Ich komme mir derzeit vor wie bei „The Sixth Sense“. Ja, der Film mit Bruce „Bloody Wife Beater“ Willis. Da glaubt man, man hat den Shit verstanden und plötzlich haut es dich um: „Waaaaas?! Brucy ist die ganze Zeit tot?!“ So ungefähr geht es mir dieser Tage mit der Free Agency. Eine Überraschung jagt die nächste.
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Da machen die chronisch schlechten Teams auf einmal alles richtig und die Siegertypen sehen aus wie die schmächtigen Kids mit Brille, die in der Hofpause kopfüber in die Mülltonne gestopft werden. Da werden Spieler verkauft, die so sicher im Sattel saßen wie der große Bruder von Remo – Wayne Carpendale – in seiner Rolle als Old Shatterhand bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg.
WAS IST LOS MIT DIESER WELT???
Doch dann kam mir ein Gedanke (weil ich meine Medikamente mal wieder nicht genommen hab). Wenn die NFL schon so crazy und unberechenbar geworden ist, wer sagt denn, dass es nicht noch verrückter werden kann? Also habe ich mir überlegt, welche Trades euch den Down aus dem Touch ziehen würden. Der Clou: Alle vier Ideen sind durchaus realistisch zu betrachten…
9. These: Vier Trades, die die NFL für immer verändern, die aber nie passieren würden
Cowboys haben keinen Bock auf Elliotts Bullshit
Der nächste Schocker kommt aus Dallas. Jerry Jones weiß, wie man richtig pokert. Denn das können Texaner einfach. Aber er weiß auch, wenn er ein schlechtes Blatt auf der Hand hat. Und deshalb zieht er schon jetzt die Reißleine bei Ezekiel Elliott. Der Rookie des Jahres 2016 wird verkauft!
Warum? Elliott und das Gesetz sind nicht gerade die besten Freunde. Schon bevor er gedraftet wurde, gab es Gerüchte und Anschuldigungen gegen den Running Back. Seine Ex-Freundin beschuldigte Elliott im vergangenen Sommer der häuslichen Gewalt – in mindestens fünf Fällen. Sie postete Fotos auf Instagram, auf denen die Misshandlungen zu sehen sein sollen.
Und jetzt der nächste Vorfall: Auf einer St.-Patrick’s-Day-Parade hat er einer jungen Frau das Shirt hochgezogen. Laut dem Gesetz in Texas ist das eine Straftat. Verhaftet wurde Elliott aber (noch) nicht. Doch mit Sicherheit schaut Roger Goodell, der Scharfrichter der Liga, ganz genau hin bei Zeke.
Was also tun? Als alter Öl-Mogul weiß Jones, wie man Geschäfte macht. Er wird die Ölquelle also gewinnbringend verkaufen. Schließlich kann er behaupten, die Offensive Line der Cowboys könne jeden Running Back gut aussehen lassen. Dann schickt er Elliott kurzerhand nach Jacksonville und erhält im Gegenzug den Erst- und Zweitrunden-Pick (#4 und #35) der Jaguars (die ja bereits extrem busy waren in dieser Offseason). Jacksonville bekommt endlich den Running Back, den es seit Maurice Jones-Drew vermisst. Dallas hat zwei fette Picks und wird mit einem der beiden eben wieder einen Running Back holen. Und solange der nicht Joe Mixon heißt, droht auch kein Ärger.
Osweiler in die Wüste – Palmer nach Cleveland
Sashi Brown hat in den ersten Stunden der Free Agency eines bewiesen: der neue GM der Browns hat dicke Cojones und nen Plan. Und den zieht er weiter eiskalt durch. Da kann sich selbst Kevin Costner noch ne Scheibe von abschneiden…
Nachdem die Browns ihre Offensive Line um Joe Thomas zu einer Trumpschen Mauer umgebaut haben (Kevin Zeitler und J.C. Tretter in der Free Agency geholt; Vertrag mit Joel Bitonio verlängert), kam der irre Deal mit Houston für einen Zweitrunden-Pick (und Brock Osweiler). Aber weder Brock noch Cody Kessler sind die Antwort als Quarterback der Zukunft.
Daher ging Head Coach Hue Jackson eines Morgens zu seinem GM ins Büro und erklärte ihm, er würde gern Carson Palmer haben. Palmer ist 37 Jahre alt und sah vergangene Saison bei weitem nicht so stark aus wie 2015 (35TD/11INT). Aber 26 Touchdowns und 14 Picks (2016) sind nun auch nicht derbe schlecht. Zudem war die O-Line der Cards ein Witz. Cleveland hingegen macht ernst.
Denn Coach Hue will Carson. Und Carson mag Coach Hue. Denn beide kennen sich aus gemeinsamen Bengals-Zeiten und Jackson hat Palmer seinerzeit von der Couch in Cincinnati (für die Palmer nicht mehr spielen wollte) nach Oakland geholt. Kurz nach dem Tod von Al Davis und der Verletzung von Jason Campbell waren die Raiders verzweifelt und Jackson gab einen Erst- und einen Zweitrunden-Pick für die Couch-Kartoffel aus.
Dieses Jahr bekommen die Browns Palmer für einen lächerlichen Zweitrunden-Pick (#52). Heißt: Cleveland hat noch immer drei Picks unter den ersten 33 Picks. Und Arizona? Die Cards können mit drei Picks in den Top52 ebenfalls für die Zukunft planen. Ach und Osweiler bekommen sie auch noch mit ins Paket gestopft. Das Gehalt zahlen zu 80 Prozent die Browns. Die haben das Geld.
Doch will Arizona tatsächlich mit Osweiler in die neue Saison gehen? Natürlich nicht! Und da kommt der nächste Mega-Deal ins Spiel…
Patriots verschiffen Brady nach Hollywood
Eigentlich gehören die Patriots zu dieser Jahreszeit zu den Teams, die lieber den Garten von altem Laub und Hundescheiße befreien und Blumen für den Sommer anpflanzen, anstatt sich mit der Free Agency zu beschäftigen. Erst wenn der Markt abflaut, greift die Belichick-Maschine zu und holt die perfekten Soldaten für ihre Mission.
Doch in diesem März ist alles anders. Als die Pats TE Dwayne Allen aus Indianapolis geholt haben, haben wir alle noch müde gelächelt und fühlten uns in der Annahme bestätigt, dass Martellus Bennett wohl anderswo unterkommen würden. Doch dann gaben sie einen Erstrunden-Pick für WR Brandin Cooks aus. Später wurde auch noch DE Kony Ealy aus Carolina samt eines Drittrunden-Picks im Tausch für einen Zweitrunden-Pick geholt.
Jetzt haben sie einen Star-Receiver, einen neuen zweiten Tight End und mehr Beef für die D-Line, aber keinen Pick mehr in den ersten zwei Runden. Normalerweise machen sie aus den Picks der ersten beiden Runden 3-300 Picks. Und dann noch die Nachricht, dass Malcolm Butler am Donnerstag in New Orleans zu Besuch sein soll. Also statt Butler zusammen mit Neuverpflichtung Stephon Gilmore auf gegnerische Receiver loszulassen, deutet vieles darauf hin, dass sich die Pats über Butler mindestens einen hohen Draft-Pick zurückholen werden. Es wäre ja nicht der erste Star-Spieler, den New England kurz vor Vertragsende aus der Stadt jagt.
Weiterhin hört man aus New England deutliche Worte zum Thema Jimmy Garoppolo. Der stünde nicht zum Verkauf. Und warum? Ich verrate es euch: Weil die Patriots alle Welt schocken und Tom Brady verscherbeln werden!!! Ihr habt richtig gehört. Brady ist raus in New England.
Der 39-Jährige hat ein 20-Millionen-Dollar-Anwesen in den Hügeln von Los Angeles. Ehefrau Gisele Bündchen hat ihn schon nach dem letzten Super Bowl gebeten, endlich die Cleats an den Nagel zu hängen. Doch Tom will weitermachen. Und so darf er beides: spielen und mehr Zeit mit der Familie verbringen.
Denn die Pats schicken Brady zu den Los Angeles Rams.
Die Rams lieben das Rampenlicht. Hollywood ist Pflicht in L.A. Vergangenes Jahr haben sie das mit „Hard Knocks“ echt gut hinbekommen. Alle Welt glaubte, da würde ein echt gutes Team heranwachsen. Wie kann das das 2017 toppen? Eben mit dem Quarterback aller Quarterbacks.
Und während Bradys Ankunft in L.A. wie die Mondlandung gefeiert wird und die Rams einfach mal deshalb eine Parade auf dem Hollywood Boulevard abhalten, stellt sich Bill Belichick in seinem Schlabberpulli vor die Presse und grummelt: „Tom ist ein großartiger Spieler. Aber die Einheit ist größer als die einzelnen Teile. Nun muss der nächste abliefern.“
Ihr fragt euch natürlich zurecht, warum die Rams das machen sollten, wo sie doch Jared Goff haben. Und was hat das nun mit den Cardinals zu tun? Ganz einfach. Das hier wird ein flotter Dreier!!! Nachdem die Browns und Texans einen Deal im NBA-Stil hingelegt haben, ziehen die Patriots, Rams und Cardinals nach. Denn Goff spielt ab sofort in Arizona. Unter Assistant Head Coach Tom Moore kann er endlich sein volles Potenzial abrufen, der hat immerhin schon Terry Bradshaw, Peyton Manning und Carson Palmer zu Stars gemacht.
Auch ein paar Draft-Picks wechseln den Besitzer. Arizona gibt #77 ab nach Los Angeles, bekommt aber #96 von New England. Die Pats wiederum erhalten Pick #13 von Arizona und noch Pick #112 von den Rams.
Houston schickt Watt zum Mond
Einen hab ich noch! Denn nicht nur Quarterbacks sind heiß begehrt. Wie wäre es mit einem neuen Arbeitgeber für den besten Verteidiger der NFL? J.J. Watt muss Houston verlassen. Aber warum, fragt ihr euch.
Ganz einfach: Die Texans hatten auch ohne Watt (und trotz weiterer Verletzungen im Defensive Backfield) die statistisch beste Defensive der NFL im vergangenen Jahr. Kein Team erlaubte weniger Yards pro Spiel (301,3). Houston gab die zweitwenigsten Passing Yards ab (201,6 YPG) und blieb unter 100 erlaubten Rushing Yards pro Spiel (99,7).
Das krasse daran: 2015 erlaubten sie mit Watt im Line-Up mehr Yards. 310,2 Yards pro Spiel – 210,4 Passing Yards pro Spiel – 99,8 Rushing Yards pro Spiel. Die Zahl der Sacks ging ohne Watt natürlich zurück (von 45 auf 31), aber daran kann man ja mit frischem Blut aus dem Deal arbeiten. Und wer ist der glückliche neue Besitzer des besten Defensivspielers dieses Jahrtausends?
Watt geht nach San Francisco. Der neue GM John Lynch weiß, dass man mit Defensive Spiele und Titel gewinnt. Also statt sinnlos Geld für einen Quarterback auszugeben, der noch grün hinter den Ohren ist, investieren die Niners in ihre einstige Stärke: die Abwehr. DT Earl Mitchell und ILB Malcolm Smith wurden bereits geholt, um Löcher zu stopfen. Aber ein Watt wäre ein Hauptgewinn, den man sich mit 74 Millionen Dollar Cap Space sogar locker leisten könnte. Watt spielte in Houston in einer 3-4 Defense, hat aber auch die Fähigkeiten, in der 4-3 zu dominieren. Der Mann kann an der Line jede Position spielen und zwingt jeden Gegner, sein Spiel auf ihn zuzuschneiden. Ein Segen für Coaches.
Und was hat Houston davon? Die Texans sind defensiv weiterhin sehr gut aufgestellt und sparen nun satte 57 Millionen Dollar in den kommenden fünf Jahren. Von San Francisco gibt es als Bonbon noch Pick #2 und Pick #66 im Draft 2017 sowie nen Zweitrunden-Pick 2018, der je nachdem, wie Watt einschlägt, auch noch zu einem First Rounder mutieren könnte.
So Freunde, ich hoffe, euch hat die wilde Achterbahnfahrt mit Looping aber ohne Gurt gefallen. Und sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt…
In diesem Sinne,
Euer Stolle