NFL = Not For Long. Das ewige Motto unserer Lieblingsliga gilt nicht nur für Spieler, die sich heute in Sicherheit eines langfristigen Vertrags wiegen und morgen auf der Straße stehen. Arbeitslos. Mit ein paar Millionen aufm Konto, klar – da fällt man leichter. Und auch dieser Blog wird tagtäglich von den Entwicklungen in der NFL überrollt. Liegt in der Natur der Sache. Was jetzt noch gilt, zählt morgen nicht mehr.

So nannten wir vor zwei Wochen Jamaal Charles beim Blick auf die AFC West und die Kansas City Chiefs das größte Fragezeichen im Kader. Jetzt wurde er entlassen – und die Notwendigkeit, einen Running Back als Free Agent oder im Draft zu verpflichten, ist bei den Chiefs nicht kleiner geworden.

Bei den 49ers war es Colin Kaepernick, der ja 2016 eigentlich keine schlechte Saison hingelegt hatte, sich nun aber (freiwillig) ein neues Team suchen wird. Hier konntet ihr letzten Freitag lesen, dass der neue Coach Kyle Shanahan ja vielleicht doch kein Problem auf der Position des Quarterbacks hat – wenn er sich auf Kaepernick einlässt. Und umgekehrt. Pustekuchen.

Heute werfe ich einen Blick auf die AFC SOUTH. Sicher nicht die Division in der NFL, die vor Tradition und Titeln strotzt. Und die beeindruckendste Fanbase findet man hier auch nicht. Zumindest spannend könnte sie 2017 werden.


HOUSTON TEXANS (Bilanz 2016: 9-7)

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Stärken:

Eindeutig das Rückgrat dieser Mannschaft ist die Defensive von Coordinator und Assistant Head Coach Romeo Crennel. Die wenigsten Yards/Game ließen die Mannen um Jadeveon Clowney und Whitney Mercilus zu – und das in einer fast kompletten Saison ohne den verletzten Superstar und ehemaligen Defensive Player Of The Year, J.J. Watt. Beeindruckend.

Neben der Defensive Line, in der Clowney endlich nahezu verletzungsfrei seinem 1st-Pick-Overall-Status gerecht werden konnte, gehört vor allem die Secondary zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Speziell A.J. Bouye mauserte sich zu einem absoluten Top Cornerback und wählte für seinen Durchbruch den idealen Zeitpunkt: Bouye ist nun Free Agent und wird bald zu den bestverdienenden Spielern auf seiner Position gehören.

Die Frage ist nur, ob er das Geld auf einem texanischen Bankkonto einzahlen wird. Gerüchten zufolge wird Houston den Geldbeutel weit aufreißen, um den 25-jährigen nicht zu verlieren. Unabhängig davon stehen in Houston noch die Cornerbacks Jonathan Joseph, Kareem Jackson und Kevin Johnson auf der Gehaltsliste – alle wird man sich nicht leisten können.

Schwächen:

Um es mit unserem Kucze zu sagen: was haben sich die Texans da eingeBrockt??? Überzeugend war es nicht, was Neuzugang Osweiler da letztes Jahr abgeliefert hat. Aber bei dem Geld, das das Front Office in den Quarterback investiert hat, würde es mich doch sehr wundern, wenn man das Experiment bereits für gescheitert erklärt.

Vielleicht liegt es auch ein wenig an der löchrigen Offensive Line, dass Osweiler zu wenig Zeit bekam, um seine beste Waffe DeAndre Hopkins zu finden und stattdessen immer wieder Checkdowns auf seine Tight Ends werfen musste. Auch das Laufspiel um Lamar Miller war zu oft zahnlos.

Draft Needs:

  • Guard/Tackle – die Guards Xavier Su’a-Filo und Jeff Allen konnten 2016 nicht überzeugen und Right Tackle Derek Newton riss sich die Patellasehnen an beiden (!) Knien. Es besteht Handlungsbedarf. Die Free Agency könnte zumindest auf einer der beiden Guard-Positionen Hilfe verschaffen.
  • Quarterback – Osweiler wird sicher noch eine Saison ‚am Leben bleiben‘. Sollte man keinen geeigneten Free Agent finden (Romo?), muss man wohl oder übel mit Tom Savage als Backup versuchen, wieder die Playoffs zu erreichen. Riskant. Ein Nachwuchsprojekt auf der Quarterback-Position sollte auf der Agenda ganz oben stehen.

TENNESSEE TITANS (Bilanz 2016: 9-7)

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Crunch time.

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Stärken:

Die Titans sahen über weite Strecken der letzten Saison wie das beste Team der AFC South aus. Siege über Green Bay, Denver oder Kansas City hätte man in Nashville vor Jahreswende wohl nicht für möglich gehalten. Zu harmlos war noch 2015 der Angriff um den (damaligen) Rookie Marcus Mariota, die Offensive Line ohne Push, das Running Game nicht existent und die Passverteidigung ein schlechter Scherz. Als Head Coach Mike Mularkey dann vor Saisonbeginn von der ‚exotic smashmouth Offense‘ in Tennessee sprach, war das Gelächter groß.

Aber Mularkey hielt Wort, draftete Tackle Jack Conklin in den Top 10 des Drafts 2016 und in Runde 2 Running Back Derrick Henry, holte dazu noch Free Agent DeMarco Murray – und fertig war ein Old School Football vom Allerfeinsten. Hmmm. Was für Ästheten. Und mit Tight End Delanie Walker hatte Tennessee wieder eine sehr verlässliche Anspielstation im Team – unter diesen Voraussetzungen machte auch Mariota einen großen Schritt in seiner Entwicklung.

Die Laufverteidigung war 2016 die zweitbeste der Liga…

Schwächen:

Die Defense gegen den Pass allerdings ist weiterhin eine Baustelle. Sowohl auf Cornerback als auch auf Safety fehlen den Titans spielentscheidende Figuren. Einzig Jason McCourty ist ein passabler Starter, verdient aber zu viel. Er könnte sogar noch den Cuts zum Opfer fallen.

Außer besagtem Walker (wird vor der neuen Saison allerdings schon 33) stehen in der Offensive außer dem unspektakulären, aber zuverlässigen Rishard Matthews keine außergewöhnlichen Talente im Kader. Kollege Kendall Wright ist Free Agent, hat aber in all seinen Jahren bei den Titans nie bewiesen, dass er ein verlässlicher Slot Receiver ist – zu schwankend waren seine Auftritte.

Draft Needs:

  • Cornerback – ein Mann namens Valentino Blake wäre Stand heute der Starter neben McCourty. Eigentlich ein undrafted Special Teamer und seit 2012 in der NFL (ohne dabei nennenswert in Erscheinung getreten zu sein). Perrish Cox stümperte 2016 solange vor sich hin, bis man ihn noch während der Saison entließ.
  • Wide Receiver – wie so viele Teams sind auch die Titans ein Kandidat für eine Frischzellenkur auf dieser Position. Wright wird wohl nicht gehalten und für Rookie Tajae Sharpe war die NFL 2016 noch ne Nummer zu groß. Soll Mariota nach seiner schweren Verletzung (Schienbeinbruch) wieder zu alter Form finden und den nächsten Schritt machen, braucht er Waffen. Die Titans haben momentan keine.

INDIANAPOLIS COLTS (Bilanz 2016: 8-8)

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#TBT

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Stärken:

T.Y. Hilton stand mit 1,448 Receiving Yards an der Spitze der NFL. Wer hätte das gedacht?? Wären dabei vielleicht ein paar mehr als 6 Touchdowns herausgekommen, würden die Medien wohl mehr über den 27-järigen ehemaligen 3rd-Round Pick sprechen als über die doch deutlich glamouröseren Kollegen Brown, Jones, Bryant oder Beckham jr. ‚Unter dem Radar‘, nennt man das wohl.

Wide Receiver Donte Moncrief ist eine starke Ergänzung, Tight End Jack Doyle war eine positive Überraschung der letzten Saison (ist nun aber Free Agent). 1st-Rounder Ryan Kelly stabilisierte als Center eine traditionell löchrige Offensive Line – Quarterback Andrew Luck musste sich im Januar trotzdem einer Schulteroperation unterziehen. Frank Gore erlief mit seinen schlanken 33 Jahren doch tatsächlich nochmal 1,025 Yards. Jünger wird er nicht.

Schwächen:

Die Defensive der Colts verdient ihren Namen nicht. Insider Linebacker D’Qwell Jackson wurde entlassen, die Outside Linebacker Trent Cole, Robert Mathis und Erik Walden werden nächste Saison vermutlich allesamt anderswo ihr Geld verdienen (oder zurücktreten). Der beste Cornerback Darius Butler ist Free Agent und Vontae Davis ständig verletzt, Patrick Robinson bislang ein riesiger Flop. Baustellen über Baustellen.

Die rechte Seite der Offensive Line ist das große Fragezeichen, während links mit Tackle Castonzo und Guard Jack Mewhort neben Center Kelly endlich Ruhe einzukehren scheint.

Draft Needs:

  • Right Tackle/Right Guard – Joe Haeg und Denzelle Good werden nicht die Antwort sein.
  • Defensive End – Arthur Jones und Kendall Langford waren zwei der vielen Draft- oder Free Agent-Busts unter der Ägide von GM Ryan Grigson (mittlerweile entlassen). Neben Henry Anderson muss ein weiterer Starter für die Defensive Line her.
  • Inside Linebacker – in der 3-4 Defense wird diese Position gleich doppelt gebraucht. Nachdem der jahrelange Starter Jackson nun nicht mehr im Kader steht, brauchen die Colts Frischfleisch neben dem letztjährigen Rookie Antonio Morrison. Ein Playmaker muss her. Vielleicht sind Reuben Foster (unwahrscheinlich) oder Zach Cunningham in der Mitte der ersten Runde noch verfügbar.
  • Running Back – selbst wenn noch etwas Saft aus Gore rauszupressen ist, muss der neue GM Chris Ballard hier reagieren. So etwas wie einen ‚1-2-Punch‘ gab’s in Indianapolis schon sehr lange nicht mehr…

JACKSONVILLE JAGUARS (Bilanz 2016: 3-13)

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Stärken:

Ach, die Jaguars. Jedes Jahr wird die Offseason zur Lobhudelei für ein junges Team, eine vielversprechende Defensive, eine explosive Offensive – und dann kommt… nix. Und zwar so sicher wie der Wind in Chicago. Oder gefrorenes Bier in Green Bay. In schöner Regelmäßigkeit wird dann nach Gründen gesucht, warum dieses Team mal wieder den nächsten Schritt nicht gemacht hat – und warum diesmal alles besser wird.

Ich sage: abwarten. Es wäre an der Zeit, dass in Jacksonville erst einmal Taten folgen. Vor den ganzen Versprechungen – nicht umgekehrt. Theoretisch wäre natürlich jede Menge Potential vorhanden. Der 1st-Round Pick 2015, Dante Fowler jr., wird im Sommer zwei Jahre von seiner schweren Knieverletzung entfernt sein und endlich sein Potential abrufen können, Malik Jackson seinem Free Agent-Hype gerecht werden, Myles Jack neben Telvin Smith ein sensationelles Linebacker-Duo bilden und Jalen Ramsey (1st-Rounder 2016) einer der besten Cornerbacks der NFL sein. Möglich ist das alles. Aber wahrscheinlich?

Schwächen:

2016 war man sich weitgehend einig, dass das Problem in und hinter der Offensive Line zu finden war. Der neue ‚Berater des Präsidiums‘ Tom Coughlin wird sich jedenfalls genau ansehen, ob sich Quarterback Blake Bortles in der kommenden Saison weiter zurück entwickelt – oder wieder einigermaßen die Leistung aus 2015 (abzüglich der Ballverluste natürlich) abrufen kann.

In der Verfassung der letzten Saison wird er seinen Job sicherlich nicht lange behalten. In den letzten 3 Jahren produzierte Bortles 72 Turnover (51 Interceptions, 21 verlorene Fumbles). Das sind 24 pro Jahr! NFL = Not For Long.

Draft Needs:

  • Tackle – Kelvin Beachum (vorher in Pittsburgh) sollte die Blind Side von Bortles auf Jahre absichern. Tat er aber schon in seiner Premierensaison nur ungenügend – folgerichtig zogen die Jaguars die Option auf Vertragsverlängerung nicht (schließen jedoch derzeit nicht aus, neu zu verhandeln). Guard Luke Joeckel (1st-Rounder 2013) zerschredderte sich sein Knie in Woche 4 der letzten Saison und ist nun Free Agent – seine Rückkehr ist unwahrscheinlich.
  • Defensive End – neben Fowler war eigentlich Jared Odrick eingeplant. Der feierte seine Entlassung nun in Badehose am Strand.
  • Tight End – Julius Thomas ist Geschichte. Diese Liaison ging schneller zu Ende als erhofft – und außer Neal Sterling steht kein weiterer Tight End im Kader.

Somit hauen wir ein Ei über die AFC South – und machen nächste Woche mit der NFC South weiter.

Bis denne,

Detti sagt Servus.

 

Foto-Quelle: Instagram

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