‚Die Tiere aus dem Norden, die das Blut ihrer Opfer trinken.‘ So direkt haben die Kelten aus Kevin Costners ‚Robin Hood‘ nicht wirklich etwas mit der AFC North zu tun – aber wer rauen, körperbetonten Football liebt, der nach Dreck und Schweiß riecht, lag hier schon immer richtig.

Zum Unterhaltungswert trägt außerdem bei, dass die AFC North schon immer eine der meistumkämpften Divisions der NFL war – die Pittsburgh Steelers, Baltimore Ravens und Cincinnati Bengals batteln in den letzten Jahren mehr oder weniger abwechselnd um die Krone in der AFC North – und die Browns sehen ihnen, wie immer, dabei zu.

Ob sich das Schicksal in Cleveland jemals zum Guten wenden wird, steht in den Sternen. Vielleicht sollten die Browns wie in ‚Draft Day‘ doch endlich auf Kevin Costner als GM setzen. So würde sich auch der Kreis zu den Kelten schliessen.


PITTSBURGH STEELERS (Bilanz 2016: 11-5)

Stärken:

Ben Roethlisberger, Le’Veon Bell, Antonio Brown. Das beste Offensivtrio der Liga. Warum?

Dies wurde 2016 deutlich, als Pittsburgh nach einer 4-5-Bilanz ab Mitte der Saison unschlagbar wurde. Big Ben kam zu diesem Zeitpunkt zurück von einer Meniskusverletzung und führte sein Team zu (inklusive den Playoff-Siegen gegen Miami und Kansas City) 9 (!) Siegen in Folge, ehe in New England Endstation sein sollte.

In diesem Spiel verletzte sich allerdings Bell (nach zwei unglaublichen Auftritten gegen die Dolphins und Chiefs) sehr früh – und so war der Rest der Offense um Brown an diesem Tag einfach zu schwach und ausrechenbar, um in den Super Bowl einzuziehen.

Schwächen:

Wie abhängig die Abteilung Attacke von Antonio und Le’Veon ist, wurde gegen New England mehr als deutlich. Ob mit oder ohne den suspendierten Martavis Bryant: neben Brown müssen die Steelers einen weiteren starken Receiver ins Team einbauen.

Obwohl die Defense unter Coordinator Keith Butler durch gute Drafts in den letzten Jahren sehr vielversprechende Ansätze zeigte, war gegen einen Angriff wie den aus Boston im AFC Championship Game kein Kraut gewachsen. Vor allem die Linebacker-Crew um Altstar James Harrison braucht dringend Frischfleisch.

Auch die Secondary muss trotz des vielversprechenden 1st-Rounders 2016 Artie Burns (Cornerback) und Rookie-Kollege Sean Davis (Safety) noch nachgebessert werden.

Draft Needs:

Outside Linebacker – Harrison verlängerte im zarten Alter von 38 seinen Vertrag noch ein (vermutlich) letztes Mal. Kollege Bud Dupree profitierte vom Altmeister 2016 und spielte eine starke Saison. Ein Nachfolger für Harrison muss aber nun endlich her.

Inside Linebacker – Lawrence Timmons ging als Free Agent zu den Dolphins und Ryan Shazier ist sehr verletzungsanfällig. Tackle-Maschine Vince Williams sprang 2016 für Shazier ein und spielte sehr solide, ist aber lediglich ein 2-Down-Linebacker.

Wide Receiver – Bryant kehrt nach seiner Suspendierung zwar zurück, aber verlassen sollte sich Pittsburgh auf den Drogensünder wohl kaum. Cobi Hamilton war der Alptraum vieler Steelers-Fans und Sammie Coates ist zu unbeständig.


BALTIMORE RAVENS (Bilanz 2016: 8-8)

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Stärken:

Zu welcher Leistung das Team der Ravens 2016 imstande war, zeigte der Weihnachtsklassiker bei den Pittsburgh Steelers. Ein 27-31 und nur der ausgestreckte Arm von Antonio Brown an der Goalline verhinderten wohl den Divisionstitel und Playoffeinzug der Ravens. Die abschließende Niederlage in Woche 17 gegen die Bengals war da nur noch Makulatur.

Den Löwenanteil an einer durchaus respektablen Saison hatte die Defense in Baltimore. Neuzugang Eric Weddle war ein Volltreffer und neben Spielern wie C.J. Mosley der Grund dafür, dass die Defense teilweise an ruhmreiche Zeiten erinnern konnte.

Schwächen:

Ob Joe Flacco jemals wieder ein Wintermärchen wie bei seinem Super Bowl-Sieg 2012 erleben wird, ist äusserst fraglich – aber seine Offensive Line trug 2016 nicht dazu bei, ihm das Leben leichter zu machen. Nun verließ RT Ricky Wagner das Team Richtung Detroit und Center Jeremy Zuttah ist jetzt ein 49er.

Die Secondary haben die Ravens mit den Free Agents Brandon Carr aus Dallas (Cornerback) und Tony Jefferson (Safety) aus Arizona immerhin schon mal sauber aufpoliert – hier scheinen die grössten Löcher vorerst gestopft.

Allerdings war der Pass-Rush gegen Ende der Saison non-existent und ist weiterhin die grösste Schwachstelle im Team.

Draft Needs:

Offensive Line – vielleicht mag mit John Urschel der neue Center bereits im Kader stehen, aber einen Tackle als Ersatz für Wagner brauchen die Ravens definitiv.

Wide Receiver – Steve Smith ist nun endgültig Geschichte. Mike Wallace wird 31 und wohl kein ‚Game-Changer‘ mehr werden… Kamar Aiken unterschrieb in Indianapolis und der ehemalige 1st-Round-Pick Perriman bleibt ein Fragezeichen.

Outside Linebacker – Elvis Dumervil wurde entlassen und Terrell Suggs ist mit Mitte 30 ein Schatten vergangener Tage. Will man die Steelers in dieser Division stoppen, muss mehr Druck auf Big Ben her.


CINCINNATI BENGALS (Bilanz 2016: 6-9-1)

Stärken:

Irgendwie bekommt man das Gefühl, der Zug in Cincinnati ist so langsam abgefahren. Klar, man hat in A.J. Green weiterhin einen großartigen Receiver und mit Andy Dalton einen zumindest passablen Quarterback im Kader – aber der Aderlass vor allem seitens der Offense dürfte 2017 Folgen haben.

Immerhin wird Tight End Tyler Eifert den diesjährigen Saisonstart wohl in besserer Verfassung erleben als in der vergangenen Saison, als er noch wochenlang verletzt ausfiel.

Die sicherlich stärkste Gruppe im Team wird die Passverteidigung in Cincinnati bilden. Die Bengals konnten Free Agent Dre Kirkpatrick halten, der ebenso ein traditionell früher Draftpick war wie die Cornerback-Kollegen Darqueze Dennard und William Jackson III – hier ist die Defense auf lange Sicht gut aufgestellt.

Schwächen:

Die Bengals schlossen die Saison 2016 im hinteren Drittel in Sachen Sacks und Rush Defense ab. Wie oben erwähnt scheint die erste Runde generell für Cornerbacks reserviert zu sein – eine adäquate Ergänzung bzw. ein gleichwertiger Nebenmann zu den Leistungsträgern wie DE Carlos Dunlap und DT Geno Atkins fehlt in der Defensive Line. Nose Tackle Domata Peko verließ das Team als Free Agent.

Die grössten Sorgenfalten dürfte aber der Umbau der Offensive Line bereiten. LT Whitworth ging zu den Rams, Guard Zeitler nach Cleveland. Nun werden Cedric Ogbuehi (links) und Jake Fisher (rechts) versuchen, als neue Tackles die Hoffnungen zu erfüllen, die man im Draft 2015 in sie gesetzt hat. Dazu kommt Andre Smith zurück, wird aber wohl auf Guard umschulen. Puh.

Draft Needs:

Offensive Tackle – schwer zu sagen, ob das Front Office in Cincinnati ihren beiden Startern im Kader vertrauen wird. Eine Alternative zu draften dürfte aber ohnehin nicht schaden.

Wide Receiver – Tyler Boyd zeigte letztes Jahr gute Ansätze und Brandon LaFell wurde re-signed, aber man sucht im Team weiterhin nach einem Spieler, der Green und Eifert im Passspiel wirklich entlasten könnte.

Defensive End – Michael Johnson kam 2016 zurück aus Tampa und erfüllte die Erwartungen nicht. Außer Dunlap ist die Position im Kader hauchdünn besetzt. Auch der ‚Hard Knocks‘-Star aus Estland, Margus Hunt, verdient seine Brötchen mittlerweile bei den Colts.


CLEVELAND BROWNS (Bilanz 2016: 1-15)

Stärken:

‚We need a splash!‘ – so schreibt der fiktive Besitzer der Browns in ‚Draft Day‘ seinem GM Kevin Costner den Auftrag für das bevorstehende Hauptereignis ins Notizheftchen. Und wie Costner sollte auch Sashi Brown tunlichst vermeiden, aus dem diesjährigen Draft mit etwas anderem als nem Haufen Volltreffer rauszugehen.

Nicht weniger als 7 Picks in den ersten 4 Runden, dabei 4 Picks in den ersten beiden Runden und den ersten Pick in Runde 3 – wenn es das Front Office in Cleveland wieder nicht schaffen sollte, zumindest einen Großteil dieses Kapitals in Gold zu verwandeln, ist Hopfen und Malz in Ohio wohl endgültig verloren.

Schwächen:

Puh. Wenige sind’s nicht gerade…

Gregg Williams ist der neue Defensive Coordinator und löst Ray Horton ab. Obwohl Williams seit Jahren mehr von seinem schlechten Ruf aus der ‚Bountygate‘-Affäre lebt und weniger Schlagzeilen macht, weil er sonderlich erfolgreich als Coordinator arbeiten würde, besteht doch zumindest Hoffnung, dass er seiner Defense ein bisschen mehr Härte und Disziplin eintrichtern wird.

Das Spiel auf der Safety-Position war eine absolute Katastrophe und muss sich hinter den vermutlich schlechtesten Cornerbacks der Liga nicht verstecken. Selbst ‚Aushängeschild‘ Joe Haden war 2016 vogelwild.

Zumindest die Offensive Line, die in der vergangenen Saison ebenfalls ihren Namen kaum verdiente, wurde 2017 bereits verstärkt. Center JC Tretter und Guard Kevin Zeitler waren auf ihren Positionen die besten verfügbaren Free Agents.

Draft Needs:

  • Quarterback – ‚copy and paste‘. Die Saison, in der diese Position bei den Browns nicht unter den Draft Needs aufgelistet wird, muss noch erfunden werden. Auch dieses Jahr bietet sich ein früher Draftpick an. Die Frage ist nur: ist Pick No. 1 oder No. 12 zu wertvoll für die Kandidaten Trubisky, Watson, etc.? Im Film war QB Bo Callahan einen solchen Pick jedenfalls nicht wert.
  • Running Back – nicht zwingend einer der grössten Needs im Kader. Aber wie war das doch gleich? ‚We need a splash!‘ Ein dominantes Laufspiel könnte diese Offense tragen. Isaiah Crowell und Duke Johnson sind hierfür zu wenig. Arian Foster spielte in ‚Draft Day‘ Ray Jennings und war als RB ein Top Ten-Pick der Browns.
  • Defensive End – Myles Garrett. Game Changer. Ende der Diskussion. Im Film hieß er übrigens Vontae Mack.

Nach diesem Blick auf Hollywood beschliessen wir die Vorschau auf die AFC North und kümmern uns in der nächsten Ausgabe zum Abschluss um die NFC North. The End.

Bis denne,

Detti sagt Servus.

 

Foto-Quelle: Instagram

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