Letzte Woche war ich mit Roger Goodell und Donald Trumps Haarteil Golf spielen. Auf einer von Herrchens feinen Anlagen. Als wir so über unsere Kampagne „Make NFL Great Again“ plauderten und die AFC South ins Visier nahmen, kam der Herr des Hauses und flippte völlig aus.

Mr. Trump fand es nicht etwa störend, dass wir Drei uns über seine wirklich schlecht gemachten Fake-Cover des Time Magazines lustig gemacht haben. Lautstark und angetrunken pöbelten wir darüber, dass seine eigenen Haare nen besseren Photoshop-Job machen könnten als die mexikanische Agentur, die er sicher dafür angeheuert hatte.

Nein, die mächtigste Blondine der Welt war einfach erschrocken darüber, dass wir auf seinem Anwesen den Namen Kaepernick benutzten. Und als wir das taten, knieten wir gerade über dem 16. Loch. Sah wohl verdächtig aus…

24. These: Kaepernick rettet Texans – Jags gehen verschollen

Ihr fragt euch jetzt sicher, was Kaepernick mit der AFC South zu tun hat. Lest weiter, dann erfahrt ihr’s. Ich sach mal nur so viel: Wenn ihr Freunde in Houston habt, schaut zu, dass sie nicht in der Nähe ihres Waffenschrankes stehen, wenn die News die Runde macht. Aber auch sonst bietet der Süden viel Drama. In Jacksonville herrschen Zustände wie beim Militär. In Tennessee kippt Matt Cassel einige zu viel. Und in Indy stolpert Andrew Luck über seinen ZZ-Top-Bart…

Houston Texans

Wenn es um Quarterbacks geht, beweisen die Texans seit jeher ein extrem beschissenes Händchen. Matt Schaub war bisher das Maß aller Dinge. Ja, der Mann, der es einst zur Kunstform machte, Pick Sixes zu werfen (2013 stellte er einen NFL-Rekord auf, als er in vier aufeinanderfolgenden Spielen einen Pick Six warf). Nun soll der heilige Deshaun endlich die Schäfchen ins Trockene bringen. Doch Herr Watson bekommt den Starter Job nicht auf dem Teller serviert. Im Gegenteil. Im Camp wirkt er überfordert, teilweise verloren. Er macht sich mit seiner Spielweise und seinem Auftreten anfangs wenige Freunde. QB Tom Savage nutzt die Gunst der Stunde und sichert sich den Posten als QB #1.

Dass Savage die Nummer eins ist, fällt anfangs wenig auf. Houston setzt auf Laufspiel und Defense. Das alte Rezept. Und es geht einigermaßen gut. RB Lamar Miller kommt in den ersten sechs Spielen auf 614 Yards. Die Verteidigung gehört wie gewohnt zu den Top10 der Liga. Doch irgendetwas fehlt. Der Funke will einfach nicht überspringen. Doch was in der Bye-Week passiert, schockt die gesamte Nation.

Wenig überraschend setzt Head Coach Bill O’Brien den blass gebliebenen Savage auf die Bank. Doch nicht Watson ist der neue Starter bei den Texans, sondern ein einstiger Free Agent: Die Houston verpflichtet Colin Kaepernick. Ausgerechnet im furztrockenen Texas probiert man es mit Donald Trumps Nemesis. Doch Sportfans sind am Ende überall gleich. Bringt ein Spieler seine Leistung, vergisst man alle Vorbehalte, die es gegeben hat. Und so ist es auch hier. Kaepernick belebt die graue Offensive der Texans. Gleich in seinem Comeback-Spiel in Seattle setzt er mit zwei langen TD-Läufen ein Zeichen. Ein weiteres Highlight ist das Gastspiel in San Francisco am 10. Dezember. Da wirft Kaepernick 452 Yards und 5 TDs gegen sein Ex-Team.

Mit der Hilfe ihres neuen (vorübergehenden) Starters erzielt WR DeAndre Hopkins seine zweite 1.000-Yard-Saison. WR Will Fuller kratzt am Ende knapp an der magischen Marke. Das Laufspiel ist dank Kaepernick, Miller und Rookie D’Onta Foreman das zweitbeste der NFL. Und die Defense? Auf die ist eh Verlass. DE J.J. Watt kommt zurück wie Phoenix aus der Asche. Er führt die NFL mit 26 Sacks an – ein neuer NFL-Rekord. Sein Partner Jadeveon Clowney erzielt 17 Sacks und schickt zudem am letzten Spieltag im so wichtigen Showdown bei den Colts RB Frank Gore mit einem Monster-Tackle in Rente. Dieser Tackle sichert den Texans schließlich die Playoffs. Denn Gore verliert dabei nicht nur seinen Helm und fünf Zähne, sondern auch den Ball an der gegnerischen 2-Yard Linie. Und das 47 Sekunden vor dem Ende. Houston siegt 27:21 und löst das Wildcard-Ticket.

Und was macht Mr. Watson? Der Quarterback, auf den wirklich jeder Experte als ersten am Feld stehenden Rookie gewettet hatte, darf genau dreimal aufs Feld. Zum Abknien.

Indianapolis Colts

Bis zu jenem letzten Ballbesitz der Colts in der Saison 2017 – bis zu jenem Fumble von Gore – lief alles viel besser als erwartet. Schließlich sollten sich die Colts, die immer nur als Andrew Lucks Team galten, endlich zu einer Einheit bilden, in der eben nicht alles nur von dem einen Spieler abhängt. Meister dieses Erfolgs war uns ist Chris Ballard. Ein Blick zurück…

Ballard sitzt heute in seinem Office und lacht laut. Denn gerade hat er dem 34. Reporter aus Kansas City erzählt, wie schön die Landschaft in Indianapolis ist und dass er froh ist, die Chiefs vor dieser kuriosen und chaotischen Offseason verlassen zu haben. Denn Ballard ist der neue starke Mann an der Seite von Colts Owner Jim Irsay. Der war zuletzt oft durch negative Schlagzeilen aufgefallen. Doch Ballard sollte sich als ein Glücksgriff für die Franchise herausstellen. Denn er brachte vor allem eines nach Indy: Ruhe.

Eher erwischt man Stevie Wonder beim Autofahren, als dass es heiße News aus Indianapolis gibt. Und das ist eine gute Sache (würden selbst die Chiefs bestätigen). Heimlich und leise hat Ballard die eine oder andere Verstärkung ins Team geholt und das zeigt sich von Beginn an. Die in der Free Agency und im Draft mit insgesamt sechs Spielern verstärkte Defensive Line mutiert zum Herzstück einer Abwehr, die noch ein Jahr zuvor die drittmeisten Yards abgegeben hat. Und weil es so schön ist, haben die Neuzugänge/Rookies Malik Hooker, Quincy Wilson und Darius Butler einen Monsteranteil daran, dass die Colts in der Passverteidigung mächtig steil gehen. Statt 27 erlaubten TDs und nur 8 INTs gibt es 2017 nur 20 TDs durch die Luft bei 17 INTs.

Im Angriff bietet sich den Fans das gewohnte Bild: Luck macht die Show. Seine Receiver T.Y. Hilton (1.547 Yds) und Donte Moncrief (1.012 Yds) rocken die Endzone. Und der alte Herr Gore rumpelt sich ein letztes Mal durch die Saison (984 Yds). Als potentieller Nachfolger macht Rookie Marlon Mack von sich reden, als er in Buffalo und gegen Denver nur knapp die 100 Yards verpasst. Ihr merkt schon, so richtig aufregend geht es nicht zu in Indy, aber das hatte ich ja schon zu Beginn erwähnt. Zu den größten Aufregern der Saison zählt der Moment, in dem Luck im Warmup auf seinen seit 4 Jahren nicht geschnittenen Bart tritt, und der nächste Morgen, als er das gute Stück komplett abrasiert hat.

Und doch endet die Saison erneut ohne Playoffs. Die Konsequenz: Chuck Pagano muss dann doch mal gehen. Denn Ballard will seinen eigenen Mann an Bord holen.

Jacksonville Jaguars

Aber dieses Jahr wird’s was. Das ist der ewige Leitspruch aller Fans der Jacksonville Jaguars. Und dann kommt für gewöhnlich alles anders. Warum sollte es also in Jahr 1 unter der Führung von Head Coach Doug Marrone und seinem Schatten Tom Coughlin anders werden? Vielleicht ja, weil beide Männer keinen Bullshit erlauben. Das sind noch Kerle, die im Feuer geschmiedet und nicht am Smartphone gezüchtet wurden. Marrone ist ein Junge aus der Bronx. Der kämmt sich die Haare mit nem Messer. Coughlin ist so alt, dass er wahrscheinlich auf der Mayflower in die USA gekommen ist.

Und sie werden durchgreifen. Gleich am Anreisetag des Trainingscamps der Jaguars fliegt RB Tim Cook raus, weil er ein Kuscheltier in seinem Koffer dabei hat. Am nächsten Morgen lässt Marrone sein Team um 3:25 Uhr antreten, setzt die Jungs in LKW und bringt sie in ein Militärlager in South Carolina. Hier kümmern sich Drill Sergeants um die verweichlichten Mietzekatzen. Zu den Preseason-Spielen joggen die Jaguars – in Ausrüstung. Doch die harte Schule trägt Früchte. An den ersten beiden Spieltagen überraschen die Jags mit Siegen über Houston und Tennessee. RB Leonard Fournette lässt dabei in Woche1 die D-Line der Texans wie eine Gruppe Pfadfinderinnen aussehen. Eine Woche später bringt QB Blake Bortles 75% seiner Pässe an und kommt auf 335 Yards und 5 TDs.

Doch leider übertreiben es Marrone und Coughlin. Denn nachdem das Team die zwei Siege ausgelassen feiert, muss die gesamte Mannschaft zur Strafe zu Spiel 3 schwimmen – nach London. Nur 24 Spieler überleben den Trip. Fünf werden nie gefunden. Drei weitere haben sich auf die Bahamas geflüchtet (auch Allen Hurns und Allen Robinson). Jacksonville füllt den Kader mit Practice Squad Spielern auf und verpflichtet zudem Angehörige der Nationalgarde. Die liebste neue Anspielstation von Bortles wird ein 33-jähriger Mechaniker aus Delaware namens Bob Smith. Er fängt 54 Bälle für 638 Yards und 7 TDs. Doch während Smith zur Feel-Good-Story der Saison wird und Fournette sich Hoffnungen auf den Pro Bowl machen darf (1.318 Yards/8 TDs/4,8 Yds im Schnitt), zeigt sich Bortles wieder in seiner 2016er Seite. Er beendet die Saison auf der Ersatzbank.

Immerhin haben die wichtigsten Spieler der Defensive die Badestunde überlebt. Calais Campbell, A.J. Bouye, Jalen Ramsey, Paul Posluszny und Malik Jackson haben maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Verteidigung. Die Jaguars lassen wie im Vorjahr die fünftwenigsten Pass-Yards zu, erlauben aber statt 20 (2016) nur 16 TDs durch die Luft. Zudem stellen sie die zwölftbeste Laufverteidigung.

Wer gegen die Jags spielt, fühlt sich 2017 unweigerlich an die Ravens in ihren Glanzzeiten erinnert. Defense, Defense, Run, Run, Run. Und ein grottenschlechter QB. Ein Aufschwung ist zu erkennen, doch auch die Nationalgarde kann die Playoffs nicht herbeizaubern.

Tennessee Titans

Mit dem Wort Geheimfavorit ist das immer so eine Sache. Wenn er so geheim ist, warum spricht dann jeder drüber? Die Titans sind jedenfalls everybody’s darling in diesem Sommer. Doch bevor es sonnig wird, ziehen dicke Gewitterwolken über Nashville herein. Denn QB Marcus Mariota kommt alles andere als gesund ins Camp. Gleich im zweiten Training erleidet er nach überstandenem Wadenbeinbruch einen Rückschlag, fällt das komplette Camp aus. Und so heißt der Starting QB in Woche 1 Matt Cassel.

Aber es funzt einfach nicht. Die Chemie zwischen ihm und seiner Offense ist einfach nicht da. Die O-Line, die im Frühjahr so gern gemeinsam mit Mariota bei den Nashville Predators zum Saufen (und nebenbei Eishockey schauen) war, mag Cassel einfach nicht. DeMarco Murray findet plötzlich keine Lücken mehr und die Hoffnungsträger unter den Ballfängern – Rookie Corey Davis und Big Sexy Eric Decker – sind völlig von der Rolle. Tennessee startet mit einer Bilanz von 0:5 in die Saison. Tiefpunkt ist die Nacht nach dem 6:34 bei den Dolphins in Woche 5. Da wird Cassel gefilmt, wie er für jede Interception, die er an diesem Tag geworfen hatte, eine Flasche Grey Goose ordert. Natürlich die Magnumflaschen. Am Ende sind es fünf davon. Als er schließlich einer Bedienung in den Ausschnitt kotzt, eskaliert die Lage. TMZ ist logischerweise mit gleich drei Kameras am Start und schon am nächsten Morgen macht das Gerücht die Runde, Cassel sei ohne Job.

Bestätigen tut sich das einen Tag später, als Mariota erstmals wieder voll mittrainiert und an seiner Seite Christian Ponder lächelt. Aber keine Angst, der wird nicht spielen. Mariota übernimmt das. Und sofort legen die Titans einen Schalter um. Die O-Line ist wieder voll da. Sie hält Mariota den Rücken frei und der Quarterback bedankt sich mit 3.489 Yards in nur elf Spielen. Er wird 24 TDs bei nur 8 INTs und findet zudem siebenmal zu Fuß die Endzone. Murray packt sieben 100-Yard-Spiele drauf. Drei weitere Male knackt RB Derrick Henry die 100-Yard-Schallmauer. Davis führt am Ende sein Team mit 77 Catches für 1.024 Yards an. Er und Decker fangen je 8 TDs. Die drittschlechteste Passverteidigung von 2016 beendet die Saison auf Rang 16. Und das Laufspiel hat schon wie im Vorjahr keine Chance gegen die Titanen.

Kurzum: Die Titans verlieren den Rest der Saison nur noch ein einziges Spiel (10. Dezember in Arizona). Die Division gehört ihnen. Die Zukunft auch.

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Das war es für diese Woche. Seid auch nächste Woche am Start, wenn ich euch erzähle, wie die Saison in der NFC South laufen wird.

In diesem Sinne,
Euer Stolle

Grafikquelle: UPROXX

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