Ja. Es ist wahr. Ich bin Fan der Cleveland Browns.

Keine Pointe. Dabei habe ich weder eine Wette verloren noch abartige Ambitionen in Sachen Leidensfähigkeit. Ich habe damals (lies: 90er Jahre) diesem Team einen immerwährenden Platz in meinem kleinen Herzen gewährt, weil ich kein Erfolgsfan sein wollte.

Dallas Cowboys? America’s Team. Igitt! New England Patriots? Die Erfolgs-Dynasty war schon damals abzusehen. Zumindest irgendwie. Ich wollte kein Star-Team, nicht ‚The Greatest Show On Turf‘. Keinen Broadway Joe. Keinen Prime Time Neon Deon. Ich wollte hemdsärmeligen, ehrlichen Arbeiter-Football. Ich wollte hungrige Underdogs statt Spektakel. Genau das bekam ich. Für die nächsten Jahrzehnte. Mehr leider nicht.

Ähnlich wie die Geschichte der Menstruation ist auch die Draft-Historie des kommenden Dawg Pound-Spielmachers eine Geschichte voller Missverständnisse. Das vorerst letzte Desaster? Der Pick von Johnny Manziel – aka Johnny Football – im Jahr 2014.

Ein für QB-Verhältnisse zu klein geratener Trunkenbold, bei dem es im Rahmen von kontroversen Debatten mit der Damenwelt nicht nur Applaus klatscht. Da der gute Johnny auch gern mal lattenstramm im Training erscheint, hat er das Playbook nicht so wirklich richtig gut drauf. Im März 2016 ist Schluss für Johnny.


Nun also der Draft 2017. Neues Jahr, neues Glück. Bei mir herrscht helle Vorfreude. Zur Erklärung, warum ich diese Veranstaltung so mag: Der Draft ist sowas wie der Super Bowl des Browns-Fans. Der Moment, in dem wir auch mal im Rampenlicht stehen. In dem wir auch mal die Chance haben, Sportgeschichte zu schreiben. Ok, meistens greifen wir ins Klo. Sehr tief. Aber dieses Mal wird alles besser! Vielleicht. Hoffentlich…

Dann ist es soweit. Nervös rutsche ich vor der Glotze hin und her. Taschentücher, Beruhigungspillen und Schmerzmittel liegen bereit. Muss man als Browns-Fans immer parat haben. The Browns are on the clock. Moment! Was ist das? General Manager Sashi Brown telefoniert. Werden die Browns doch wieder ihren ersten Pick auf einen QB verwenden – oder besser: verschwenden?

Erinnert sich noch jemand an Brady Quinn? Oder Brandon Weeden? Oder…. ach, lassen wir das.


Die Mensch-Maschine ist da

Entwarnung und Euphorie: Da ist er! Die Browns sichern sich „Freak Of Nature“ Myles Garrett. Der letzte Verteidiger, der im Vorfeld derart gehypt wurde, war Jadeveon Clowney. Und der hat bislang auch nicht all das gehalten, was alle von ihm erwartet haben…

Myles Garrett erinnert mit seinen absurden Abmessungen und seinen überragenden athletischen Fähigkeiten an Julius Peppers. Er kommt unfassbar schnell aus den Startlöchern und kann Geschwindigkeit in Kraft umsetzen. Und umgekehrt. Ich kann es kaum abwarten, bis der Koloss Ben Rothlisberger, Joe Flacco und Andy Dalton in ihre Einzelteile zerlegt. Das wird ein Festival der 4-Aspirin-Hits! Fun Fact: Garrett nimmt die frohe Botschaft auf einem braunen Ledersofa entgegen. Guter Junge.


Kirk und Brock? Keinen Bock!

Die Bears schnappen sich Trubisky bei ihrem Pick 2 und machen sich damit zum Gespött des Drafts. Somit ist das Browns-Traum-Szenario (Garrett an 1, Trubisky an 12) Geschichte. Jetzt wird es vogelwild. Angeblich sind die Browns an Kirk „YOU LIKE THAT!“ Cousins interessiert. Das erweist sich zum Glück schnell als Ente. Ein durchschnittlicher QB mit Brock Osweiler reicht.

Ich hoffe auf Deshaun Watson. Er is immer noch verfügbar! Weil die Jets doof sind – und die Chiefs lieber Mahomes als QB wollen. Der soll übrigens wie Brett Favre sein. Nur ohne Sexting. Was passiert? Die Browns tauschen Platz 12 mit den Texans und rutschen auf Platz 25. Die Texans schnappen sich Watson. Das trifft mich härter als die Rute von Adrian Peterson. Echt jetzt.


Des Kizers neue Kleider?

Jetzt ist immerhin QB DeShone Kizer noch verfügbar. Den hatten die Browns im Vorfeld genauer unter die Lupe genommen. Es wird aber Safety Jabrill Peppers. Ok, dieser Pick macht Sinn. Denn wie bereits Kollege Detti in seiner Draft-Vorschau analysierte, hat Cleveland auf dieser Position nach der miesen Performance der letzten Saison echt Bedarf. Aber sowas von. Na ja,… Wo eigentlich nicht?

Peppers ist extrem vielseitig. Er könnte als Schweizer Taschenmesser zum Glücksgriff werden. Jabrill hat im College auch Linebacker gespielt und war sogar als Running Back aktiv. Außerdem ist er ein bumsstarker Punt- und Kick Returner. Coach Hue Jackson hat bereits bestätigt, dass er Peppers auch in der Offense einsetzen will. Ich bin gespannt! Aber sowas von.


Goodbye Gary!

Jetzt aber: QB Kizer! Was ist das? Die Browns wählen einen Tight End. EINEN TIGHT END? Wir haben doch Gary Barnidge! Der Mann, der Bälle zwischen den Beinen fängt, dass OBJ blass wird vor Neid! Ok, Barnidge hat 2015 mit 1000+ Yards und 9 Touchdowns deutlich über seinen Möglichkeiten gespielt. Aber immerhin hatte mal ein Brown ‚overperformed‘!

Trotzdem picken die Browns David Njoku, den nach O.J. Howard zweitbesten TE des Drafts. Er hat die nötige Statur und ist schnell wie Sau. Zudem ist er ein exzellenter Run Blocker. Wenige Stunden, nachdem Njoku gewählt wird, schmeißen die Browns Barnidge raus. Die NFL ist hart. Fast so hart wie die Fäuste von Joe Mixon.

View this post on Instagram

The future is now.

A post shared by Cleveland Browns (@clevelandbrowns) on

Werde ich noch einen QB bekommen? Muss ich mit Brock O. leben? Wie sind die Chancen der Browns nach dem Draft? Werden sie tatsächlich konkurrenzfähig? Und warum liegt hier Stroh?

Verpasst nächste Woche nicht Teil 2 dieses flauschigen Beitrags.

Es grüsst euch hoffnungsvoll,

Jens

 

Foto-Quelle: Instagram

Video: YouTube

Hinterlasse ein Kommentar

Bitte gib einen Kommentar ein!
Bitte gib hier deinen Namen ein