucs. Die Saints verpassen ein weiteres Mal die Playoffs. Head Coach Sean Payton muss gehen.

Tampa Bay Buccaneers

Das Beste habe ich nun bereits verraten: Die Buccaneers sichern sich am letzten Spieltag die Playoff-Teilnahme. Der Weg dorthin war aber kein leichter. Dabei sahen die Bucs wie einer der großen Sieger des Frühjahrs aus. Doch der Sommer kann ganz anders verlaufen. Und das wird er auch.

Gleich in der ersten Trainingseinheit des Camps kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Neuzugang WR DeSean Jackson knallt bei einem Jump Ball mit CB Brent Grimes zusammen. Beide bleiben minutenlang bewusstlos liegen. Grimes rappelt sich wieder auf, doch Jackson ist k.o. Und das nicht nur für den Rest des Tages. Der Star-Receiver zieht sich eine Gehirnerschütterung zu und wird die komplette Saison ausfallen. Aus Frust und weil er für einige Tage glaubt, er sei er neue Besitzer der Bucs geht DJax erstmal für 125.000 Dollar fein essen.

Wer jetzt aber glaubt, diese Verletzung würde das Passspiel der Bucs einschränken, hat die Rechnung ohne Mike Evans gemacht. Der Receiver fängt sagenhafte 132 Bälle für 1.648 Yards und 13 TDs. Es soll Teams geben, die überlegen, ihn mit sechs Cornerbacks zu decken… Doch nicht nur Evans ist eine Macht. Die beiden Tight Ends der Bucs werden zum Albtraum für alle Gegner. Cameron Brate und O.J. Howard sind wahre Endzonenwunder. Beide fangen je 8 TDs.

Bei all diesen Wunderzahlen würde man glauben, die Saison sei gerettet. Doch leider tut sich Jameis Winston schwer mit dem Ausfall von DJax. Er wirft zwar unzählige Yards, doch in den ersten sechs Saisonspielen unterlaufen ihm 12 Interceptions. Erst ein Vier-Augen-Gespräch mit dem ehemaligen Bucs-Guru Jon Gruden bei der Filmpremiere von „Chucky vs. Gruden“ bringt die Wende. Seine besten Spiele macht Winston schließlich in Atlanta (367 Yards und 3 TDs) und in Green Bay (331 Yards und 4 Total TDs).

Das Laufspiel in Tampa Bay findet lange Zeit nicht statt. Erst weil Doug Martin an allen Ecken und Enden fehlt. Dann, weil Martin wieder spielen darf und es nicht besonders beeindruckend tut. Schließlich wird er erwischt, wie er sich vorm Auswärtsspiel in New Orleans heimlich im Klo des Teambusses einen Joint reinzieht. Erneute Sperre. Dies öffnet Türen und Tore für Rookie Jeremy McNichols. Genauso „groß“ wie Martin. Nur eine Tüte Zucker leichter als Martin. Und von derselben Uni wie Martin. McNichols ist Martin 2.0 und spielt mit zunehmender Einsatzzeit auch so. Sein erstes 100-Yard-Spiel hat er noch vor der Bye-Week gegen die Jets. Am Ende holt er 852 Yards – und das bei nur sieben Starts.

Die Defensive der Buccaneers wird zudem zu einer soliden Einheit. Vernon Hargreaves und Grimes avancieren zum besten CB-Duo der Division. Um die LBs Kwon Alexander und Lavonte David braucht man sich keine Sorgen machen. Die sind immer da, wo der Ball ist. Statistisch gesehen verbessern sich die Bucs sowohl gegen den Pass als auch gegen den Lauf um jeweils sechs Plätze.

Und so reicht es am Ende nach einer turbulenten Saison doch noch zu einer Wild-Card.

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Das war es für diese Woche. Seid auch nächste Woche am Start, wenn ich euch erzähle, wie die Saison in der AFC West laufen wird.

In diesem Sinne,
Euer Stolle

Grafikquelle: UPROXX

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