Die NFC WEST zählte bis zum Beginn der letzten Saison alljährlich zu den stärksten Divisions der gesamten Liga. Die Seattle Seahawks galten seit 2013 jedes Jahr als einer der Favoriten auf den Gewinn des Super Bowls, die Arizona Cardinals wurden unter Head Coach Bruce Arians Jahr für Jahr stärker und standen 2015 im NFC Championship Game gegen Carolina .

Die Los Angeles Rams nahmen für sich immerhin in Anspruch, eine Top 10 Defense in der NFL zu stellen und die 49ers,…, na ja, da bestand unter Chip Kelly immerhin die Hoffnung, dass er in der Birne von QB Colin Kaepernick den Lichtschalter findet und ihn wieder so stark machen könnte, wie dieser zu Beginn seiner Karriere mal gewesen ist. Kaepernick war 2012 nur eine Completion auf Michael Crabtree kurz vor der Goalline davon entfernt, Super Bowl MVP gegen die Baltimore Ravens zu werden.

Heute schauen wir uns an, warum diese Division viel von ihrem Glanz verloren hat und was ihre Teams tun können, um ihn wieder aufzupolieren. Seattle wurde von den Atlanta Falcons in den gerade zu Ende gegangenen Playoffs gedemütigt. Immerhin – keiner der Kollegen aus der NFC West hat es ansonsten 2016 überhaupt in die Postseason geschafft.


SEATTLE SEAHAWKS (Bilanz 2016: 10-5-1)

Stärken:

Die Verletzungen der Running Backs Thomas Rawls und Rookie CJ Prosise haben nicht gerade dafür gesorgt, dass der Phantomschmerz und die Sehnsucht nach Marshawn Lynch seit dessen Rücktritt kleiner geworden sind, aber zwangsläufig rückte so 2016 die Passing Offense in den Vordergrund.

Doug Baldwin und Jimmy Graham gehörten auf ihren Positionen zu den besten Spielern der Liga – und was wäre gewesen, hätte sich Tyler Lockett nicht gegen Arizona das Bein gebrochen..? Stattdessen zeigte WR Paul Richardson im Saisonendspurt als Ersatz für Lockett, dass man nach Jahren des Wartens endlich auf ihn zählen konnte. Eine schöne Erkenntnis nach der ellenlangen Verletzungshistorie des ehemaligen 2nd Round-Picks.

Die Defense ist zumindest gegen den Lauf immer noch erste Sahne. MLB Bobby Wagner spielte die Saison seines Lebens. Und wenn Safety Earl Thomas gesund zurückkehrt, ist die Secondary mit ihm, Chancellor und Sherman immer noch stark aufgestellt.

Schwächen:

Wer Russell Wilson Woche für Woche wie ein aufgeschrecktes Huhn ohne Kopf hinter dieser Offensive Line gesehen hat, dem ist klar, wo das Hauptproblem der Seahawks liegt. Gut, Wilson’s Improvisationskünste kennt man seit Jahren – aber 2016 wurde mal so richtig deutlich, wie porös die Kameraden vor ihrem Quarterback zu Werke gehen, da dieser gleich mehrere Verletzungen mit sich herumschleppen musste und in seiner Mobilität deutlich eingeschränkt war. Die 6t-meisten Sacks und die 4t-meisten Quarterback-Hits in der Liga ließ die OLine zu.

Zu Cornerback Richard Sherman fehlt ein starker Nebenmann. Brandon Browner oder Byron Maxwell (mittlerweile bei den Dolphins) waren im System der Seahawks immer unglaublich wichtig und prägten die ‚Legion Of Boom‘ genauso wie die Stars Sherman, Earl Thomas und Kam Chancellor.

Draft Needs:

  • Tackle/Guard – außer Justin Britt waren sie alle schlecht. Und da dieser erst vor der letzten Saison zum Center umfunktioniert wurde, fehlt er nun als Guard. Mit George Fant und Bradley Sowell auf den Tackle-Positionen muss man Angst um Wilson haben.
  • Cornerback – DeShawn Shead trat 2016 aus dem Schatten seiner Vorgänger und erspielte sich die Starter-Position gegenüber dem Sherminator. Alles gut – hätte er sich nicht kurz vor Saisonende das Knie komplett zerfetzt. Fraglich, ob/wann er wiederkommt… Nickelback Jeremy Lane spielte eine schwache Saison.
  • Outside (Strongside) Linebacker – ob Bruce Irvin (nun Oakland), Kevin Pierre-Louis oder Mike Morgan – GM John Schneider hat es seit Jahren nicht geschafft, diese Position adäquat zu besetzen.

ARIZONA CARDINALS (Bilanz 2016: 7-8-1)

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Stärken:

So wirklich erklären lässt sich der negative Record der Cardinals 2016 nicht. Das Team hat im Vergleich zum vorherigen Jahr, als es das NFC Championship Game erreichte, kaum Leistungsträger verloren. Im Gegenteil: Safety/Nickel Cornerback Tyrann Mathieu erlitt Ende 2015 eine Kreuzbandverletzung, kehrte aber im Lauf der letzten Saison zumindest kurzfristig wieder zurück. Fast logisch nicht in der Form vergangener Tage – und das spürte man deutlich. Für die kommende Spielzeit sollte der Honigdachs (‚Honey Badger‘ klingt irgendwie lässiger…) wieder der Alte sein.

Zusammen mit Cornerback Patrick Peterson, David Johnson (Top 3 Running Back in der Liga) sowie dem niemals alternden Larry Fitzgerald (führte mit 107 Catches 2016 die NFL an!) und Spielern wie Deone Bucannon, Tony Jefferson, Calais Campbell oder Chandler Jones ist eigentlich massig Starpotential im Team vorhanden. Auch Quarterback Carson Palmer kehrt zurück – so muss auf dieser Position zumindest vorerst keine Baustelle aufgemacht werden.

Bemerkenswert: Arizona hatte 2016 die meisten Sacks der Liga (48)!

Schwächen:

Das grösste Problem der Cardinals war die Tatsache, dass sie in engen Spielen meist als Verlierer vom Platz gingen: 5 von 9 Matches wurden vergeigt, die mit 7 oder weniger Punkten entschieden wurden… Ab und an blitzte die alte Stärke aber auch letztes Jahr auf, so zum Beispiel beim 34-31 Sieg in Seattle an Heiligabend.

Definitiv ein Upgrade muss in Arizona ähnlich wie bei den Seahawks auf der Position des zweiten Cornerbacks her. Gegenüber von Peterson waren Brandon Williams oder Marcus Cooper große Schwachstellen.

Letzterer ist ein unrestricted Free Agent, ebenso wie Calais Campbell, Chandler Jones, Alex Okafor, Frostee Rucker, Jermaine Gresham (der zu einem wichtigen Bestandteil des Passspiels wurde), Andre Ellington, Earl Watford, A.Q. Shipley, Kevin Minter oder Tony Jefferson. Durchweg wichtige Spieler, die Arizona nicht alle halten kann. Wie diese offenen Fragen beantwortet werden können, wird eine große Herausforderung für GM Steve Keim.

Draft Needs:

  • Offensive Line – Center Shipley ist ein Free Agent, Guard Evan Mathis mittlerweile zurückgetreten. Nicht dass die Line 2016 abgesehen davon überhaupt einen guten Job gemacht hätte: die drittmeisten Quarterback-Hits musste der alte Körper von Carson Palmer letzte Saison verkraften.
  • Defensive Line – auch hier muss man abwarten, wie viele der zahlreichen Free Agents dem Team erhalten bleiben. Calais Campbell und Chandler Jones werden wohl die höchste Priorität haben. Bei Jones wird erwartet, dass er den Franchise Tag erhält. Für welche Spieler der ein oder andere Bausparvertrag aufgelöst wird, weiß nur das Front Office der Cardinals.
  • Cornerback – wie oben erwähnt muss ein Gegenpart zu Peterson geholt werden. Je nachdem, ob Safety Jefferson mit Geld zugeschüttet wird oder Abschied nimmt, könnte sich hier noch ein Loch im Kader auftun.

LOS ANGELES RAMS (Bilanz 2016: 4-12)

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Stärken:

Puh. Nächste Frage.

Vielleicht… die Defense? Na ja, geben wir ihr nen Bonuspunkt für den guten Ruf, den sie genießt. Die Zahlen sprechen nicht für die Rams: nur 31 Sacks und 10 Interceptions in der letzten Saison. Das ist übel, denn damit liegt LA in diesen Kategorien jeweils im unteren Drittel der Liga.

Aber immerhin haben die Rams auf dem Papier mit Aaron Donald, Michael Brockers, William Hayes und Eugene Sims eine bärenstarke Defensive Line. Die Hoffnung stirbt zuletzt – und hört auf den Namen Wade Phillips. Dieser hat schon Teams geformt, als der neue Head Coach Sean McVay noch in Windeln mit nem Marmeladenbrot der Blaskapelle hinterher lief… Phillips wurde in der Funktion als Defensive Coordinator zuletzt Super Bowl-Sieger mit den Denver Broncos. Er und McVay sorgen zumindest für viel Hoffnung in LA.

Natürlich hofft man bei den Rams auch, dass Todd Gurley seinem Anspruch als einer der Top Running Backs der NFL nach einem katastrophalen Jahr wieder gerecht werden kann.

Schwächen:

Viele. Jared Goff ist sicher nicht der Hauptgrund für die klägliche Offensivleistung, die die Rams 2016 Woche für Woche auf den Platz gezaubert haben – aber geholfen haben seine Auftritte auch nicht… Der Mann war der 1st Pick des letzten NFL-Drafts. Gespielt hat er wie Mr Irrelevant.

Kurioserweise hatte WR Kenny Britt das beste Jahr seiner bislang so enttäuschenden Karriere, ist nun aber Free Agent. Im Gegensatz zu Kollege Tavon Austin, der (nicht gerade überraschend) seinem Monster-Vertrag in der letzten Offseason keine Taten folgen ließ. Vielleicht findet sich in diesem Leben nochmal ein Coach, der das Potential des ehemaligen 1st Rounders entfalten kann.

Draft Needs:

  • Wide Receiver – neben Britt ist auch Brian Quick Free Agent. Nicht, dass er irgendnem Verteidiger in der Liga Furcht einflößen würde, aber immerhin ist er solide. An guten Tagen. Das Problem Tavon Austin ist bekannt. Wer zum Henker soll Goff gut aussehen lassen?
  • Tackle – um sich weiterzuentwickeln, benötigt Goff neben passablen Anspielstationen auch… Zeit. Und die hat er nicht, solange links und rechts Greg Robinson und Rob Havenstein vor sich hin stümpern.
  • Cornerback – Trumaine Johnson spielte eine sehr solide Saison. Bedenkt man allerdings, dass die Rams in der letzten Offseason statt Johnson den jetzigen New York Giant Janoris Jenkins gehen ließen, beißt man sich als Rams-Fan womöglich in den Allerwertesten. Johnson ist nun ebenfalls Free Agent – Prost Mahlzeit.

SAN FRANCISCO 49ers (Bilanz 2016: 2-14)

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1 HOUR 'TIL KICKOFF! #SEAvsSF

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Stärken:

Die Frisur von Kaepernick?

Ansonsten: negativ. Aber: die Verpflichtung von Head Coach Kyle Shanahan klingt vielversprechend. Die Frage lautet nur, mit welchem Material der ehemalige Offensive Coordinator der Texans, Redskins, Browns und Falcons arbeiten wird. Außer Running Back Carlos Hyde sehe ich da nicht viel Licht am Ende eines langen Tunnels. Man blickt vielmehr auf jede Menge…

Schwächen:

Jeremy Kerley, Torrey Smith, Bruce Ellington, Quinton Patton, Rod Streater. Wenn man sieht, auf wen Quarterback Colin Kaepernick im 49ers-Kader werfen musste, verwundern mich seine gar nicht mal so schlechten Stats aus der letzten Saison sehr: 16 Touchdowns, 4 Interceptions. Klar, knapp unter 60% seiner Pässe kamen nur an. Aber erstens war das bei ihm noch nie anders – und zweitens: Kerley, Smith, Ellington, Patton, Streater.

Für knapp unter 500 Rushing Yards war der ehemalige NFC Champion auch wieder gut. Vernachlässigt man also mal kurz die Debatte um die Nationalhymnen-Kasperlei bei Kaepernick, könnte man fast auf die Idee kommen, dass Shanahan vielleicht gar kein Quarterback-Problem hat?! Wir werden’s bald erfahren…

Der Pass Rush der 49ers war 2016 quasi nicht existent. Von einer Defensive Line konnte keine Rede sein. Dies führte dazu, dass das Team als einziges der gesamten NFL im Schnitt über 400 (!) Gesamtyards/Spiel zulassen musste. Über 2.600 Rushing Yards gönnte man den Gegnern – die Cleveland Browns folgten als zweitschlechteste Defense in dieser Kategorie mit knapp 400 Yards weniger. Holy catfish.

Draft Needs:

  • Wide Receiver – wie bei den Los Angeles Rams knarzt es in San Francisco auf dieser Position ebenso arg im Gebälk. Die oben aufgeführten Namen möchte ich freiwillig nicht wiederholen. Eine schlechtere Truppe wird man in der gesamten NFL schwer finden.
  • Inside Linebacker – Nick Bellore und Gerald Hodges (beide nun Free Agents) waren die Ersatzmänner für All-Pro NaVorro Bowman, nachdem sich dieser im Lauf der letzten Saison die Achillessehne gerissen hatte. Von da bröselte die Laufverteidigung der 49ers endgültig in sich zusammen. Ob Bowman nach der zweiten kapitalen Verletzung seiner Karriere nochmal zurückkommt, bleibt abzuwarten.

So, das war’s erstmal wieder. Am kommenden Freitag sehen wir uns die AFC South genauer an.

Bis denne,

Detti sagt Servus.

 

Foto-Quelle: Instagram

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